Subventionen für Fleischersatz
Bund soll Vegan-Poulet Leben einhauchen

Bei immer mehr Konsumenten wird die Beilage zum Fleisch. Doch staatlich gefördert wird der vegane Fleischersatz kaum. Das will Biobauer und Grünen-Nationalrat Kilian Baumann ändern. Und er ist nicht allein.
Publiziert: 09.05.2020 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2021 um 19:14 Uhr
Bund soll Vegan-Poulet Leben einhauchen
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Subventionen für Fleischersatz:Bund soll Vegan-Poulet Leben einhauchen
Sermîn Faki

Beyond Burger und Planted Chicken haben kaum etwas mit Fleisch zu tun – ausser dass ihr Aussehen und der Geschmack ähnlich sind. Diese veganen Ersatzprodukte boomen. So machte der US-Fleischersatz-Produzent Beyond Meat im ersten Quartal 2020 rund 1,8 Millionen Dollar Gewinn.

Die hauptsächlich aus Erbsenprotein bestehenden Beyond Burger werden auch in der Schweiz verkauft. Ebenso wie die «Poulet»-Produkte des Zürcher Start-ups Planted Chicken, die nur Erbsen, Wasser und Rapsöl enthalten. Zahlen geben die Detailhandelsriesen Migros und Coop nicht heraus. Sie sagen aber, dass sie mit dem Verkauf sehr zufrieden seien und sie geben an, die Nachfrage steige – wenn auch auf tiefem Niveau.

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Der grüne Nationalrat Kilian Baumann fordert Unterstützung für Fleischersatz-Produkte.
Foto: Zvg

Eine Chance für die Landwirtschaft

Biobauer Kilian Baumann (39) ist aber überzeugt: «Fleischersatz-Produkte werden den Ernährungssektor auf den Kopf stellen.» Sie seien gesünder, umweltschonender und klimafreundlicher als Fleisch. Diese Vorteile überzeugten die Konsumenten zunehmend. «Bald wird es weitere Produkte geben, die kaum mehr von Fleisch zu unterscheiden sind», sagt der Nationalrat der Grünen.

Baumann sieht darin auch eine Chance für die Schweizer Landwirtschaft. «Fleischersatz-Produkte zu produzieren ist viel weniger kompliziert als Bierbrauen. Nicht mehr lange, und der Landwirt wird diese, hergestellt aus eigenen Erbsen oder Weizen, selbst ab Hof verkaufen können.»

Gelder beim herkömmlichen Fleisch abzwacken

Das soll der Bund nach dem Willen Baumanns fördern. Er hat an der Corona-Session eine Motion eingereicht, die den Bund auffordert, die Start-ups im Fleischersatz-Bereich mehr zu unterstützen, beispielsweise beim Marketing. Das Geld dafür soll aus der Absatzförderung kommen, mit der der Bund derzeit die Schweizer Fleisch-Werbung unterstützt.

Davon soll auch die einheimische Landwirtschaft profitieren. Denn heute werden viele Fleischersatz-Produkte und deren Rohstoffe importiert. «Eine Herstellung in der Schweiz würde der Landwirtschaft neue Möglichkeiten in einem wachsenden Markt bieten», ist der Grüne überzeugt.

Bürgerliche Unterstützung

Vieles deutet darauf hin, dass der Vegan-Fleisch-Markt wächst. Eine Studie der Grossbank UBS geht davon aus, dass der Konsum von pflanzenbasiertem Fleisch in den nächstens vier Jahren um 30 Prozent steigt. Die Unternehmensberatung A.T. Kearney rechnet sogar damit, dass 2040 nur noch 40 Prozent der konsumierten «Fleisch»-Produkte von Tieren stammen, wie die Zeitschrift «Die Grüne» berichtete.

Baumann hat bei seinem Vorstoss parteiübergreifende Unterstützung erhalten. Etwa vom freisinnigen Nationalrat Andri Silberschmidt (26), vom Ratskollegen Stefan Müller-Altermatt (43, CVP) und vom GLP-Präsidenten Jürg Grossen (50).

GLP-Grossen will Subventionen neu verteilen

Den klassischen Landwirtschaftsvertretern dürfte nicht schmecken, dass die neue Förderung zulasten der Fleisch-Werbung gehen soll. Doch die Fleischproduzenten müssen sich ohnehin warm anziehen: GLP-Chef Grossen regt in einem anderen Vorstoss an, die Direktzahlungen an die Landwirte neu zu verteilen – weg von der Fleisch- hin zur pflanzlichen Produktion.

Der Anteil tierischer Produkte an der Ernährung sei viel zu hoch, sagt er. Und die Ernährung sei für 20 bis 30 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. «Der heutige Fleischkonsum ist umwelt- und gesundheitsschädigend. Mit der massiven Subventionierung fördert der Bund entsprechend Umwelt- und Gesundheitsschäden.»

Es ist schwer abzuschätzen, wie gross die Chancen der beiden Vorschläge im Parlament sind. Doch im Nationalrat, der ja im letzten Oktober von einer «grünen Welle» erfasst wurde, stehen sie nicht schlecht.

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