Es sei «dummes Zeug», homosexuelle Beziehungen einer Ehe zwischen Mann und Frau gleichzustellen. Zumal Letztere der Fortpflanzung und der Erziehung von Kindern diene. Gleichgeschlechtliche Paare hätten «einen Hirnlappen, der verkehrt läuft», so Bortoluzzi. Er hat damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
SonntagsBlick: Herr Bortoluzzi, welches Geschlecht hat Conchita Wurst?
Toni Bortoluzzi: Das weiss ich nicht. Wurst ist ein Teil der hochgejubelten gesellschaftlichen Fehlentwicklung, die ich anprangere.
Was stört Sie am Gewinner des Eurovision Song Contest?
An der Person nichts. Jeder soll leben, wie er es für richtig hält. Mich stört aber, dass die Gesellschaft und die Politik den moralisierenden Minderheitenkult rund um Conchita Wurst gutheissen – und ihn euphorisch unterstützen.
Wurst ist schwul, trägt Frauenkleider und steht für Toleranz.
Unter Toleranz verstehe ich etwas anderes, als – wie Wurst – etwas Besonderes sein zu wollen. Er oder sie steht für gesellschaftliche Dekadenz. Solche Leute zeigen keinerlei Toleranz, wenn ich etwas öffentlich sage, was ihnen nicht passt. Es sind Moralisten, die andere Meinungen nicht tolerieren.
Das überrascht Sie? Ihre Meinung ist doch, Schwule seien «unnatürlich».
Homosexualität ist eine Neigung, mit der man leben muss.
Sie poltern primitiv dagegen.
Weil man versucht, homosexuelle Beziehungen einer Ehe gleichzusetzen, die der Fortpflanzung dient.
Dieses Wochenende steigt das Zurich Pride Festival. Was lösen halb nackt tanzende Schwulen und Lesben bei Ihnen aus?
Kopfschütteln. Heteros zeigen ihre Neigung ja nicht mit füdliblutten oder halb nackten Körpern.
Doch – an der Street Parade.
Das behaupten Sie. Vielleicht sind es die vom Pride Festival. Es ist aber so oder so nicht meine Welt.
Sehen wir Sie an der Pride?
Nein. Was soll ich denn dort?
Mittanzen!
Das geht mit meinem Knie nicht, und ich nehme das nicht ernst.
Kennen Sie überhaupt Schwule?
Zwei meiner besten Freunde waren schwul. Sie sind tot, auch wegen ihrer Neigung. Einer starb an Aids. Der andere war ein schweizweit bekannter Mann …
… sagen Sie uns wer?
Sportkommentator Hans Jucker.
Wie haben Sie ihn erlebt?
Hans Jucker war ein bekennender Schwuler. Als wir mit dem Gemeinderat zur Grossen Scheidegg reisten, schwärmten wir alle von der Jungfrau. Nur er sagte: «Ich nehme lieber den Mönch.»
Schwule sind Ihnen vertraut. Warum lassen Sie sie nicht in Ruhe?
Das tue ich doch. Mich interessieren nicht Homosexuelle, sondern die gesellschaftliche und politische Entwicklung, jede beliebige Lebensform einer normalen Familie und der Partnerschaft zwischen Mann und Frau gleichzustellen.
Sie sagten, man soll nicht jeden Blödsinn als normal anschauen. Warum ist Homosexualität blöd?
Das war salopp gesagt, und im Zusammenhang mit Familienrecht. Es ist eine Neigung, die nicht dem Erhalt der Menschen dient. Homosexuelle sollen keine Familie bilden.
Erfahrungen in anderen Ländern zeigen aber klar: Schwule und Lesben sind gute Eltern.
Es ist sogar möglich, dass es Kinder in solchen Beziehungen besser haben als in traditionellen Familien.
Dann müssten Sie doch homosexuelle Familien fördern.
Nein! Es ändert nichts am Grundsatz. Es ist nicht ideal für ein Kind, ohne eine Mutter und einen Vater aufzuwachsen. Allein mit Bienen geht es ja nicht. Es braucht Bienen und Blüten. Das ist die Natur.
In der Tierwelt kommt es nach der Fortpflanzung vielfach zu homosexuellem Verhalten.
Zuerst fressen die Weibchen die Männchen. Der Mensch unterscheidet sich eben vom Tier.
Für das Kind ist ein liebendes Umfeld wichtiger als die Zeugung. Das können auch zwei Männer und zwei Frauen bieten.
Das glaube ich nicht. Für eine ideale Erziehung braucht es beide Geschlechter.
