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«Unsäglich», «schlecht» und «ungeschickt»
Ungeziefer-Plakat widert selbst SVPler an

Die SVP vergleicht die politischen Gegner in ihrer Wahlkampagne mit Ungeziefer. Selbst in den eigenen Reihen kommt das gar nicht gut an.
Publiziert: 19.08.2019 um 09:25 Uhr
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Aktualisiert: 21.08.2019 um 09:41 Uhr
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Mit diesem Plakat will die SVP im Wahlkampf punkten.
Lea Hartmann

Ein Schweizer Apfel, zerfressen von maden- oder wurmartigem Getier, das für die anderen Parteien sowie die EU steht: Das Kampagnen-Sujet, mit dem die SVP in die Wahlen zieht, ist ekelhaft.

Denn es erinnert an das dunkelste Kapitel der europäischen Geschichte: In «Mein Kampf» beschreibt Hitler die Juden als Parasiten. Wie historisch bewanderte Twitter-User feststellten, hat das Nazi-Kampfblatt «Der Stürmer» 1931 eine Abbildung veröffentlicht, die dem SVP-Sujet erschreckend ähnelt. So zeigt auch diese einen von einem Wurm zerfressenen Apfel. Das Bild sollte darstellen, wie Juden die deutsche Wirtschaft aushöhlen.

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«Schlecht und ungeschickt»

Kein Wunder, wird das Sujet deshalb nicht nur bei den politischen Gegnern, sondern auch parteiintern heftig kritisiert. So wagt es beispielsweise Pascal Messerli (29), Präsident der SVP-Fraktion im Basler Grossen Rat, die Parteispitze öffentlich zu kritisieren. Er finde das Plakat «schlecht und ungeschickt», schreibt er in einem Tweet. «Ich bin im Grossen Rat immer für eine harte und scharfe Debatte zu haben, jedoch geht das aus meiner Sicht zu weit. Unsere politischen Gegner sollten wir nicht menschlich bekämpfen!»

Auch Kantonsratskollege Joël Thüring (35) findet die Sujet-Wahl problematisch. «Ich finde das Plakat ungeschickt und hätte es nicht gebracht», twittert er.

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Der Schaffhauser SVP-Kantonsrat Pentti Aellig (57) appelliert an Parteipräsident Albert Rösti (52). In Schaffhausen sei die SVP so stark, weil man auf Plakate wie diese verzichte. «Denk an all die überparteilichen Kommissionen und Listenverbindungen – und stoppe dieses Sujet», schreibt er. Und auch der ehemalige Präsident der SVP des Kantons Zürich, Konrad Langhart (56), lässt durchblicken, dass er das Plakat unterste Schublade findet.

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Sogar in der Bundeshausfraktion schüttelt man den Kopf über die Sujetwahl der Parteispitze. Als «Linke und Nette» bezeichnet die SVP auf ihrem Plakat die politischen Gegner. Doch was man bildhaft darstelle, seien weder Linke noch Nette, sondern Gewürm, kritisiert der Zürcher SVP-Nationalrat Claudio Zanetti (52). «Was versprecht Ihr euch von dieser unsäglichen Bildsprache? Wer soll einen da noch ernst nehmen?»

Etwas zurückhaltender formuliert der Luzerner SVP-Nationalrat Franz Grüter (56) die Kritik. «Die Botschaft kommt zwar klar zum Ausdruck. Aber es gäbe eine bessere Bildsprache, um sie zu transportieren», meint er auf Nachfrage des «Tages-Anzeiger».

SVP will nichts ändern

Die SVP-Spitze gibt sich derweil ahnungslos. Es sei ihm nicht bewusst gewesen, dass eine ganz ähnliche Abbildung einst von den Nazis veröffentlicht worden ist, sagte Fraktionschef Thomas Aeschi (40) gestern Abend auf «Tele Züri». Es deswegen noch einmal überdenken, will man aber nicht. Parteipräsident Rösti sagte gegenüber CH Media, dass man am Sujet festhalte.

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Die Parteien an der Wahl

Bald geht die heisse Phase der Wahlschlacht so richtig los. BLICK erklärt im Formtest, wo die Parteien im Moment stehen und womit sie zu punkten versuchen.

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