Sommaruga allein reicht ihm nicht im Bundesrat
SVP-Präsident Rösti will eine Frau

Die SVP steht nicht mehr länger abseits. Auch Parteichef Albert Rösti macht klar, dass er mehr als eine Bundesrätin will. Nun muss sich neben der FDP auch die CVP auf die Suche nach guten Kandidatinnen machen – und die Männer auf spätere Wahlen vertrösten.
Publiziert: 11.05.2018 um 10:20 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:33 Uhr
SVP-Chef Albert Rösti (50) will weibliche Gesellschaft für Simonetta Sommaruga (57, SP) in der Landesregierung.
Foto: KEY
Pascal Tischhauser

Jetzt schaltet sich der Präsident der wahlstärksten Schweizer Partei in die Diskussion um die Ersatzwahlen für die Bundesräte Doris Leuthard (55, CVP) und Johann Schneider-Ammann (66, FDP) ein: Für SVP-Chef Albert Rösti (50) braucht Simonetta Sommaruga (57, SP) weibliche Gesellschaft in der Landesregierung.

«Wenn nach dem Rücktritt von Bundesrätin Leuthard bloss noch eine Frau im Bundesrat verbleibt, braucht es nach der Beurteilung der Eignung auch eine ausgewogene Vertretung der Geschlechter», sagt Rösti. Er erklärt damit umständlich, dass er sich mindestens eine Frau mehr in der Regierung wünscht.

Frauen wollen Frauen

Zuvor hatte schon FDP-Frauen-Präsidentin Doris Fiala (61) im BLICK eine Damenwahl gefordert. Die FDP Schweiz solle nach Schneider-Ammanns Rücktritt «ein reines FDP-Frauenticket» bringen, verlangt die Nationalrätin.

Und auch Babette Sigg (55), Präsidentin der CVP-Frauen, will Leuthard nicht durch einen Mann ersetzt sehen. Fiala und Sigg koordinieren sich, um sich gegen die massive Untervertretung der Frauen zu wehren.

Selbst die Chefin der Freisinnigen, Petra Gössi (42), sprach sich im SonntagsBlick für eine Freisinnige in der Landesregierung aus: Es würde der FDP guttun, «30 Jahre nach Elisabeth Kopp (81) wieder mit einer Frau im Bundesrat vertreten zu sein».

Sie war die erste Frau im Bundesrat: Die FDPlerin Elisabeth Kopp, hier bei ihrer Vereidigung am 2. Oktober 1984. Anfang 1989 trat sie aus der Regierung zurück. Seither hatten die Freisinnigen keine Bundesrätin mehr.
Foto: STR

«KKS» in der Pole-Position

Sich selbst nahm die Schwyzer Nationalrätin als Nachfolgerin von Schneider-Ammann dabei aus dem Rennen. Damit ist die St. Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter (54) die unangefochtene Kronfavoritin für den frei werdenden Bundesratssitz von Schneider-Ammann. 

Nachdem im Herbst das Tessin mit Ignazio Cassis (57) einen Bundesrat erhalten hat, könnte mit «KKS», wie Keller-Sutter genannt wird, der Anspruch der Ostschweiz erfüllt werden. Und für die Leuthard-Nachfolge wäre eine Frau aus der Zentralschweiz ideal. Hier stehen der CVP mit der Luzerner Nationalrätin Andrea Gmür (53) und der Urner Regierungsrätin Heidi Z’graggen (52) Kandidatinnen zur Verfügung.

Ihre Chancen sind gestiegen, seit CVP-Chef Gerhard Pfister (55) erklärt hat, nicht anzutreten – zumindest nicht, wenn seine Bundesrätin noch vor den Wahlen im Oktober 2019 den Hut nimmt. Viele trauen Pfister aber zu, sich nach diesem Wahltermin doch wieder als Kandidat ins Spiel zu bringen.

Rösti traut der SP nicht

Während es für die Grünen-Präsidentin Regula Rytz (56) «sonnenklar» ist, dass es eine angemessene Frauenvertretung im Bundesrat braucht, ist die SP als zweitgrösste Partei im Land in dieser Frage bislang auffallend ruhig geblieben.

SVP-Chef Rösti traut der SP denn auch nicht. Zu Recht. Zwar machen sich die Genossen stets für Frauenfragen stark. Als die Bundesversammlung dann aber bei der Ersatzwahl für Aussenminister Didier Burkhalter (58, FDP) eine Frau in die Landesregierung berufen konnte, war der SP die FDP-Nationalrätin Isabelle Moret (47) dann doch suspekt.

Pierre Maudet, Isabelle Moret und Ignazio Cassis standen bei der Nachfolge für FDP-Bundesrat Didier Burkhalter zur Wahl.
Foto: Keystone

Lieber setzte die SP auf den Genfer Staatsrat Pierre Maudet (40). Es war also nicht einmal der Tessiner Anspruch von Ignazio Cassis, der für die Genossen gegen die Wahl von Frau Moret sprach.

«Nicht dass die Linken die Frauen wieder im Regen stehen lassen»

Deshalb meint Rösti: «Gefordert sind vor allem die Linken, dass sie die Frauen nicht wieder im Regen stehen lassen wie bei vergangenen Bundesratswahlen, als sehr gute bürgerliche Frauenkandidaturen zur Wahl standen.»

Doch wann bekommt die SVP selbst die erste Bundesrätin? Dazu sagt Rösti zu BLICK nur: «Ich gehe davon aus, dass Ueli Maurer (67) noch so lange im Bundesrat bleibt, dass es müssig ist, heute schon über seine Nachfolge zu spekulieren.»

Jeder SVPler, mit dem man spricht, macht aber klar, dass im Falle eines Falles Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (48) ein genauso gutes Bundesratsmitglied würde wie einst ihr Vater Christoph Blocher (77).

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?