SP-Kandidat Jacques Marti
Der Mann, der Landolt zum Zittern bringt

Ausgerechnet ein Linker will in Glarus BDP-Chef Martin Landolt den Sitz abjagen. Das ist auch mit Blick auf die Bundesratswahlen pikant.
Publiziert: 20.09.2015 um 20:49 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:54 Uhr
Er weiss, dass seine Wahl «verheerende Konsequenzen für die BDP» hätte: Landolt-Herausforderer Jacques Marti am Freitag in seinem Büro in Glarus.
Foto: Sabine Wunderlin
Von Marcel Odermatt (Text) und Sabine Wunderlin (Foto)

Was für ein Coup! Am Freitag vor einer Woche gab Jacques Marti (32, SP) in Glarus überraschend bekannt, dass er Nationalrat werden will. Bis zu diesem Zeitpunkt gingen im Kanton alle davon aus, dass BDP-Chef Martin Landolt (47) in stiller Wahl für die nächste Legislatur bestätigt wird. Am Montag nach dem Paukenschlag war der ganze Kanton schon mit Martis Konterfei plakatiert. Der Sohn des früheren Glarner Nationalrats und Preisüberwachers Werner Marti (58, SP) will dessen politisches Erbe übernehmen.

Verheerende Folgen

Den Segen für die Kampfkandidatur holte der Anwalt, der in der Kanzlei seines Vaters arbeitet, von ganz oben: «Meine Kandidatur ist mit der Parteileitung der SP Schweiz abgesprochen», bestätigt Marti. Sie habe ihm grünes Licht gegeben.

Landolt nimmt den Angriff nicht auf die leichte Schulter. Dass ihn ausgerechnet ein Linker in einen Last-Minute-Wahlkampf zwingt, hat den Nationalrat «überrascht». «Unheimlich logisch ist der Angriff der SP auf die BDP wirklich nicht», sagt er. Tatsächlich spielt der BDP-Unternehmer eine zentrale Rolle beim Plan von SP-Chef Christian Levrat (45), die Mitte-links-Mehrheit im Bundesrat im Dezember zu sichern.

Marti ist sich dessen bewusst: «Mir ist klar, dass eine Abwahl von Landolt für die BDP verheerende Konsequenzen hätte – weit über den Kanton hinaus.» Diese Überlegungen hätten bei seiner Kandidatur aber keine Rolle gespielt. «Mir geht es darum, dass dasjenige Viertel der Bevölkerung, das links-grün wählt, heute weder im Bundeshaus noch in der Glarner Regierung vertreten ist.» Das wolle er ändern, sagt der Jurist, der wie sein Vater in der Schweizer Armee als Major dient.

Wenn es um seine Chancen geht, ist eine Frage entscheidend: Wie verhält sich die SVP-Basis? Mit ihrem 30-Prozent-Wähleranteil spielt die Rechtspartei eine zentrale Rolle. Aber genau dort hat Landolt eine offene Flanke. Im vergangenen Jahr hat er viele SVP-Sympathisanten vor den Kopf gestossen, weil er der Partei «nationalsozialistische Rhetorik» vorwarf. Toni Brunner (41) verweigerten ihm in der Folge sogar den Handschlag.

Buhlen um SVP

Jetzt muss Landolt an die Volkspartei appellieren: «Ich glaube, dass vielen Mitgliedern der Glarner SVP meine bürgerliche Politik und mein Einsatz für den Kanton – zum Beispiel für die Glarner Landwirtschaft – nicht entgangen sind.» Er werde sein Bestes geben, um zu verhindern, dass das einzige Nationalratsmandat im Zigerschlitz an die Linke gehe.

Klar ist: Einfach macht es die SVP Landolt nicht. Die Partei hat diese Woche bereits Stimmfreigabe beschlossen. Aber einen Linken zu wählen, um Landolt abzuwählen, dürfte vielen SVPlern am Schluss trotzdem schwerfallen.

Jacques Marti kann dennoch gelassen in den Wahlkampf gehen. Sollte er eine Niederlage kassieren, wäre das nicht das Ende seiner politischen Ambitionen: «Wenn ich es im Oktober nicht schaffe, schliesse ich weitere Kandidaturen in späteren Jahren nicht aus.»

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