Das Extrablatt kann sich die SVP in Zukunft in weiten Teilen der Schweiz sparen. Partei-Übervater Christoph Blocher (77) baut sein Medienimperium weiter aus. Worüber seit Wochen gemunkelt worden war, ist nun besiegelt: Die Zeitungshaus AG (ehemals BaZ Holding AG), die zu einem Drittel dem SVP-Financier gehört, verkauft die «Basler Zeitung» an den Zürcher Verlag Tamedia. Sie erhält dafür das «Tagblatt der Stadt Zürich», die Gratisanzeiger «Furttaler» und «Rümlanger» sowie die Westschweizer Anzeigeblätter «Lausanne Cités» und «GHI».
Damit ist Blocher nun Herr über 30 Titel – vom Genfer- bis an den Bodensee. Erst im vergangenen Jahr hatte der alt Bundesrat die beiden Lokalmedien-Herausgeber Zehnder Regionalmedia AG und die Zuger Woche übernommen. Mit dem neusten Deal, der noch von der Wettbewerbskommission abgesegnet werden muss, erreichen die Blocher-Medien jetzt jede Woche über 1,1 Millionen Leser.
Blocher gibt Scheitern zu
An der Medienkonferenz in Basel präsentierte sich Blocher als Retter der Schweizer Medienvielfalt – und sei es auch nur als Herr über Anzeigeblätter wie die «Lenzburger Nachrichten» oder die «Wyland Zeitung». Mit dem Verkauf der «Basler Zeitung» an Tamedia habe man verhindert, dass «NZZ» und «Aargauer Zeitung», die letztes Jahr ein Joint Venture eingingen, ihr Einflussgebiet vergrössern können, so Blocher. Zudem wachse mit der Übernahme des «Tagblatts der Stadt Zürich», des kostenlosen Amtsblatts der Stadt, auch in Zürich die mediale Vielfalt.
Der Medienmogul räumte aber auch sein Scheitern ein. Vor sechs Jahren hatte Blocher die «Basler Zeitung» übernommen. Das Ziel: aus der Regionalzeitung ein Blatt machen, dessen Strahlkraft weit über Basel hinausreicht. «Dieses Konzept ist gescheitert», gibt Blocher zu – lobt sich aber trotzdem. Noch vor fünf Jahren sei die «BaZ» das «Letzte» gewesen. Jetzt spiele sie ganz vorne mit. Und das, obwohl er – «ich versichere es Ihnen» – nie Einfluss genommen habe auf die Berichterstattung.
«Klumpenrisiko» sei zu gross
Dennoch trennt sich der SVP-Doyen nun von der «BaZ». Ein Grund dafür sei das «Klumpenrisiko», das von den wenigen grossen Inserenten ausgehe. Das sei bei den nun eingekauften Anzeigeblättern mit ihren insgesamt 50'000 Kleininserenten ganz anders.
Dass er mit dem Deal neben dem wirtschaftlichen auch ein politisches Ziel verfolgt, streitet Blocher vehement ab. In den Lokalmedien seines Imperiums soll es um die Schule im Dorf gehen, nicht um nationale Politik. Wobei, etwas gehe unter seiner Ägide natürlich schon nicht: ein «Linker» auf dem Chefsessel.
Interview: Cinzia Venafro und Lea Hartmann
Er weitet sein Medienimperium nach Zürich aus und zieht sich dafür aus Basel zurück: Christoph Blocher verkauft die «Basler Zeitung» an den Tamedia-Konzern. Der SVP-Übervater erhält im Gegenzug einige Regionanzeiger, unter anderem das «Tagblatt der Stadt Zürich». Doch mit den Wahlverlusten der SVP in Zürich habe das gar nichts zu tun, behauptet der alt Bundesrat im Interview.
BLICK: Die Ära Blocher am Rheinknie ist vorbei. Haben Sie versagt?
