Herr Rösti, bei der FDP kämpft ein Trio mit Isabelle Moret, Pierre Maudet und Ignazio Cassis um die Burkhalter-Nachfolge. Sind Sie zufrieden mit dieser Auswahl?
Albert Rösti: Ich finde es schade, dass die FDP das Kandidatenfeld so früh auf die lateinische Schweiz beschränkt hat und damit keine Deutschschweizer Kandidatur möglich ist. Auch die Ostschweiz hat im Moment keinen Bundesrat.
Soll die FDP wenigstens ein offizielles Dreierticket präsentieren, damit der Bundesversammlung eine grössere Auswahl bleibt?
Die FDP-Fraktion muss selber entscheiden, ob sie ein Zweier- oder Dreierticket vorlegt. Unsere Fraktion wird sich erst danach auf die Wahlstrategie festlegen.
Dann ist es möglich, dass die SVP einen nichtoffiziellen Kandidaten unterstützt?
Die SVP wird die nötigen Wahlentscheide nach den Anhörungen festlegen. Im Sinne der Konkordanz stehen Kandidierende im Vordergrund, die die FDP-Linie auch wirklich vertreten.
Hört man sich in der SVP um, hat Cassis in Ihrer Partei die besten Karten.
Da wäre ich mir noch nicht so sicher. Wie die Romands oder die Frauen wählen, ist offen. Matchentscheidend ist für uns vielmehr, wie sich die Kandidaten in den Hearings inhaltlich positionieren und dass im Bundesrat wieder eine bürgerliche Mehrheit herrscht.
Der Tessiner Anspruch zählt nichts?
Wenn wir uns zwischen zwei gleichwertigen Kandidaten entscheiden können schon. Dann kann die Herkunft den Ausschlag geben. Wir haben vor zwei Jahren mit Norman Gobbi eine Tessiner Kandidatur lanciert und damit gezeigt, dass für uns das Tessin wichtig ist.
Maudet will die Europafrage stärker ins Zentrum stellen, steht aber auch für eine harte Linie in der Sicherheitspolitik. Hat er in der SVP eine Chance?
Zu einzelnen Kandidaten will ich mich im Moment nicht äussern.
Mit der Rücktrittsankündigung von CVP-Bundesrätin Doris Leuthard ist die Frauenfrage stärker in den Fokus gerückt. Wird sie die aktuelle Bundesratswahl beeinflussen?
Schon möglich. Mit ihrer Ankündigung will Leuthard bestimmt signalisieren, dass es eine Frau braucht. Die SVP-Fraktion lässt sich davon aber sicher nicht beeinflussen. Für uns stehen die Konkordanz bei der Zusammensetzung sowie die Fähigkeit wie die Führungsqualität und die politischen Inhalte der Kandidaten im Zentrum.
Braucht es nicht mehr Frauen im Bundesrat oder zumindest eine Minimalquote?
Es gab Zeiten, da regierten vier Frauen im Bundesrat – die Frauenfrage ist damit längst überwunden. Zudem gibt es genügend gute Frauen für den Bundesratsjob, deshalb wird sich in der Langfristoptik automatisch ein Ausgleich ergeben. Eine Quote ist unnötig.
Trotzdem stellt sich aber auch in der SVP die Frauenfrage, sobald einer ihrer beiden Bundesräte zurücktritt.
Wir haben auch in unserer Partei genügend gute Frauen, die für den Bundesratsjob in Frage kommen.
Zum Beispiel?
Ich will mich nicht auf Namen festlegen, aber wir verfügen in unserer Partei über mehrere bestens ausgewiesene Unternehmerinnen, die dieses Amt übernehmen könnten.
Sie spielen auf Magdalena Martullo-Blocher an.
Nicht nur, aber sie wäre sicher eine gute Bundesrätin.