SP-Plan gegen Gewalt an Frauen
«Der gefährlichste Ort sind die eigenen vier Wände»

Rund eine Woche nach der Genfer Attacke präsentiert die SP heute in Bern Massnahmen, um Gewalt gegen Frauen zu verhindern.
Publiziert: 17.08.2018 um 12:59 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:13 Uhr
«Wir müssen mehr sensibilisieren!»
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Juso-Präsidentin zum SP-Projekt:«Wir müssen mehr sensibilisieren!»
Florian Wicki

Die Attacke von Genf, als fünf Frauen letzten Mittwoch brutal zusammengeschlagen wurden, sei nur die Spitze des Eisbergs, sagt Martine Docourt (39), Geschäftsleitungsmitglied der SP Schweiz.

Die Sozialdemokraten haben heute an einer Medienkonferenz ihre Vorschläge präsentiert, mit denen sie die Gewalt gegen Frauen in der Schweiz einzudämmen versuchen. Das mit den vier Frauen der SP-Geschäftsleitung, Nationalrätin Marina Carobbio (52), Juso-Chefin Tamara Funiciello (28), Nationalrätin Barbara Gysi, Ständerätin Géraldine Savary (49) sowie der Co-Präsidentin der SP Frauen, Martine Docourt hochkarätig besetzte Podium fordert einen Fünf-Punkte-Plan.

Die SP spricht von fatalen Fehlern

Gemäss Marina Carobbio hat die Schweiz zwar eine nationale Strategie gegen Littering und eine gegen Hooligans: «Aber nicht in diesem essenziell wichtigen Bereich. Das ist unhaltbar.»

Foto: KEY

Darum müsse der Bund nun eine Präventionskampagne zum Thema «Nein heisst Nein» lancieren, und zwar so schnell wie möglich. Denn das «Nein» der Frau würde häufig «als sportliche oder romantische Herausforderung dargestellt» und werde so zu einem «Nährboden für Belästigung, Übergriffen und Gewalt», führte Géraldine Savary aus.

Die Prävention von Gewalt müsse besonders in den Schulen stattfinden und so früh wie möglich einsetzen. Der Bundesrat hat sich laut Barbara Gysi aber bisher gegen eine solche Kampagne gestellt. Für sie ist klar: «Ein fataler Fehler, wie sich in Genf gezeigt hat.»

Solange sie benachteiligt sind, gebe es Gewalt an Frauen

Ausserdem müssten Beratungsstellen, Therapieangebote und Frauenhäuser gestärkt werden. Besonders Letztere seien heutzutage dermassen am Limit, dass hilfesuchende Frauen häufig in andere Kantone oder sogar ganz abgewiesen werden müssten. Ausserdem, so Savary, brauche es endlich eine unabhängige Beobachtungsstelle, die statistische Daten über Gewalt an Frauen erhebe. 

Laut Tamara Funiciello sind Frauenhäuser besonders wichtig, denn «der gefährlichste Ort für Frauen sind noch immer ihre eigenen vier Wände». Hierzulande werde alle zwei Wochen eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet.

Und zuletzt erinnert die SP an den Beitritt der Schweiz zur Istanbul-Konvention. Die verschiedenen damit verbundenen Massnahmen, die die Gleichstellung zwischen Mann und Frau fördern sollten, müssten nun endlich umgesetzt werden. Denn die Verwirklichung der rechtlichen und der tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern ist laut Savary ein wesentliches Element der Verhütung von Gewalt an Frauen: «Solange Frauen strukturell benachteiligt sind, wird es Gewalt an Frauen geben.»

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