Solothurner Kantonalpräsident greift Rösti an
«Die Wähler spürten die SVP nicht mehr»

Noch-SVP-Präsident Albert Rösti forderte verstärktes Engagement seiner Partei in den Kantonen. Christian Imark, Chef der Solothurner SVP, widerspricht.
Publiziert: 06.01.2020 um 11:34 Uhr
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Seit 2017 steht Christian Imark an der Spitze der Solothurner SVP.
Foto: Keystone
Simon Marti

Vor zwei Wochen kündigte ­Albert Rösti (52) im SonntagsBlick an, er wolle im Frühjahr das SVP-Präsidium abgeben. Deshalb muss die grösste Partei der Schweiz nun einen Nachfolger für den Berner Oberländer finden.

Rösti hatte seinen Entscheid ­unter anderem damit begründet, dass in den kantonalen SVP-Gliederungen eine «harte Hand» fehle: «Ich habe in den vergangenen vier Jahren festgestellt, dass die Strukturen teils nicht funktionieren. Bei elementaren Aufgaben wie der Plakatierung, der Mund-zu-Mund-Propaganda oder der Präsenz an Versammlungen haben wir zum Teil grosse Defizite.»

Eine Ansage, die in den Sektionen nicht nur mit Applaus quittiert wird. Christian Imark (37), Nationalrat und Chef der SVP Solothurn, kann mit der Kritik des abtretenden Präsidenten wenig anfangen: «Wenn ich lese, man müsse jetzt bei den Kantonalparteien aufräumen, macht man es sich zu einfach. Vielmehr müsste man sich fragen, wie man Kantonalparteien, Ortspar­teien und Mitglieder in Zukunft wieder mitreissen kann.»

«Wir verfielen in die Defensive»

Imarks Sektion liege erstmals in der Geschichte über dem nationalen SVP-Schnitt – schweizweit verlor die SVP 3,8 Prozent, im Kanton Solothurn waren es 2,9 Prozentpunkte.

Röstis Rücktritt biete der Partei ­Gelegenheit, sich grundsätzlich zu fragen, wie die SVP aufgestellt sei: «Meines Erachtens fand die politische Themenführerschaft in der jüngeren Vergangenheit praktisch nicht statt. Statt politisch zu agieren, verfielen wir in die Defensive», moniert Imark. «Selten war das Vorgehen der Partei strategisch durchdacht.»

Oft habe auch die Interaktion mit dem Volk sowie die Verkörperung von Einfachheit und Bodenständigkeit gefehlt, bilanziert der Solothurner: «Konkret merkte ich im Wahlkampf wiederholt, dass Wähler, die mit der SVP sympathisieren, die Partei in den letzten Jahren zu wenig spürten.»

Imark favorisiert Marcel Dettling

Nun sei eine saubere Grund­lagenarbeit mit klar definierten ­inhaltlichen Zielen nötig. Imark: «Daraus ergeben sich politische ­Aktionen oder auch mal Provoka­tionen praktisch von selbst. Die Provokation sollte aber ein Mittel zum Zweck und nicht Selbstzweck sein.»

Imark schliesst eine Kandidatur für das Präsidium der SVP Schweiz aus, nennt aber seinen Favoriten für das Amt: «Ich würde einen Präsidenten Marcel Dettling begrüssen.»

Erfolg oder Misserfolg einer Partei könnten aber nicht nur von einer einzelnen Person abhängig sein. Imark: «Es braucht die richtigen Leute am richtigen Ort.»

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