Der Rat der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) entscheidet Anfang Juli definitiv, ob er die Studiengebühren an der ETH Zürich und an der EPF Lausanne um 500 Franken auf 1660 Franken pro Jahr erhöht. Dagegen protestieren nicht nur Studenten. Auch Bundespolitiker wollen nicht einfach höhere Gebühren schlucken. Sie stören sich, dass der ETH-Rat die Beiträge für Inländer und Ausländer gleichermassen erhöhen will. Ihre Forderung: Nur Ausländer sollen mehr bezahlen.
SP- und SVP-Politiker ziehen am gleichen Strick
Brisant ist, dass im Nationalrat hinter dieser Idee nicht nur der Bildungsleader der SVP steht. Der Nidwaldner Peter Keller (47) hat sich mit seinem Kollegen bei der SP zusammengetan, dem Walliser Mathias Reynard (30).
Dahinter steckt ein Deal: Der linke Reynard steht hinter der Forderung, zuerst eine Erhöhung für Ausländer, erst dann für Schweizer. Der bürgerliche Keller andererseits hilft, dass die Semestergebühren nicht oder nur massvoll steigen. «Diese machen ja eh nur einen Klacks am ETH-Budget aus», so Keller.
Ungleichbehandlung ist möglich
Die Diskussion um tiefere Gebühren für Schweizer Steuerzahler ist nicht neu. «Wir haben bereits extra gesetzlich festgelegt, dass die Gebühren für Bildungsausländer und –inländer unterschiedlich sein dürfen», sagt Keller. Es sei unverständlich, dass die ETH Schweizer Studenten schröpft, obschon es möglich sei, bei ausländischen Studenten mehr zu verlangen.
«Gesetzlich dürften wir von Ausländern maximal das Dreifache verlangen. Doch auch das Doppelte wäre ein Anfang und immer noch ein sehr anständiger Preis für eine gute Ausbildung, die ihnen die Schweiz bezahlt», so Keller. Dem SP-Mann Reynard schwebt ein kleinerer Unterschied vor. «Die Chancengleichheit für alle muss bewahrt bleiben.»
Neu würden die Gebühren an der ETH 830 Franken pro Semester betragen. Im Vergleich zu anderen Schweizer Unis ist dies eher wenig, zu anderen Elite-Universitäten sogar unterirdisch tief – auch wenn man alle Prüfungskosten dazurechnet. Im Ausland werden teils fünfstellige Beträge verlangt.
Schweizer zahlen zwei Mal
Die ETH Zürich gehört zu den Top 10 weltweit, aktuell ist sie die Nummer 7. «Sie garantiert eine super Ausbildung, die sich der Schweizer Steuerzahler jährlich 2,5 Milliarden Franken kosten lässt und von Schweizer Studenten zusätzlich finanziert wird», sagt Keller. «Das ist bei den sehr hohen Ausländeranteilen – über 40 Prozent in Lausanne, rund ein Drittel an der ETH – störend.» Es könne nicht sein, dass Schweizer für den guten internationalen Ruf der ETH bluten.
SVP-Vertreter wollen heute Montag die ETH-Spitze treffen und Druck machen, Reynard hat eventuell auch ein Treffen vor. Bleiben sie erfolglos, geben Keller und Reynard diese Woche im Nationalrat zwei ähnlich lautende Motionen ein. Darin fordern sie: «Keine Studiengebühren-Erhöhung für Schweizer ETH-Studenten. Und wenn dann erst, nachdem diese für Ausländer erhöht werden.»
ETH will die Besten, nicht die Reichsten
Der ETH-Rat, vom ehemaligen Glarner FDP-Ständerat Fritz Schiesser (64) präsidiert, will keine unterschiedlichen Gebühren. «Wir wollen die besten Studierenden und nicht die Reichsten», sagt Gian-Andri Casutt, Sprecher des ETH-Rates. Die Schweizer Unternehmen bräuchten ausgezeichnet ausgebildete Leute, und die meisten Ausländer blieben nach dem Studium im Land.
Andere Schweizer Unis haben mit unterschiedlichen Gebühren keine Probleme. Die Uni Tessin verlangt von Ausländern das Doppelte wie von Inländern, nämlich 8000 Franken pro Jahr. Höhere Semesterkosten fallen für Ausländer auch in Luzern, St. Gallen, Freiburg und Neuenburg an.