Tele-Bärn-Moderatorin Michelle Renaud (42) ist schon voll im Nationalrats-Wahlkampf 2019. Im Dezember gab sie bekannt, dass sie für die BDP Bern kandidiert – und jetzt will sie ihre Bildschirm-Präsenz nutzen. Doch der Detailhändler Coop hat offenbar grössere Bedenken als die Geschäftsleitung des Lokalsenders Tele Bärn: Diese hat die TV-Moderatorin bislang nicht zurückgepfiffen, sondern lässt sie weiterhin Polit-News moderieren.
Wie das Online-Portal «Nau» gestern berichtete, wollte die 42-Jährige ihre Serie «Renaudez-Vous», bei der sie regelmässig Interessierte zum Kaffee trifft, in verschiedenen Coop-Restaurants im Kanton Bern veranstalten. Doch der Grossverteiler habe ihr diese Treffen nun untersagt. «Parteipolitisch wie auch in Bezug auf einzelne Politikerinnen und Politiker verhält Coop sich stets unabhängig und neutral», liess das Unternehmen verlauten.
«Zu früh»: TV-Besitzerin schaut noch zu
Die Tele-Bärn-Geschäftsleitung hingegen lässt die Emmentalerin, die seit über 18 Jahren die Nachrichten moderiert, machen. Eine Sistierung erfolge vielleicht später nach einer Nomination. «Eineinhalb Jahre vor den Wahlen ist es noch zu früh, um dazu Stellung zu nehmen», sagt Denise Hildbrand von der Tele-Bärn-Besitzerin AZ TV Productions AG. Die strikte Gewaltentrennung sei aber ein journalistischer Grundsatz, der auch beim konzessionierten Regionalsender Tele Bärn gelte.
Aebischer wollte klaren Schnitt für seine Glaubwürdigkeit
Dieses Prinzip wendet die SRG offenbar strenger an. Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft hätte 2011 den damaligen TV-Mann Matthias Aebischer (50) nicht mehr moderieren lassen. Der heutige Berner SP-Nationalrat hatte aber selbst gekündigt. «Für mich war eh klar: Ich will einen Schnitt und damit den Leuten glaubwürdig zeigen, dass es mir ernst ist mit meiner Kandidatur», so Aebischer gegenüber BLICK.
Ein halbes Jahr lang hatte Aebischer keinen Job. Wäre er nicht gewählt worden, hätte sich der Familienvater erst wieder eine Stelle suchen müssen. Renaud oder anderen Kandidierenden möchte der Medienpolitiker aber ausdrücklich nichts vorschreiben: «Das ist ihr Entscheid.»
Profitieren von seiner TV-Bekanntheit kann Aebischer bis heute, wie er nicht verhehlt. So wie andere Medienschaffende auch. Der Zürcher SVP-Nationalrat Roger Köppel (52) etwa ist nach seiner sensationell guten Wahl 2015 Chefredaktor der «Weltwoche» geblieben. Allerdings bezieht sein Verlag auch keine öffentliche Unterstützung oder Gebührengelder wie Tele Bärn und die SRG.