Vor gut einem Jahr weilte er bei ihr in Washington – jetzt kam Betsy DeVos (60) der Einladung von Bundesrat Johann Schneider-Ammann (66) in die Schweiz nach: Die umstrittene Bildungsministerin von US-Präsident Donald Trump (74) nahm heute Morgen am dritten Internationalen Berufsbildungskongress in Winterthur ZH teil.
Die Milliardärin und der Bundesrat scheinen sich zu mögen. Entspannt plauderten die beiden miteinander, bevor sie die Bühne betraten.
«Mister Schneider-Ammann erzählte mir in Washington, wie die Schweiz Lehrlinge ausbildet», sagte DeVos dann in ihrer Rede vor mehreren Hundert Kongressteilnehmern aus aller Welt. «Und ich muss sagen: Mr. Schneider-Ammann hat mich sehr inspiriert!»
Ermotti-Werdegang sei Vorbild für die USA
Zudem habe sie vom Schweizer Botschafter in Washington, Martin Dahinden (60), erfahren, dass UBS-CEO Sergio Ermotti (58) als Lehrling bei der Bank anfing. «Ein solcher Werdegang ist in den USA unvorstellbar», so DeVos. «Aber er sollte es werden!» Die US-Universitäten würden die jungen Menschen nicht richtig auf den Arbeitsmarkt vorbereiten.
Die Schweiz und ihr duales Bildungssystem sei ein Vorbild für die USA, aber auch die ganze Welt. «Denn jeder Mensch hat das Recht auf eine Ausbildung», so DeVos.
Die Aussage lässt aufhorchen: DeVos engagiert sich für Privatschulen und gegen den Schutz und die Integration von Minderheiten. In den USA ist die Hardlinerin deshalb höchst umstritten.
Die vierfache Mutter ist derzeit auf einer Stippvisite durch Europa. In der Schweiz werde sie sich mit Lehrlingen und Ausbildnern treffen, um «selbst zu sehen, wie ihr die jungen Menschen hier ausbildet».
Derweil ist man in der Heimat hässig über DeVos' Schweizer Schnupperlehre. Sie bleibt dadurch einer Anhörung über Sicherheit in Schulen fern.
DeVos erbost SP
Und auch in der Schweiz sorgte der Auftritt der Hardlinerin für Missstimmung: «Ein Affront sondergleichen» sei die Einladung durch den Bund, polterte SP-Nationalrätin Mattea Meyer (30). «DeVos verkörpert eine Politik, die den Grundwerten der Schweiz diametral entgegensteht», so Meyer.
Der FDP-Bundesrat liess sich durch die SP nicht von seinem Programm abbringen: Statt wie von den Sozialdemokraten gefordert, in seiner Rede die «offene, demokratische Gesellschaft» anzusprechen, weibelte er lieber für sein Lieblingsthema, das duale Berufsbildungssystem. «Because Switzerland has the best in the world», so der Bundesrat.