Swisslos-Präsident Josef Dittli erklärt, warum es ein Ja zum Geldspielgesetz braucht
«Wo Illegalität herrscht, braucht es Regulierungen»

Swisslos-Präsident Josef Dittli erklärt, warum es am 10. Juni ein Ja braucht. Anbieter von Spielen sollen die Digitalisierung nutzen können und dabei die Spielregeln einhalten müssen.
Publiziert: 08.04.2018 um 14:38 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:25 Uhr
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Swisslos-Präsident Josef Dittli tritt vehement für die Annahme des Gesetzes ein.
Foto: KEYSTONE
Interview: Simon Marti und Marcel Odermatt

SonntagsBlick: Herr Dittli, der FDP-Nationalrat und Geldspielgesetz-Gegner Marcel Dobler erhielt von Swiss Casinos das Angebot eines Verwaltungsratspostens. Ist das die Strategie der Glücksspielbranche, um die Abstimmung am 10. Juni zu gewinnen?
Josef Dittli: Nein, sicher nicht! Wer solche Angebote macht, schadet unserer Sache. Für mich ist jemand, der so handelt, kaum mehr tragbar. Auch das betreffende Casino sollte sich überlegen, ob es jemanden beschäftigen kann, der ein solches Angebot macht.

Als Verwaltungsratspräsident von Swisslos engagieren Sie sich mit Herzblut für diese Vorlage. Wie sehr schmerzt es Sie, dass Ihre Partei, die FDP, gegen das neue Glücksspielgesetz ist?
Ich bedaure den Entscheid der FDP-Delegierten. Wir konnten zu wenig gut aufzeigen, dass Geldspielerträge in der Schweiz bleiben müssen und nicht illegal nach Malta und Gibraltar fliessen dürfen. Meine liberale Haltung hört dort auf, wo die Illegalität beginnt. Ausländische Onlineanbieter wie Bwin oder Interwetten bearbeiten den Schweizer Markt systematisch, insbesondere mit Onlinesportwetten. Das verstösst gegen unsere Bundesverfassung und Gesetze.

Verstossen aber Netzsperren nicht gegen Ihre liberalen Überzeugungen?
Die Schweizer Lotteriegesellschaften und Casinos werden zu erheblichen Auflagen zur Spielsucht- und Geldwäschereiprävention sowie zur Ab­gabe aller respektive eines grossen Teils ihrer Erträge verpflichtet. Wenn gleichzeitig Onlineanbieter aus Offshorestaaten wie Malta oder Gibraltar ohne Auflagen und Abgaben ungehindert den Schweizer Markt bearbeiten können, ist das Ergebnis klar: Sie haben Wettbewerbsvorteile, indem sie aggressiv und preiswerter anbieten können als die legalen Anbieter. Deshalb verwenden alle Staaten mit Lizenzierungsmodellen Zugangssperren. Ich nenne als Beispiel Dänemark.

IT-Experten behaupten, Netzsperren liessen sich mühelos umgehen.
Die Schweiz betritt hier kein Neuland. Bereits 17 europäische Staaten arbeiten erfolgreich mit solchen Zugangssperren. Erfahrungen aus Ländern wie Frankreich, Italien und Dänemark beweisen, dass sie funktionieren und dass die beabsichtigte Wirkung erzielt wird. Mit dem neuen Gesetz entsteht jetzt in der Schweiz ein legales Online-Casino-Angebot. Der Normalverbraucher scheut den mit einer Umgehung der Zugangssperre verbundenen Aufwand ebenso wie ungesicherte Onlinespielseiten und den Gang in die Illegalität. Man muss aufhören, jeden interessierten Spieler gleich in die Ecke von Zockern zu drängen, die sich stundenlang auf Internetgeldspiel­seiten aufhalten.

Und das funktioniert?
Wer ein illegales Online-Glücksspiel-Angebot aufruft, wird darauf aufmerksam gemacht, dass die aufgerufene Seite in der Schweiz nicht zugelassen ist. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum! Zugangssperren sind international breit anerkannt. Wo Illegalität herrscht, braucht es Regulierung. Switch hat 2017 mehrere Tausend betrügerische Webshops mit .ch-Endung gelöscht. Bei Kinderpornografie sind Zugangssperren selbstverständlich und unumstritten. Warum soll dasselbe nicht auch für das illegale Online-Glücksspiel gelten, wo Spielsucht, Geldwäscherei und Betrug geschürt werden?

