So tickt Kasachen-Markwalder
Paffen, Pool-Partys, Partei-Rebellin

Sie steht kurz vor ihrem Karriere-Höhepunkt: 2016 wird Christa Markwalder Nationalratspräsidentin. Und ausgerechnet jetzt sind dunkle Wolken über der Bernerin aufgezogen.
Publiziert: 08.05.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:55 Uhr
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Raucht gerne und steht dazu: Christa Markwalder.
Foto: SonntagsBlick
Von Nico Menzato

Die FDP-Nationalrätin ist in eine Lobby-Affäre verwickelt, wie die «NZZ» aufdeckte. Die PR-Agentur Burson-Marsteller (BM) hat zusammen mit einem kasachischen Politiker einen Vorstoss formuliert, den Markwalder unreflektiert im Nationalrat einreichte. Sie selbst nennt ihr Verhalten «zu gutgläubig», wollte sich gestern nicht weiter dazu äussern.

Was die Juristin genau wusste, bleibt unklar. «Bezüglich des Inhalts des Mandats sowie des Rahmens unserer Aktivitäten waren wir transparent», behauptet die PR-Agentur.

Das naive Verhalten muss – sofern nicht neues belastendes Material auftaucht – keine Wende in der Bilderbuch-Karriere Markwalders bedeuten. Ihre Wahl zur höchsten Schweizerin zwölf Jahre nach ihrem Einzug ins Bundeshaus scheint (noch) nicht gefährdet. Von links bis rechts wird die begnadete Netzwerkerin geschätzt.

«Sie ist ein politisch offener Geist, der sich auch die Argumente der Gegner anhört», sagt etwa Eric Nussbaumer (SP), der mit ihr in der Aussenpolitischen Kommission sitzt.

Eine Netzwerkerin, die auch das Gesellige liebt. Sie geniesst das Berner Nachtleben, raucht viel und feiert auch mit bald 40 Jahren noch immer gerne. Jeden Sommer findet in ihrem schmucken Einfamilienhaus in Burgdorf eine Pool-Party für Politikerkollegen statt. Das feuchtfröhliche Fest dauert jeweils bis tief in die Nacht.

In der Partei geniesst sie Narrenfreiheit. Als EU-Turbo und Co-Präsidentin der parlamentarischen Gruppe Alternative Energie ist die Cellospielerin heute bei diesen Fragen in der FDP krasse Aussenseiterin. Dennoch blieb sie ihren Anliegen treu, ist keine Windfahne. Deshalb attestieren ihre linke wie rechte Politiker grosse Glaubwürdigkeit.

Markwalder verkörpert wie keine Zweite den ausgedünnten linken FDP-Flügel. Eine Linke ist sie damit bei weitem nicht. Bei Wirtschaftsthemen stimmt sie stets stramm bürgerlich.

Die Affäre bringt nun aber ein anderes, bislang wenig beachtetes Gesicht der Juristin zu Tage: Sie ist so stark verbandelt, dass sie schon mal den Überblick verliert, für wen sie sich einsetzt. Und für was genau. Markwalder ist nicht nur mit Politikern und der Verwaltung bestens vernetzt. Sondern auch mit PR-Agenturen. Und selbst eine knallharte Lobbyisten! Für die Versicherungsbranche. Sie arbeitet im 50-Prozent-Pensum bei der Zurich Versicherung – als Senior Public Policy Analyst. Ihr Jobprofil beinhaltet laut eigenen Angaben die Analyse der Versicherungswirtschaft und deren Rahmenbedingungen in der Schweiz und global. Selbstverständlich vertritt sie auch die Interessen der Zurich Versicherung im Bundeshaus. Ihr Job ist also auch ein Lobby-Posten.

Politisch steht sie bald ganz oben, das private Glück hat die hübsche und stets adrett gekleidete Politikerin aber noch nicht gefunden. Zwölf Jahre war sie mit dem 26 Jahre älteren Chefarzt Walter Bär zusammen. 2009 zerbrach die Liebe.

Getröstet wird Markwalder in diesen belastenden Stunden dennoch. Sie unterbrach das heutige Telefongespräch mit Blick.ch, als es an der Haustüre plötzlich klingelte und ihr jemand zum Trost eine Blume vorbeibrachte: Eine Orchidee – die Königin der Blumen.

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