SP-Nordmann lanciert radikale Idee
Zahl der Flüge pro Kopf soll limitiert werden

Es ist ein Tabubruch: Zwei Wochen vor den Wahlen verlangt SP-Fraktionschef Roger Nordmann, dass es mit der Freiheit beim Fliegen vorbei sein soll.
Publiziert: 06.10.2019 um 11:49 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2019 um 10:43 Uhr
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SP-Fraktionschef Roger Nordmann will die Flugreisen kontingentieren.
Foto: Keystone

«Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein», sang Reinhard Mey (76). Das war 1974. Mittlerweile ist sich die Schweizer Politik einig: Fliegen ist nicht nur eine grosse Errungenschaft und vermittelt ein unendliches Freiheitsgefühl. Fliegen ist auch ein Haupttreiber für die globale Klimaerwärmung.

Entsprechend sollen die Flugreisen limitiert werden. Etwa mit einer Flugticketabgabe, wie der Ständerat in der Herbstsession beschlossen hatte. Doch dies geht der SP zu wenig weit. Die ständerätliche Lenkungsabgabe führe gemäss den Berechnungen des Bundes zwar zu einem leichten Rückgang der Flüge, aber der Effekt reiche bei weitem nicht aus, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, sagt SP-Fraktionschef Roger Nordmann (46) zur «NZZ am Sonntag».

Wer viel fliegt, zahlt – Nichtflieger profitieren

Sein radikaler Vorschlag: kontingentierte Flugreisen. Nordmann möchte ein System prüfen, das wie der Handel mit CO2-Zertifikaten in der Industrie funktionieren würde: Jedem Bürger steht eine gewisse Anzahl Flüge oder Flugkilometer zu. Wer nicht selbst fliegt, kann die ungenutzten Flüge dem Meistbietenden verkaufen – und finanziell profitieren. Wer viel fliegt, zahlt drauf.

Im Bundeshaus kommt dieser Vorschlag schlecht an. «Das tönt mir zu sehr nach Ablasshandel», sagt sogar Grünen-Präsidentin Regula Rytz (57) zur «NZZ am Sonntag». «Ein solches System sendet ein falsches Signal aus, nämlich, dass jedem ein Kontingent für Umweltbelastung zusteht. Dabei müsste das Ziel doch sein, rasch auf die Netto-Null zu kommen.

«Wir bewegen uns Richtung Kommunismus»

«So eine Idee kann nur von einem Sozialisten kommen», ärgert sich derweil SVP-Klimapolitiker Christian Imark (37). «Wir bewegen uns damit immer weiter weg vom freien Markt und Richtung Kommunismus.» Auch FDP-Ständerat Damian Müller (34) ist mehr als skeptisch: «Eine Kontingentierung läuft auf ein Verbot hinaus, führt zu einer Diskriminierung des Schweizer Wirtschaftsstandorts und bläht ein Bürokratiemonster auf. Das entspricht nicht einer liberalen Politik.»

Immerhin: Der Verkehrsclub Schweiz (VCS) hält die Kontingentierung von Flügen für «einen interessanten Vorschlag». (nmz)

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