Auch die Jungfreisinnigen wollen die AHV sanieren. Dazu planen sie eine Renteninitiative zu lancieren. Was diese genau fordert, wissen die Jungliberalen aber noch nicht: Sie präsentierten heute an einer Medienkonferenz vier Initiativ-Varianten, die «weder utopisch, noch von sozialer Kälte geprägt sind». Für welchen Vorschlag schliesslich Unterschriften gesammelt werden, entscheidet sich am Kongress der Jungpartei im Juni.
Vier Initiativ-Varianten
Die Stossrichtung der vier Varianten ist dieselbe, das Rentenalter soll schrittweise erhöht werden. Ansonsten zeigen sich doch deutliche Unterschiede:
- Rentenalter 66: Das Rentenalter wird pro Jahr um zwei Monate bis auf 66 erhöht.
- Rentenalter 66 und Bindung an die Lebenserwartung: Wie oben wird das Rentenalter bis auf 66 erhöht. Anschliessend wollen es die Jungfreisinnigen an die Zunahme der Lebenserwartung binden: So würde das Rentenalter um etwa 40 Tage pro Jahr automatisch weiter erhöht.
- Rentenalter 66 und Einführung einer Schuldenbremse: Auch bei dieser Variante wird das Rentenalter zuerst auf 66 erhöht. Danach soll das Rentenalter automatisch um zwei Monate erhöht werden, wenn der AHV-Fonds die Jahresausgaben nicht decken kann.
- Rentenalter 65 und zweite Initiative: In einem ersten Schritt wird das Rentenalter der Frauen in 3-Monats-Schritten auf 65 erhöht. Mit einer zweiten Initiative wollen die Jungliberalen dann eine längerfristige Lösung anstreben.
Zwei von vier Ideen beinhalten also eine automatische Erhöhung des Rentenalters. Steigt das Rentenalter so nicht ins Unendliche? «Wir wollen nicht, dass man arbeiten muss, bis es nicht mehr geht», sagt Jungfreisinnigen-Präsident Andri Silberschmidt (25): «Doch wenn die Lebenserwartung eines Tages bis 100 steigt, wären wir sonst einen Drittel unseres Lebens in Pension.»
Kein sozialer Ausgleich angedacht
Eine Kompensation dafür, dass das Rentenalter von Frauen deutlich angehoben würde, sieht die Initiative der Jungfreisinnigen nicht vor: «Um die Einheit der Materie zu wahren», sagt Silberschmidt. Das sei Aufgabe das Parlaments. Genauso wie eine allfällige Unterstützung von älteren Arbeitslosen.
Die Jungfreisinnigen meinen es ernst mit ihrer Initiative: «Wir wollen das Problem lösen und kein Klamauk machen», sagt Silberschmidt: «Wenn wir nichts machen, um der steigenden Lebenserwartung entgegenzutreten, steigt das Defizit ins Unermessliche.»
Linke Gesprächsverweigerung «regt mich auf»
Er sieht dringenden Handlungsbedarf: «Die Pläne des Bundesrats bewirken ausser mehr Einnahmen nichts, die AHV bleibt ein Fass ohne Boden. Und die Linken verweigern schon nur das Gespräch über ein höheres Rentenalter, das regt mich auf und ist völlig unverantwortlich.»
Damit stösst er ins selbe Horn wie die Jungen Grünliberalen. Von deren Plänen, den Reichen die Rente zu streichen, hält Silberschmidt allerdings nichts: «Das ist heisse Luft und nicht mehr. Ihr Vorschlag verletzt den Grundsatz der AHV, die universelle Existenzsicherung. Er hätte fast keinen Einfluss auf die Finanzen der AHV, es braucht eine strukturelle Reform und keine Pflästerli.»