Steuerstreit in Meilen beeinflusst
Blocher-Schwiegersohn zückt vor Gemeinde sein Portemonnaie

Die Gemeinde Meilen an der Zürcher Goldküste setzt seit Jahren auf einen günstigen Steuerfuss. Nun drohen leere Gemeindekassen. Der Streit über eine Steuererhöhung ist längst entbrannt. Eine Schlüsselrolle dabei spielt auch Roberto Martullo, der Mann der Milliardärin Magdalena Martullo-Blocher.
Publiziert: 05.12.2017 um 16:31 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:31 Uhr
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Ihm kommt eine Schlüsselrolle im Meilemer Steuerstreit zu: Roberto Martullo, der Schwiegersohn von alt Bundesrat Christoph Blocher.
Foto: Keystone

Die Zürcher Seegemeinde Meilen streitet heftig um ihren Steuerfuss. Kein Wunder: Meilen hat einen Steuerfuss von 79 Prozent. Damit gehört sie zu den sechs steuergünstigsten Gemeinden des Kantons. Nun droht sie aber pleite zu gehen. Die Ausgaben für Schule und Soziales nehmen laufend zu, der Meilemer Anteil am kantonalen Finanzausgleich wird immer grösser.

Folgenschweres Angebot

Schon im Vorjahr wollte der Gemeinderat daher den Steuerfuss erhöhen. Selbst Bürgerliche sahen diese Massnahme als unabdingbar an. Aber dann wedelte Roberto Martullo (55), Ehemann von Ems-Chefin und Blocher-Tochter Magdalena Martullo (48), mit seinem Geldbeutel und sagte seinen Mitbürgern, dass die Steuern nicht erhöht werden müssten. Denn seine Familie werde Nachsteuern in der Höhe von 6,4 Millionen Franken nachzahlen. Das wirkte: Meilen kippte daraufhin die notwendige Steuererhöhung.

Was Roberto Martullo bei seinem Angebot aber ausliess: Von den 6,4 Millionen Franken, die auch tatsächlich überwiesen wurden, blieben für die Gemeindekasse nur 730'000 Franken übrig. Der Rest ging in den Finanzausgleich. Da würde man erwarten, dass die Budgetdebatte, die die Gemeindeversammlung am Montagabend führte, nicht ohne Folgen bleiben werde. Tatsächlich gab es erneut Anträge, den Steuerfuss zu erhöhen.

Doch dann trat Roberto Martullo abermals ans Rednerpult, zückte wieder den Geldbeutel, obwohl er seinen Kindern gemäss «Tages-Anzeiger» versprochen habe: «Dieses Jahr verschliesse ich mein Portemonnaie besser.»

Lieber Investitionen zurückfahren

Und wieder folgte ihm die Gemeinde: Der Steuerfuss bleibt, wo er ist. Auch das Budget wurde genehmigt – obwohl es ein Defizit von neun Millionen Franken ausweist. Die Gemeinde zieht es stattdessen vor, die Ausgaben in den nächsten Jahren drastisch herunterzufahren, um nicht noch tiefer in die roten Zahlen zu schlittern.

Magdalena Martullo-Blocher wollte auf Anfrage von BLICK keinen Kommentar zum Auftritt ihres Mannes und der Steuerpolitik ihrer Wohngemeinde abgeben. Und wer weiss – vielleicht kommt im nächsten Jahr noch mehr Geld. Die Ems-Chemie geschäftet herrvorragend. Und wie alle wissen, sind die Blochers milliardenschwer. Neu gehören sie zu den zehn reichsten Schweizern. (duc)

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