Historischer Tag gestern im Bundeshaus: Mit Keita Mutombo (42) wurde der erste schwarze Richter ans Bundesverwaltungsgericht gewählt. Einen farbigen Richter gab es auch am Bundesgericht und am Bundesstrafgericht noch nie.
Entsprechend gross ist die Freude beim Steuerexperten, der bei der Genfer Anwaltskanzlei Python arbeitet und in ganz jungen Jahren mit seinem Vater aus der Demokratischen Republik Kongo in die Schweiz gekommen ist. «Es war mein grosser Wunsch, Richter zu werden. Dass ich dies nun erreiche, spricht für die Schweiz», sagt er zu BLICK.
16 Parlamentarier strichen Mutombo
Doch seine Wahl wirft ein schlechtes Licht auf die Vereinigte Bundesversammlung. Während die anderen sechs neuen Richter aus allen Parteien zwischen 199 und 205 Stimmen erhielten, kam der SP-Richter Mutombo nur auf 192. Bei eingegangenen 208 Stimmzetteln. 16 Parlamentarier strichen in der geheimen Wahl den schwarzen Kandidaten von der Liste.
Bei allen Parteien gibt es eine Handvoll Parlamentarier, die Kandidaten gewisser Parteien partout nicht auf den Zettel schreiben – egal, bei welcher Wahl. Dies erklärt, wieso selbst bei unbestrittenen Wahlen – etwa zum Bundespräsidenten oder eben ins Bundesverwaltungsgericht – die Kandidaten nicht die maximale Stimmenzahl holen. Sie werden mehr oder weniger stark abgestraft.
«Ich nehme das nicht persönlich»
Wie rassistisch sind einige Parlamentarier fragen jetzt Politiker zum Fakt, dass ausgerechnet der schwarze Kandidat am stärksten abgestraft worden ist. Dieser sagt: «Ich nehme das nicht persönlich. Ich freue mich über die vielen Stimmen, die ich erhalten habe.»
Farbige Persönlichkeiten in wichtigen legislativen, exekutiven und judikativen Ämtern sind eine Seltenheit. Ricardo Lumengo (56) war der bislang einzige afrikanischstämmige Nationalrat. Er trat wegen Verdachts auf Wahlfälschung auf Druck seiner Partei, der SP, aus dem Nationalrat zurück – und wurde wenig später letztinstanzlich freigesprochen.