Ueli Maurers Ausraster in der «Rundschau»
Schon vor der Sendung flogen die Fetzen

Das Schweizer Fernsehen und die SVP. Eine Dauerfehde. Es geht um Macht und politischen Einfluss. Die Partei will den SRG-Chef Roger de Weck stürzen.
Publiziert: 19.04.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:02 Uhr
Von Matthias Halbeis

Der Ausraster von Ueli Maurer im Interview mit «Rundschau»-Moderator Sandro Brotz – es wurde vergangenen Mittwoch ausgestrahlt – war beileibe nicht derart spontan, wie das am Bildschirm erschien.

BLICK weiss: SVP-Bundesrat Maurer explodierte schon lange vor dem Sende­termin. In dem Augenblick nämlich, als er den vorgängigen «Rundschau»-Beitrag über den Gripen erstmals zu Gesicht bekam – das war am Dienstagnachmittag im Bundeshaus.

Anders als gewöhnlich durfte der Bundesrat den kritischen TV-Beitrag im «Salon du Président» auf einem Laptop vor­visionieren. Anschliessend sollte ein Interview mit Sandro Brotz aufgezeichnet werden, in dem Maurer auf den Beitrag reagieren sollte. Doch so weit kam es zunächst nicht. Der Grund: Der Bundesrat war verärgert. Wurde laut.

Was er gesehen hatte, brachte den Verteidigungsminister in Rage. Er wählte deutliche Worte. Es kam zum  verbalen Schlagabtausch zwischen dem Magistraten und dem «Rundschau»-Team. Es hat wenig gefehlt und Maurer hätte das Interview platzen lassen. Mit knapper Not konnte das verhindert werden, und Sandro  Brotz stieg eher zahm in das Interview mit Maurer ein – fast so, als wollte er diesen nicht reizen.

Marcus Knill, Experte für Medienrhetorik, meint nach ­einer Videoanalyse: «Brotz war von der heftigen Reaktion offensichtlich irritiert.» Und: Ueli Maurer habe bereits als SVP-Parteichef Konfrontationen nicht gescheut.

In der Tat ist es nicht das erste Mal, dass dieser sich in eine verbale Rauferei mit Journalisten stürzt (siehe Box). Mehr noch: Sein persönliches Verhältnis zur SRF-Bundehaus­redaktion ist seit geraumer Zeit angespannt. Es ist offensichtlich: Ueli Maurer hat ein Problem mit dem Staats-TV.

«Er ­wurde schliesslich von den SRF-Leuten schon mehrfach unfair behandelt», sagt SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli. Auch das ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Die grösste Partei im Lande hat das öffentlich-recht­liche Fernsehen schon lange im Visier. Und die Aversion hat einen ­Namen: Roger de Weck, seit drei Jahren SRG-Generaldirektor. Die Wahl zum obersten TV-Boss ist für den SVP-Strategen eine «Kampfansage», bis heute.

«Wenn jemand, der sich mit Artikeln gegen die SVP die Finger wund geschrieben hat, Chef des Staatsfernsehens wird», begründet Mörgeli, «ist das eine Provokation.» Zudem sei de Weck ein Euro-Turbo. «Die TV-Informa­tionsgefässe berichten über uns und unsere Politik äusserst tendenziös.»

Der Konflikt zwischen Maurer und der «Rundschau» ist nur der vorläufig letzte Akt dieser Dauerfehde. Es ist erst ein paar Tage her, seit Christoph Mörgeli seine eigene Attacke gegen das Schweizer Fernsehen geritten und gefordert hat: «Die Parteien müssen gemäss ihrer Wählerstärke in der SRG-Führung vertreten sein.»

Und: «Als stärkste Partei hat die SVP Anspruch auf den Generaldirektor.» Im Klartext: Mörgeli und Co. wollen de Weck weghaben! In diesem Kontext ist wohl auch Maurers jüngster Ausraster zu sehen.

Derweil ruft seit gestern eine «Informa­tionsgruppe Pro-Kampfflugzeug» die Bevölkerung auf, «mit allen legalen Mitteln gegen die ‹Rundschau› vorzugehen». Beim TV-Ombudsmann Achille Casanova sind bereits über zwei Dutzend Beanstandungen eingetroffen – so viele wie noch nie zu einer einzelnen TV-Sendung.

Uelis Wut So knallte es bisher

Zürich – Als SVP-Chef rannte Ueli Maurer im Jahr 2000 wutenbrannt aus dem «SonnTalk» von Tele Züri: Roger Schawinski hatte ihn «Parteichef von Blochers Gnaden» genannt. Ende November 2008 – Maurer war gerade für den Bundesrat vorgeschlagen worden – geriet er live mit Bundeshausredaktor Hans Bärenbold aneinander. Und als Bundespräsident polterte er am Verlegerkongress 2013, in der Schweiz herrsche eine selbst verfügte Gleichschaltung der Medien – worauf ihn das Publikum auspfiff.

Zürich – Als SVP-Chef rannte Ueli Maurer im Jahr 2000 wutenbrannt aus dem «SonnTalk» von Tele Züri: Roger Schawinski hatte ihn «Parteichef von Blochers Gnaden» genannt. Ende November 2008 – Maurer war gerade für den Bundesrat vorgeschlagen worden – geriet er live mit Bundeshausredaktor Hans Bärenbold aneinander. Und als Bundespräsident polterte er am Verlegerkongress 2013, in der Schweiz herrsche eine selbst verfügte Gleichschaltung der Medien – worauf ihn das Publikum auspfiff.

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