Eklat in Bundesbern: Während der Debatte zur Fairfood-Initiative im Nationalrat vergriff sich der Aargauer Grüne Jonas Fricker (40) massiv im Ton. Er wollte auf die miserablen Zustände in der Massentierhaltung aufmerksam machen und schoss übers Ziel hinaus: «Sie kennen die Bilder, ja sogar die Dokumentarfilme aus Europa, die die unsägliche Massentierhaltung belegen, Transporte in den sicheren Tod», so Fricker.
Als er das letzte Mal eine Dokumentation über Transporte von Schweinen gesehen habe, seien ihm unweigerlich die Bilder der Massendeportation nach Auschwitz aus dem Film «Schindlers Liste» in den Sinn gekommen. Ein geschmackloser Vergleich, doch das ist noch nicht alles. Fricker legte noch nach. «Die Menschen, die dort deportiert wurden, die hatten eine kleine Chance zu überleben. Die Schweine, die fahren in den sicheren Tod.»
Erinnerung an Ecopop
Den Juden unter Hitler erging es besser als den Schweinen bei uns?! Dem St. Galler SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (51) platzt bei dieser Verharmlosung des Holocausts der Kragen: «Das ist ein handfester Skandal!» wettert er.
Die Bemerkung von Fricker erinnert den St. Galler an die Initianten der Ecopop-Initiative. Auch diese hätten die Ökologie als Mäntelchen für ein rassistisches Volksbegehren benutzt. Im Abstimmungskampf hatte Büchel die Ecopop-Mitglieder um Geschäftsführer Andreas (51) Thommen deshalb als «Birkenstock-Rassisten» bezeichnet.
«Das Grüne wächst auf braunem Boden»
Thommen war selbst lange Mitglied der Aargauer Grünen, bevor er 2015 aus der Partei austrat. Büchel fragt sich, ob das wirklich Zufall ist: «Offenbar wächst das Grüne im Aargau auf braunem Boden.»
Auch aus der eigenen Partei hagelte es Kritik. «Ich bin entsetzt über die unsägliche Entgleisung von Jonas Fricker», schreibt der ehemalige Grünen-Nationalrat Jo Lang. «Eine schwerwiegende Verletzung des humanistischen Fundaments der Grünen.»
Und Lang fügt an: «Die Grenze zwischen Mensch und Tier aufheben heisst das Tor zur Barbarei auftun. Mit Tierliebe hat das nichts zu tun.»
Fricker: Entschuldigung «für meine Naivität»
Fricker entschuldigte sich später beim Nationalrat für seinen «unangemessenen Vergleich, den ich in meiner Naivität gemacht habe».
Zu BLICK sagt er: «Ich kann mir nicht mehr erklären, wie ich auf diesen absurden Vergleich gekommen bin.» Das Thema sei für ihn einfach sehr emotional. «Ich habe mich bereits beim Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund entschuldigt.»
Als Beweis twitterte Fricker einen Tweet mit dem Brief an SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner.
SVP-Nationalrat Büchel reicht das nicht. «Für den Vergleich eines Tiertransports mit einem der grössten Verbrechen der Menschheitsgeschichte muss sich Herr Fricker verantworten.»