Sie fordern pinke Polizisten und wollen Rechte ausschaffen
Gaga-Partei mischt Zürcher Wahlkampf auf

Sie fordern einen stärkeren Gepardenschutz, rosa Polizisten und die Abschiebung von Rechten in die Antarktis: In Zürich mischt Jux-Partei «Die Guten» den Kantonsrats-Wahlkampf auf. Mit dem Spass seis ihnen total ernst, sagt ein Vorstandsmitglied.
Publiziert: 11.03.2019 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 11.03.2019 um 19:46 Uhr
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Das Parteiprogramm steckt voller abstruser Forderungen. «Die Guten» wollen unter anderem Windräder und Solarpanels auf dem Bundeshaus.
Foto: Instagram/@dieguten_innen
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Lea HartmannRedaktorin Politik

Die Liste liest sich wie die Speisekarte beim Italiener. Doch der selbsternannte Influencer Marvin Basan alias «Carpaccio», Bildhauer Mias «Melanzane» Romanelli oder Kleinkindererzieherin Simone «Salami» Bolok wollen nicht gegessen, sondern in zwei Wochen gewählt werden. Zusammen mit neun weiteren illustren Kandidaten treten sie in den Stadtzürcher Kreisen 3 und 9 für die Partei «die Guten» bei den Zürcher Kantonsratswahlen an.

Die Spasspartei wurde vor gut einem Jahr gegründet. Nun geht sie zum ersten Mal bei Wahlen an den Start – mit einem Parteiprogramm, das noch kurioser ist als die Kandidierenden-Liste. So kämpfen die «Guten» beispielsweise für Polizisten in rosaroten Uniformen, einem Wahlrecht ab sechs Jahren oder eine «Zusammenschliessung aller Vereine und Gruppierungen in der Schweiz, welche die selben Abkürzungen benutzen». Rechte sollen zudem in die Antarktis ausgeschafft werden und der Gepardenschutz in der Schweiz gestärkt werden.

«Wir wollen wirklich etwas verändern!»

Das sei kein Witz, sagen die «Guten». Oder jedenfalls nur so halb. Auf die Frage, wie viel Ernst hinter all dem Jux steckt, behauptet Nicolàs «Antipasti» Mennel, Vorstandsmitglied der Spasspartei ohne Augenzwinkern: «Wir meinen es total ernst.» Natürlich könne man das Programm nicht wörtlich nehmen – ist ja logisch. Doch hinter der Satire steckten durchaus reale politische Forderungen, versichert er. So setzte man sich beispielsweise gegen Waffenexporte ein oder gegen mehr Polizeipräsenz. 

«Wir wollen wirklich etwas verändern!», sagt «Antipasti» – der darauf besteht, in diesem Artikel so genannt werden. Vor allem läge ihnen der Einbezug der Jungen in die Politik am Herzen. Sie anzusprechen, sei eine der Prioritäten der Partei. «Politik ist recht trocken. Wir möchten zeigen: Sie ist auch etwas Schönes», sagt er. Dass der Schuss nach hinten losgehen und man mit der Jux-Strategie vielmehr zur grassierenden Politikverdrossenheit beitragen könnte? «Antipasti» glaubt das nicht. Politik sei ein Miteinander, kein Gegeneinander. Man sei auch bereit, mit anderen Parteien je nach Thema zusammenzuarbeiten. Und auch wenn man das kaum glauben mag: Es klingt tatsächlich sehr ernst, wenn er das sagt.

Optisch die Anti-SVP-Partei

Wo die Partei sich politisch verortet, wird bereits am Logo sichtbar. Es ist eine Antithese zu jenem der SVP: statt einem lachenden Sünneli ist ein trauriger Mond zu sehen. Dazu der Slogan: «Schweizer Quantität. Für Diktatur und Chaos». 

Das dürfte auch die interne Organisationsstruktur der Partei ziemlich passend beschreiben. Sechs Mitglieder fasst der Vorstand, der sich aus Freunden zusammensetzt. Die weiteren Kandidierenden für die Kantonsratswahlen fand man im weiteren Bekanntenkreis. Der Italien-Abstecher bei den Namen habe den Ursprung in einer Solidarisierungsaktion für eine gemeinsame Freundin namens Margherita, erklärt Vorstandsmitglied «Antipasti». Weil deren Freund Schluss machte, gaben sich die Freunde auf Facebook als emotionalen Support ebenfalls Namen, die sich in der italienischen Küche finden lassen. 

Von deutscher Satirepartei inspiriert

Vorbild und Inspiration der Chaostruppe ist die deutsche Partei «die PARTEI», die seit 2014 mit dem ehemaligen Chefredaktor des Satiremagazins «Titanic», Martin Sonneborn sogar einen Europaabgeordneten stellt. «Sie zeigen, dass man ernste Themen auch satirisch ansprechen kann», sagt «Antipasti». 

In der Schweiz hat es bislang keine Satirepartei zu ähnlicher Bekanntheit gebracht. Bei den Berner Grossratswahlen vor einem Jahr trat beispielsweise die Partei DLSSLP («Die liebe, sehr sehr liebe Partei») an. Für mehr als ein paar verwunderte Blicke von Wählern beim Ausfüllen des Wahlzettels hat sie aber nicht gesorgt.

Das dürfte auch bei den Zürcher «Guten» nicht anders sein. Eine Tatsache, die sie nur noch mehr anspornt. «Wir haben noch Einiges vor bis zu den Wahlen», sagt «Antipasti». Und auch darüber hinaus. So kündigt die Partei an, «definitiv» auch für den Nationalrat zu kandidieren. Kein Witz. Oder vielleicht doch?

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