Deshalb sagten Sie, Schwule hätten einen «verkehrten Hirnlappen»? Eine unverschämte Aussage.
Das war zugegeben salopp. Zumal der Grund nicht neurologisch, sondern – wie mir ein Arzt verriet – genetisch ist. Ich bin in einer Schreinerei gross geworden, war nie in der Arbeitsgruppe «Schön Reden».
Haben Sie je einen Mann geküsst?
Nur meinen Sohn.
Andere Männer küssten Sie nicht mal auf die Wange?
Nein, nie. Ich habe Frauen gern.
Sie waren Captain beim FC Nationalrat. Wie nah kommt man sich da beim Torjubel?
Für Umarmungen war mein Bauch zu gross. Männliche Ekstase nach Toren mag ich nicht sonderlich.
Und beim Duschen dachten Sie nie, jetzt schaue ich hin?
Bei mir stand der Sport und nicht das Duschen im Mittelpunkt.
Was, wenn eines Ihrer vier Kinder ein Coming-out hätte?
Alle haben bereits eigene Kinder.
Wie hätten Sie auf ein homosexuelles Kind reagiert?
Das weiss ich nicht. Vielleicht wäre ich etwas enttäuscht.
Sie kritisieren nicht nur Schwule und Lesben, sondern Menschen, die ihre Partner oft wechseln. Was ist dagegen einzuwenden?
Es ist ein Ausdruck, oberflächlich und gleichgültig zu leben. Und das gehört nicht in das Familienrecht.
Waren Sie jemals untreu?
Das geht Sie einen alten Dreck an und ist nicht das Thema.
Kann eine Ehe nach einem Ehebruch noch funktionieren?
Eine Partnerschaft hängt nicht bei allen von Treue ab. Es gibt Paare, die einander mehr eingestehen.
Und Sie?
Das ist nicht wichtig.
Haben Sie Laster?
Ich trinke manchmal zu viel, rauchte lange wie ein Bürstenbinder und ich esse zu viel, deshalb bin ich zu schwer. Zudem politisiere ich intensiv und ärgere mich über Minderheitenkult.
Und Sie vertragen alles?
Wer viel Zeit mit Hans Jucker verbracht hat, der ist geeicht.
Ihr Verhältnis zu Hans Jucker war offensichtlich sehr eng. Ist das nicht sonderbar?
Passen Sie auf: Wir standen uns nicht nahe, wir waren sehr gut befreundet.
Hat er Sie nie angemacht?
Ich war offensichtlich nicht sein Typ. Aber ich wusste, welchen Männern Hans gerne nachschaute.
Welchen denn?
Bei Schwulen ist es wie bei uns heterosexuellen Männern. Ungeachtet unseres Alters schauen wir jungen Frauen nach. Homosexuelle schauen gut gebauten, jungen Männern nach.
Sie vertreten den wertkonservativen Teil der SVP. Wie wichtig ist der?
Er ist zentral für die SVP und hat in den letzten Jahren entscheidend zum Wachstum der Partei beigetragen. Ohne ihn wären alle Wahlerfolge – insbesondere in der Innerschweiz – nicht möglich gewesen. Sonst hätten wir die CVP in ihren Stammlanden nie bodigen können.
Eine Mehrheit hat Ihr Flügel in der SVP jedoch nicht.
Das stimmt nicht. Die Basis und die Bundeshausfraktion sind wohl mehrheitlich wertkonservativ wie ich.
Ihr Kollege Hans Fehr beschäftigte illegal eine Putzfrau, Sie verunglimpfen Homosexuelle – sind die alten Kämpen für die SVP ein Sicherheitsrisiko?
Im Gegenteil. Wir sind verantwortlich für den guten Zustand der Partei. Die junge, akademische Abteilung der SVP muss noch beweisen, dass sie besser und erfolgreicher ist als wir in den letzten Jahrzehnten.
Was haben Sie gegen Jüngere, Akademiker und Banker?
Sie pflegen den gleichen Geist in einer anderen Sprache. Ob das erfolgreich ist, wird sich in den nächsten Jahren weisen. Ich bin im Moment skeptisch.
Christoph Blocher zog sich frühzeitig zurück. Warum Sie nicht?
Ich sagte stets, ich bleibe so lange wie Blocher. Jetzt ist er seit zwei Wochen weg, und ich bin noch da.
Das setzt Sie unter Druck.
Ich mache meine Amtszeit fertig. Obwohl seit Blochers Rücktritt meine wichtigste Bezugsperson nicht mehr im Parlament ist.
Dann ist endgültig Schluss?
Das weiss ich noch nicht.