Die Türkei ist in den letzten zwei Jahren zum Flüchtlingsland verkommen. Seit dem Putschversuch 2016 gegen die türkische Regierung um Machthaber Recep Tayyip Erdogan (64) verlassen überdurchschnittlich viele Türken das Land Richtung Schweiz. Neuste Zahlen untermauern den Trend.
Laut Berichten der «Aargauer Zeitung» erreichte die Zahl der Asylgesuche mit 117 allein im Juli einen neuen Höchststand. Damit bilden türkische Asylsuchende hinter den eritreischen und den syrischen die drittgrösste Gruppe, die in der Schweiz Zuflucht sucht.
Seit Jahresbeginn baten 501 Türken um Asyl. Letztes Jahr waren es zum selben Zeitpunkt 457 Gesuche. Hält der Trend erwartungsgemäss an, dürften 2018 so viele Gesuche eingehen wie seit fast 15 Jahren nicht mehr. Wie das Staatssekretariat für Migration auf Anfrage bestätigt, betrage die Schutzquote für 2018 bisher 45,7 Prozent. Das heisst, rund die Hälfte aller Gesuchsteller würden als Flüchtling anerkannt, oder vorläufig aufgenommen.
Flucht vor Machthaber Erdogan
Die Gründe für die Flucht liegen auf der Hand: Es ist eine Flucht von Erdogan. Auch das Staatssekretariat für Migration unterstützt diese These. «Der Putschversuch in der Türkei und dessen Folgen sind ein massgeblicher Faktor für die wachsende Zahl türkischer Asylgesuche.» Vor den Ereignissen im Juli 2016 gehörte die Türkei nicht einmal zu den zehn wichtigsten Herkunftsländern für Asylgesuche in der Schweiz.
Nach dem Putschversuch hatte Erdogan den Ausnahmezustand ausgerufen, 2017 mit einem Verfassungsreferendum noch mehr Macht auf sich geballt und mit vorgezogenen Wahlen Ende Juni 2018 seine Stellung weiter zementiert. (duc)