Gestern Dienstag war es so weit – die 107'106 beglaubigten Unterschriften für die Initiative für einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub wurden der Bundeskanzlei zur Überprüfung eingereicht. Nun liegt es am Bundesrat, allenfalls einen Gegenvorschlag auszuarbeiten. Zur Diskussion stehen etwa ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub oder der Elternurlaub, also die Aufteilung des 14-wöchigen Mutterschaftsurlaubs auf Mütter und Väter.
Eines ist klar: Dass die Initiative für einen Vaterschaftsurlaub überhaupt zustande kam, ist vor allem den Frauen zu verdanken. Rund 70 Prozent der Online-Unterschriften stammen von Frauen, darunter von auffällig vielen jüngeren zwischen 25 und 34 Jahren (BLICK berichtete).
Widerstand aus der Wirtschaft
Klar ist auch: Es wird Widerstand gegen die Initiative geben – vor allem von Seiten der Wirtschaft. Sowohl Economiesuisse und Arbeitgeberverband als auch Gewerbeverband sind gegen einen vom Staat bezahlten Vaterschaftsurlaub.
Für Gewerbeverbandsdirektor Hans-Ulrich Bigler sind die 380 Millionen Franken Mehrkosten, mit denen der Bund rechnet, nicht tragbar. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» sagt er, das seien «Ausgaben, die auf den Arbeitgebern lasten würden». Einem Elternurlaub würde er sich aber nicht verschliessen, erklärt Bigler.
Daniella Lützelschwab vom Arbeitgeberverband sieht das gleich. Die Erwerbsersatzkasse (EO), durch die der Vaterschaftsurlaub finanziert werden soll, habe im letzten Jahr mit einem negativen Ergebnis abgeschlossen, erklärt sie gegenüber der Zeitung. Früher oder später wären Beitragserhöhungen zur Finanzierung des Vaterschaftsurlaubs nötig. Für sie ist deshalb nur ein Elternurlaub denkbar.
«Mutterschaftsurlaub ist sakrosankt»
Für CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt (SO) sind solche Überlegungen «hanebüchen». Ein Elternurlaub auf Kosten des Mutterschaftsurlaubs, das könne es nicht sein. «Der Mutterschaftsurlaub darf nicht angefasst werden, er ist sakrosankt», erklärt er gegenüber BLICK.
Als Vertreter der KMU müsse sich Gewerbeverbandsdirektor Bigler überlegen, ob mit dem Vaterschaftsurlaub nicht gleich lange Spiesse im Wettbewerb um gute Arbeitnehmer gemacht würden, denn: «Grosse Firmen bieten ihren Angestellten oft einen Vaterschaftsurlaub von fünf bis zehn Tagen.» Viele KMU hingegen beklagten, sie könnten sich solche Geschenke an ihre Angestellten nicht leisten.
Auch SVP-Nationalrat Felix Müri (LU) stellt sich ganz gegen eine Praxisänderung. Man könne dem Staat nicht immer mehr aufbürden, erklärt er im Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Für ihn kommt deshalb weder ein vier- noch ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub in Frage. Und auch den Elternurlaub sieht Müri kritisch: Es gehe beim Mutterschaftsurlaub «vor allem um die Frau und ihre Gesundheit». Eine freie Aufteilung des Elternurlaubs könne unter Umständen nachteilig für die Mutter sein. (thk)