Trotz ständig steigender Kosten
Schweizer wollen nicht am Prämien-System rütteln

Nur noch fünf Prozent der Schweizer empfinden die Krankenkassen-Prämien als dauerhaftes Problem. Das zeigt der neuste Gesundheitsmonitor von GfS Bern. Doch für ihr Geld wollen die Versicherten auch eine Gegenleistung sehen.
Publiziert: 19.06.2018 um 09:48 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:40 Uhr
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Nur für fünf Prozent der Befragten sind die Krankenkassen-Prämien ein dauerhaftes Problem.
Foto: BLICK Infografik
Sermîn Faki

Seit Jahren stöhnen Herr und Frau Schweizer über die ständig steigenden Krankenkassenprämien. Auch 2019 sollen die Prämien wieder um vier Porzent steigen, meldete heute Comparis. Doch stöhnen sie wirklich? Der neuste Gesundheitsmonitor, den das Umfrageinstitut GfS Bern im Auftrag des Branchenverbands Interpharma erstellt hat, lässt Zweifel an dieser Darstellung aufkommen.

Denn nur fünf Prozent der 1200 Befragten bezeichnen die Prämien als «dauerhaftes Problem». Weitere elf Prozent müssen deswegen «gelegentlich» den Gürtel enger schnallen.

Die Schweizer scheinen sich an die hohen Prämien gewöhnt zu haben: 2017 sagten noch doppelt so viele Befragte (11 Prozent), die Prämien seien ein «dauerhaftes Problem», und ganze 34 Prozent brachten sie «gelegentlich» in finanzielle Schwierigkeiten.

Qualität ist wichtiger als Kosten

Tatsächlich ist den Schweizern Qualität wichtiger als der Preis, haben die Forscher herausgefunden. Konsequent lehnen die Befragten auch Reformvorschläge zur Ausgestaltung der Prämien ab. Pech für CVP und SP, die mit Gesundheitskosten-Initiativen in den Wahlkampf ziehen wollten. Die CVP mit einer automatischen Kostenbremse, die in Kraft treten soll, wenn die Prämien stärker steigen als die Löhne. Die SP will eine Begrenzung der Prämien auf zehn Prozent des Einkommens.

Weder eine Kostenbremse noch einkommensabhängige Prämien finden eine Mehrheit (47 respektive 34 Prozent Zustimmung). Auch an den Mindest- und Höchstfranchisen wollen die Schweizer nicht rütteln.

Die Anspruchshaltung ist gross

Auch wenn der Prämienanstieg zum Alltag gehört: Dafür wollen die Schweizer auch etwas bekommen! Leistungseinbussen lehnen sie mehrheitlich ab. Die Einschränkung der freien Arztwahl kommt nur für 38 Prozent in Frage. Dass der Leistungskatalog zusammengestrichen wird, befürworten nur 31 Prozent. Und dass man nicht jedes neue Medikament auf Kosten der Krankenversicherung erhält, finden nur 19 Prozent eine gute Idee.

Ein Leistungsabbau bei den Krankenkassen kommt für einen Grossteil der Schweizer nicht in Frage.
Foto: Keystone

«Die Stimmberechtigten legen deutlich mehr Wert auf eine Vollversicherung, die sämtliche Leistungen und nicht nur finanzielle Risiken abdeckt», so die GfS-Forscher.

Nur Süchtige sollen selbst zur Kasse gebeten werden

Geht es nach den Versicherten, sollen die Kassen so ziemlich für alles zur Kasse gebeten werden: für psychische Krankheiten (93 Prozent, neun Prozent mehr als 2017) ebenso wie für Stress-Beschwerden (83 Prozent, ganze 16 Prozent mehr). Auch Krankheiten, die auf Übergewicht zurückzuführen sind, soll die Kasse bezahlen (66 Prozent, 15 Prozent mehr), ebenso wie Aids-Behandlungen (64 Prozent, plus fünf Prozent).

Nur in drei Fällen findet sich keine Mehrheit: Raucher und Alkoholkranke sollen selbst für ihre Behandlung aufkommen. Auch die ärztliche Heroinabgabe will die Mehrheit nicht über die Prämien finanzieren.

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