Champagner und alte Frauen im Nerz: Die Assoziationen, die St. Moritz bei vielen hervorruft, sind nicht die besten. Dies will der Zürcher Christian Jott Jenny (40) ändern. Als «Zirkusdirektor, der zur richtigen Zeit die richtigen Artisten und Tiere rauslässt», hat er sich dem verstaubten Nobelkurort im Wahlkampf um die Gemeindepräsidentschaft angedient. Jetzt lässt er einen dicken politischen Fisch von der Angel: das Ausländerstimmrecht.
Der im Herbst gewählte Jenny setzt sein Versprechen nun um: Er möchte im Luxusferienort Ausländer, die seit Jahrzehnten dort leben und Steuern zahlen, mitbestimmen lassen. «Über 800 weitere Personen könnten dann mitentscheiden, was in St. Moritz passiert», informierte Jenny gemäss der Zeitung «Südostschweiz» rund 150 Bündner im Hotel «Reine Victoria».
SVP will sich wehren
Geht es nach dem umtriebigen Unterländer auf über 1800 Metern Höhe, sollen auf kommunaler Ebene Ausländerinnen und Ausländer mit der Niederlassungsbewilligung C das Stimm- und Wahlrecht erhalten.
Das passt natürlich nicht allen: Der Gemeinderat Gian Marco Tomaschett (32) – ein SVP-Mitglied – kündigt schon an, seine Partei werde sich womöglich gegen Jennys Vorhaben wehren.
Norah Jones & Co. ins Engadin gebracht
Der klassische Tenor Jenny, der es im Engadin mit dem «Festival da Jazz» mit Künstlern wie Norah Jones (40) und Nigel Kennedy (62) zu Ansehen und zur notwendigen Unterstützung für seine Wahl gebracht hatte, muss nun beweisen, dass er auch politisch etwas bewegen kann. Oder ob der Tiger namens Ausländerstimmrecht, den er den St. Moritzern in den Tank packen will, als Tomaschetts Bettvorleger endet.
Klar ist dennoch heute schon: Jenny bringt Farbe ins Engadin und St. Moritz zurück ins Rampenlicht. (pt)