Warum haben Sie die SVP-nahe Goal AG mit Ihrer Kampagne beauftragt? Weder SP noch BDP wollen mit dieser Firma etwas zu tun haben.
Es wurden drei Agenturen eingeladen zu präsentieren, wie sie die Kampagne gestalten würden. Die Agentur Goal hat die überzeugendste Präsentation abgeliefert. Im Übrigen hat sie auch schon für die SP gearbeitet. Agenturen setzen die vom Auftraggeber geforderten Inhalte und Botschaften um. Das Pro-Komitee führt die Agentur und ist für die Gestaltung der Werbemittel verantwortlich. Ich erlebe es jetzt zum ersten Mal, dass eine Werbefirma wegen ihrer Geschäfts­tätigkeit an den Pranger gestellt wird.

Alle Abstimmungen auf einen Blick

Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.

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Zocken für eine gute Sache

Kommentar von Journalist Fibo Deutsch

Was haben Röbi Koller und die Samstagabendsendung «Happy Day» im Schweizer Fernsehen mit dem neuen Geldspielgesetz zu tun? Mehr, als Sie denken. Die erfolgreichste Unterhaltungssendung, die Spitzeneinschaltquoten bis über 800'000 Zuschauer erreicht, wäre ohne Gesetz und massiven Zustupf aus Glücksspielgewinnen, in diesem Fall von Swisslos, nicht finanzierbar.

Das galt schon für das Format «Swiss Award». Die Verlosung einer Million macht «Happy Day» attraktiv und teuer, die Produktion kostet noch einmal mehrere Hunderttausend Franken. «Happy Day» ist allerdings nur ein Beispiel dafür, wie die Gewinne aus Spielcasinos, Sportwetten und Lotterien in der Schweiz verwendet werden können. Insgesamt fliessen jedes Jahr fast eine Milliarde Franken in die AHV/IV, in die Unterstützung von Sport, Sozialem und Kultur – dazu gehört auch die Unterhaltung.

Das neue, erweiterte Geldspielgesetz stellt sicher, dass die Spieler vor Missbrauch geschützt und die Gewinne kontrolliert verteilt werden. Die wesentlichen Änderungen, über die wir im Juni abstimmen, bringen neu Internetangebote für Schweizer Betreiber und befreien Lotteriegewinne bis zu einer Million von der Steuer!

Ausgesperrt werden sollen dagegen klar ausländische Onlinespielangebote, die in der Schweiz nicht bewilligt sind. Es ist besser, beim Glücksspiel seinen Einsatz in der Schweiz zu verwetten. Davon profitiert dann neben dem Spass am Spiel eine unserer gemeinnützigen Institutionen.

Fibo Deutsch, Journalist
Geri Born

Kommentar von Journalist Fibo Deutsch

Was haben Röbi Koller und die Samstagabendsendung «Happy Day» im Schweizer Fernsehen mit dem neuen Geldspielgesetz zu tun? Mehr, als Sie denken. Die erfolgreichste Unterhaltungssendung, die Spitzeneinschaltquoten bis über 800'000 Zuschauer erreicht, wäre ohne Gesetz und massiven Zustupf aus Glücksspielgewinnen, in diesem Fall von Swisslos, nicht finanzierbar.

Das galt schon für das Format «Swiss Award». Die Verlosung einer Million macht «Happy Day» attraktiv und teuer, die Produktion kostet noch einmal mehrere Hunderttausend Franken. «Happy Day» ist allerdings nur ein Beispiel dafür, wie die Gewinne aus Spielcasinos, Sportwetten und Lotterien in der Schweiz verwendet werden können. Insgesamt fliessen jedes Jahr fast eine Milliarde Franken in die AHV/IV, in die Unterstützung von Sport, Sozialem und Kultur – dazu gehört auch die Unterhaltung.

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Ausgesperrt werden sollen dagegen klar ausländische Onlinespielangebote, die in der Schweiz nicht bewilligt sind. Es ist besser, beim Glücksspiel seinen Einsatz in der Schweiz zu verwetten. Davon profitiert dann neben dem Spass am Spiel eine unserer gemeinnützigen Institutionen.

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