Christoph Blocher: Ich weiss nicht, ob ich versagt habe, das sollen andere beurteilen. Aber die «BaZ» kann künftig ohne Zusammenschluss mit der Tamedia nicht rentabel betrieben werden. Wir mussten in einen grösseren Verbund, um die Zeitung zu retten.
Sie sind mit Ihrem rechtsbürgerlichen Kurs einfach nicht angekommen im linksliberalen Basel. Die «BaZ» hat 20 Prozent Leser verloren.
Wir liegen mit dieser Zahl im Durchschnitt der Verluste aller Tageszeitungen – das hat mit dem Kurs nichts zu tun.
Schlagen Sie diesen Kurs nun auch bei Ihren Gratiszeitungen ein? Wird in diesen Blättern künftig gegen «den schleichenden Anschluss an die EU» geschrieben?
In Lokalzeitungen müssen Sie die lokalen Themen nehmen. Und nicht die überregionalen. Wie wir das redaktionelle Konzept machen, wissen wir aber noch nicht. Auch bei den Lokalzeitungen, die wir seit einem Jahr besitzen, bleibt vorerst alles mal beim Alten. Und dann schauen wir, wie wir das gestalten.
Wieso geben Sie nicht einfach zu, dass die Leserschaft auf SVP-Linie getrimmt werden soll?
Wir haben erst angefangen. Und wir betreiben sie mal weiter. Ich kann Ihnen ja nichts versprechen, dass ich noch nicht weiss.
Aber Sie sagten, es werde «sicher niemand Linkes installiert». Was also ist Ihre Strategie?
Da muss ein Linker also sehr tüchtig sein, bis wir aus ihm einen Chefredaktor für eine unserer Zeitungen machen.
Ist denn heute ein guter Tag für den Unternehmer Blocher oder ein guter Tag für den Politstrategen Blocher?
Es ist kein guter Tag. Wir bedauern, dass wir diese Zeitung hergeben müssen. Aber das ist die wirtschaftliche Entwicklung. Und Zeitungen müssen auch Gewinn machen.
Die SVP hat in Zürich katastrophale Wahlergebnisse eingefahren. Möchten Sie nun als Besitzer des «Tagblatts» dagegenhalten?
So katastrophal ist es nicht. Wir sind eine erfolgsverwöhnte Partei und haben jetzt etwas Verluste eingefahren.
Sie haben sich beim Kauf der «BaZ» 2012 als grosser Retter der Medienvielfalt aufgespielt. Jetzt verraten Sie mit dem Verkauf Ihre Position von damals.
Aufgespielt habe ich mich nicht. Aber ich sagte, dass die Medienlandschaft enorm wichtig ist. Und mit dem Verkauf der «BaZ» wird im Raum Basel die Medienvielfalt gewährleistet. Hätten wir sie der «NZZ» gegeben, hätte sie bis Solothurn ein Monopol gehabt. Und glauben Sie mir, da gab es ein Interesse.
Sie hatten auch ein Projekt für eine Gratis-Sonntagszeitung. Wieso ist es vorerst beerdigt?
Wirtschaftlich ist es nicht machbar. Die Sonntagszeitungen haben alle Einbussen. Scheinbar ist am Sonntag das Zeitunglesen nicht mehr so en vogue. Und wenn sie es gratis machen wollen, ist das ein grosser Kostenpunkt. Wir hatten etwa 100 Millionen gerechnet, bis wir in der Rendite wären. Und diese ist dann auch noch unsicher.
Aber Sie sagten, eine Zeitung kaufe man nicht, um reich zu werden.
Das stimmt. Aber auch nicht, um arm zu werden.
Interview: Cinzia Venafro und Lea Hartmann
Er weitet sein Medienimperium nach Zürich aus und zieht sich dafür aus Basel zurück: Christoph Blocher verkauft die «Basler Zeitung» an den Tamedia-Konzern. Der SVP-Übervater erhält im Gegenzug einige Regionanzeiger, unter anderem das «Tagblatt der Stadt Zürich». Doch mit den Wahlverlusten der SVP in Zürich habe das gar nichts zu tun, behauptet der alt Bundesrat im Interview.
