Es ist scharfes Geschütz, das die Baumeister auffahren: In einer gestern einstimmig verabschiedeten Resolution, die BLICK vorliegt, werfen sie den Gewerkschaften Missbrauch vor.
Grund für den Streit: Die Stiftung FAR, die seit 2003 dafür sorgt, dass Bauarbeiter bereits ab 60 in Rente gehen können, ist in Unterdeckung. Bereits letzten November hat die BVG- und Stiftungsaufsicht des Kantons Zürich den Stiftungsrat FAR aufgefordert, innert 60 Tagen Sanierungsmassnahmen einzuleiten. Passiert ist bislang nichts.
«Gewerkschaften gefährden Frühpensionierungen willentlich»
Über 18'000 Bauarbeitern hat die Stiftung bisher den frühzeitigen Altersrücktritt ermöglicht. Geschieht nichts, könnten es die letzten gewesen sein.
Der Baumeisterverband (SBV) gibt die Schuld den Gewerkschaften: Sie würden die Frühpensionierungen «als gewerkschaftspolitischen Spielball missbrauchen und diese für jährlich rund 1500 Bauarbeiter «willentlich gefährden», heisst es in der Resolution der Präsidentenkonferenz unter dem Vorsitz von Gian-Luca Lardi (48).
Der Stiftungsrat FAR ist zu gleichen Teilen mit Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer besetzt. Die Baumeister hätten diverse Vorschläge zur Sanierung der Stiftung eingebracht, doch die Gewerkschaften würden ihre Verantwortung nicht wahrnehmen und alles blockieren, sagt Lardi. «Wir lassen uns von solchen taktischen Spielen nicht erpressen.»
Schlechte Finanzlage der Stiftung als Pfand
Denn die Gewerkschaften würden versuchen, die schlechte Finanzlage der FAR dafür zu nutzen, um bei den Verhandlungen um den Landesmantelvertrag, der Ende Jahr ausläuft, das Maximum herauszuholen. Dies sei eine «unlautere Verknüpfung».
Allerdings geben sich die Baumeister diesmal wenig kompromissbereit. Mehr bezahlen werden sie nicht, die Sanierung muss durch einen Leistungsabbau geschehen. «Aufgrund der letzten, ausschliesslich beitragsseitigen Sanierungsmassnahmen ist die Stiftung FAR nun leistungsseitig zu sanieren», heisst es klipp und klar in der Resolution. Die Baumeister seien bereit, weiterhin eine sehr grosse finanzielle Last zu tragen – allerdings nur «im bisherigen Rahmen». Die heutige Lösung sei in ganz Europa die grosszügigste, sagt Lardi.
«Rentenalter 60 ist heilig»
Was wiederum die Gewerkschaften auf die Palme bringt. «Nicht wir, sondern die Baumeister verweigern die Verhandlungen», sagt Nico Lutz (48) von der Unia. Die Baumeister würden eine Rentenaltererhöhung oder eine Rentensenkung um bis zu 30 Prozent vorschlagen, was beides nicht infrage komme. «Rentenalter 60 ist für die Bauarbeiter heilig und daher für uns eine rote Linie», sagt Lutz und droht: Derzeit fänden auf den Baustellen Streikabstimmungen statt.
Streiks sind im Ausland bewährte Mittel im Arbeitskampf. In der Schweiz einigt man sich traditionell am Verhandlungstisch. Gut möglich, dass dies diesmal nicht der Fall sein wird. Auf den Baustellen stehen heisse Monate bevor.