«Von kleinen Kindern geht keine Gefahr aus»
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BAG-Koch erklärt Kehrtwende:«Von kleinen Kindern geht keine Gefahr aus»

Umarmen ja, hüten nein – neue Empfehlungen für Grosseltern
Der Enkeltrick des BAG

Grosseltern dürfen ihre Enkelkinder wieder umarmen, sollen sie aber trotzdem noch nicht hüten. Die Kehrtwende des Bundesamts für Gesundheit sorgt für Verunsicherung.
Publiziert: 28.04.2020 um 08:24 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2020 um 12:06 Uhr
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Grosseltern dürfen ihre Enkel mal wieder umarmen.
Foto: Getty Images
Tobias Bruggmann und Sermîn Faki

Mit feuchten Augen vom Balkon dem geliebten Enkelkind winken: Für viele Senioren ist das momentan die einzige Chance, die Kleinen zu sehen. Jetzt überrascht Daniel Koch (65) vom Bundesamt für Gesundheit mit einer neuen Empfehlung: Umarmen ja, hüten nein.

«Mal den Enkel in den Arm nehmen, das dürfen Sie. Da riskieren Sie nichts», sagte Koch im Magazin «Grosseltern», das bereits am Wochenende berichtet hat. Koch, selbst Grossvater, nennt als Altersgrenze für eine Umarmung von Grosi und Opa zehn Jahre.

Spektakuläre Kehrtwende

Mit diesen Aussagen verwirrt Koch nicht nur die Senioren. Innerhalb von zwei Wochen hat er seine Meinung geändert: Damals empfahl er, auf den Kontakt zwischen Grosseltern und Enkeln zu verzichten. Senioren gehörten zur Risikogruppe. Selbst wenn Kinder das Virus normalerweise nicht übertragen – im Einzelfall sei es eben nicht ausgeschlossen. «Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit, dass sie das Virus nicht übertragen», so Koch damals.

Jetzt die Kehrtwende. «Es ist so, dass Kinder praktisch nicht infiziert werden und vor allem das Virus nicht weitergeben», so Koch am Montag. Er erklärt den Umschwung mit Gesprächen mit verschiedenen Experten in Kinderspitälern der ganzen Schweiz und einer neuen Studie. Für viele Grosseltern sei der Kontakt mit den Enkeln sehr wichtig. Seit seinen letzten Ausführungen habe sich das Wissen um die Rolle von Kindern in der Epidemie nochmals verbessert.

Aber bitte nicht hüten

Dennoch rät Koch weiterhin davon ab, Grosi und Opa zum Hüten einzusetzen. Das Problem hier: «Die kleinen Kinder müssen gebracht und geholt werden.» Das führe zu einer Vermischung der Generationen. Dadurch hätten die Eltern wieder mehr Kontakt mit der Risikogruppe – und das sei gefährlich. «Beim ersten Mal geht es vielleicht noch mit den zwei Metern Abstand. Beim zweiten Mal werden es wahrscheinlich nur noch 50 Zentimeter sein und beim dritten Mal trinkt man wahrscheinlich schon wieder Tee und Kaffee zusammen.»

Ausgerechnet Erwachsenen traut Koch nicht zu, sich an Regeln halten können – etwa, dass man die Kinder an der Gartentür übergibt und Abstand hält. Oder dass Kinder mit sieben Jahren allein ein Treppenhaus hinaufsteigen können.

Trotzdem sind die Aussagen von Koch «ein Lichtblick am Horizont». So beschreibt es zumindest Peter Burri Follath (49) von Pro Senectute. «Das waren sechs entbehrungsreiche Wochen.» Doch auch er betont, dass die Gefahr einer Ansteckung nicht kleiner geworden sei, und warnt vor «Fahrlässigkeiten»: Eltern müssten akzeptieren, dass Hüten weiterhin nicht möglich sei.

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