Sie ist die bekannteste Islamkritikerin der Schweiz: Saïda Keller-Messahli. Seit Jahren warnt sie vor radikalen Muslimen, schreibt unaufhörlich gegen religiöse Fanatiker an.
Doch nun könnte die gebürtige Tunesierin mit ihrer Kritik zu weit gegangen sein. Die Berner Staatsanwaltschaft hat ein Strafverfahren gegen sie eröffnet. Grund: Keller-Messahli soll den Hassprediger Abu Ramadan verleumdet haben, nachdem dieser in der Bieler Al-Rahman-Moschee gegen Andersdenkende gehetzt hatte.
Anzeige geht auf Artikel im «Bieler Tagblatt» zurück
Christof Scheurer, Sprecher der Staatsanwaltschaft, bestätigt: «Wir haben gegen Frau Keller-Messahli eine Untersuchung wegen Verdachts der üblen Nachrede und der Verleumdung eröffnet.»
Auslöser für die Ermittlungen ist ein Artikel im «Bieler Tagblatt», in dem die Islamkritikerin im September 2017 schwere Vorwürfe gegen den libyschen Imam erhob. Sie schrieb: «Am 11. und 18. November 2016 predigte er in der Moschee Al Karafi in Tripolis, um Gott um Schutz der anwesenden Al-Kaida- und IS-Kämpfer zu bitten.» Als Beweis publizierte die Zeitung den Screenshot eines Videos der Predigt.
Doch an der Darstellung von Keller-Messahli kamen schon bald Zweifel auf. Wenige Tage nach der Publikation des Artikels musste die Zeitung eine Gegendarstellung des islamischen Predigers drucken. Darin wehrte sich Abu Ramadan gegen die Anschuldigungen: «Diese Behauptung ist falsch. Wie Aufnahmen der Predigt belegen, habe ich keine entsprechende Aussage getätigt.»
Hat die Islam-Kritikerin sich verrannt?
Tatsächlich erwähnt der Imam in seinem arabischen Gebet weder den IS noch Al Kaida. Auch ist den Sätzen Abu Ramadans nichts zu entnehmen, was sich in diese Richtung interpretieren lassen könnte.
Hat die prominente Islamkritikerin übersteuert? Noch vor wenigen Monaten bestritt Keller-Messahli dies. Heute will sie sich nicht mehr zum Fall äussern.
Abu Ramadan seinerseits hat wegen seiner Predigt in Biel BE selbst ein Verfahren am Hals. Der Verdacht: Rassendiskriminierung.