BLICK: Die Ära Blocher am Rheinknie ist vorbei. Haben Sie versagt?
Christoph Blocher: Ich weiss nicht, ob ich versagt habe, das sollen andere beurteilen. Aber die «BaZ» kann künftig ohne Zusammenschluss mit der Tamedia nicht rentabel betrieben werden. Wir mussten in einen grösseren Verbund, um die Zeitung zu retten.
Sie sind mit Ihrem rechtsbürgerlichen Kurs einfach nicht angekommen im linksliberalen Basel. Die «BaZ» hat 20 Prozent Leser verloren.
Wir liegen mit dieser Zahl im Durchschnitt der Verluste aller Tageszeitungen – das hat mit dem Kurs nichts zu tun.
Schlagen Sie diesen Kurs nun auch bei Ihren Gratiszeitungen ein? Wird in diesen Blättern künftig gegen «den schleichenden Anschluss an die EU» geschrieben?
In Lokalzeitungen müssen Sie die lokalen Themen nehmen. Und nicht die überregionalen. Wie wir das redaktionelle Konzept machen, wissen wir aber noch nicht. Auch bei den Lokalzeitungen, die wir seit einem Jahr besitzen, bleibt vorerst alles mal beim Alten. Und dann schauen wir, wie wir das gestalten.
Wieso geben Sie nicht einfach zu, dass die Leserschaft auf SVP-Linie getrimmt werden soll?
Wir haben erst angefangen. Und wir betreiben sie mal weiter. Ich kann Ihnen ja nichts versprechen, dass ich noch nicht weiss.
Aber Sie sagten, es werde «sicher niemand Linkes installiert». Was also ist Ihre Strategie?
Da muss ein Linker also sehr tüchtig sein, bis wir aus ihm einen Chefredaktor für eine unserer Zeitungen machen.
Ist denn heute ein guter Tag für den Unternehmer Blocher oder ein guter Tag für den Politstrategen Blocher?
Es ist kein guter Tag. Wir bedauern, dass wir diese Zeitung hergeben müssen. Aber das ist die wirtschaftliche Entwicklung. Und Zeitungen müssen auch Gewinn machen.
Die SVP hat in Zürich katastrophale Wahlergebnisse eingefahren. Möchten Sie nun als Besitzer des «Tagblatts» dagegenhalten?
So katastrophal ist es nicht. Wir sind eine erfolgsverwöhnte Partei und haben jetzt etwas Verluste eingefahren.
Sie haben sich beim Kauf der «BaZ» 2012 als grosser Retter der Medienvielfalt aufgespielt. Jetzt verraten Sie mit dem Verkauf Ihre Position von damals.
Aufgespielt habe ich mich nicht. Aber ich sagte, dass die Medienlandschaft enorm wichtig ist. Und mit dem Verkauf der «BaZ» wird im Raum Basel die Medienvielfalt gewährleistet. Hätten wir sie der «NZZ» gegeben, hätte sie bis Solothurn ein Monopol gehabt. Und glauben Sie mir, da gab es ein Interesse.
Sie hatten auch ein Projekt für eine Gratis-Sonntagszeitung. Wieso ist es vorerst beerdigt?
Wirtschaftlich ist es nicht machbar. Die Sonntagszeitungen haben alle Einbussen. Scheinbar ist am Sonntag das Zeitunglesen nicht mehr so en vogue. Und wenn sie es gratis machen wollen, ist das ein grosser Kostenpunkt. Wir hatten etwa 100 Millionen gerechnet, bis wir in der Rendite wären. Und diese ist dann auch noch unsicher.
Aber Sie sagten, eine Zeitung kaufe man nicht, um reich zu werden.
Das stimmt. Aber auch nicht, um arm zu werden.