Preisüberwacher Stefan Meierhans droht den SBB
«Kunden haben zu viel bezahlt»

Die SBB-Preise sind für den Preisüberwacher ein steter Zankapfel. Mehr als 100 Millionen Franken Gewinn im Personenverkehr sei zu viel, so Stefan Meierhans. Was darüberliege, müsse an die Kunden zurückfliessen.
Publiziert: 05.03.2019 um 01:40 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2019 um 15:06 Uhr
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Preisüberwacher Stefan Meierhans steckt in «schwierigen» Verhandlungen mit den SBB.
Foto: Peter Mosimann
Interview: Ruedi Studer und Noa Dibbasey

Der Preisüberwacher und die SBB – eine Liebesgeschichte ist das keine. Das wurde auch gestern an der Jahresmedienkonferenz von Preisüberwacher Stefan Meierhans (50) in Bern klar. Dabei verwies er auf die «ausnehmend schwierigen» Verhandlungen mit den SBB. Im BLICK-Interview erklärt er, weshalb ihm die überhöhten Gewinne im Personenverkehr ein Dorn im Auge sind. Und was er dagegen unternehmen will.

BLICK: Herr Meierhans, Sie haben mit den SBB für letztes Jahr eine Rabatt- und Gutscheinaktion ausgehandelt, mit der bis zu 80 Millionen Franken an die SBB-Kunden zurückfliessen sollten. Hat das geklappt?
Stefan Meierhans: Nicht so, wie wir es uns ursprünglich vorgestellt haben. Die Gutscheinaktion für GA-Kunden war nur ein mässiger Erfolg.

480'000 GA-Kunden haben SBB-Gutscheine im Wert von 120 Franken erhalten – für Bordgastronomie, Klassenwechsel, Gepäcktransport und Zugreisen ins Ausland. Wie viel wurde von den theoretisch 57,6 Millionen Franken eingelöst?
Wir haben eine Einlösquote von 25 bis 50 Prozent erwartet. Es ist aber weit weniger: Nur 12,7 Prozent der Gesamtsumme wurden effektiv eingelöst, im Schnitt also gut jeder achte Gutschein.

Dann war die Gutscheinaktion ein Flop?
Das können Sie sagen, ich nicht.

Wie sagen Sie es denn?
Es gibt noch Potenzial nach oben. Die Detailzahlen haben wir zwar noch nicht, aber Bordgastronomie und Klassenwechsel haben deutlich besser funktioniert als Gepäckservice und Auslandreisen. Für mich ist klar: Gutscheinlösungen müssen durch bessere Lösungen ersetzt werden. Immerhin haben die SBB aber die Zahl der Sparbillette erhöht, welche sehr populär sind. Damit konnte viel Geld rückerstattet werden.

Davon haben die GA-Kunden aber nichts.
Das ist so. Deshalb werden wir bei den aktuellen Gesprächen mit den SBB schauen, welche Lösungen möglich sind. Wir wollen aus der Vergangenheit Lehren ziehen – doch die Bereitschaft dazu ist bei den SBB bislang leider nicht sehr gross.

Was verlangen Sie von den SBB?
Es geht um die Frage, wie viel Gewinn beziehungsweise welche Preise im Personenverkehr angemessen sind. Im Prinzip ist klar: Was über ein angemessenes Niveau hinausgeht, muss wieder via Rabatte und Vergünstigungen bei den Kunden landen, welche zu viel bezahlt haben. So müsste man zum Beispiel auch bei den Halbtax- und Streckenabo-Kunden über eine Ermässigung nachdenken.

SBB vertrösten auf später

Auf Anfrage von BLICK wollen sich die SBB weder zu Meierhans' Forderungen in Sachen Gewinnbeschränkung noch zu möglichen Vergünstigungsaktionen äussern.

Zu den Gesprächen mit Meierhans werde man sich erst nach deren Abschluss äussern, so SBB-Sprecher Reto Schärli. Auch zu den Gewinnzahlen im Personenverkehr oder zum Gutschein-Flop will er vorerst nichts sagen. Er vertröstet auf später: «Sie müssen sich leider gedulden. Die Zahlen für das Jahr 2018 werden wir an der Bilanzmedienkonferenz in zwei Wochen bekanntgeben.» (rus)

Auf Anfrage von BLICK wollen sich die SBB weder zu Meierhans' Forderungen in Sachen Gewinnbeschränkung noch zu möglichen Vergünstigungsaktionen äussern.

Zu den Gesprächen mit Meierhans werde man sich erst nach deren Abschluss äussern, so SBB-Sprecher Reto Schärli. Auch zu den Gewinnzahlen im Personenverkehr oder zum Gutschein-Flop will er vorerst nichts sagen. Er vertröstet auf später: «Sie müssen sich leider gedulden. Die Zahlen für das Jahr 2018 werden wir an der Bilanzmedienkonferenz in zwei Wochen bekanntgeben.» (rus)

Wie viel Gewinn ist für die SBB denn angebracht?
Vorab: Ein überhöhter Gewinn ist einfach ein Hinweis auf überhöhte Preise. Insofern ist es für uns von Belang. Wegen des günstigen Zinsumfeldes ist ein Gewinn, der über 100 Millionen Franken hinausgeht, kaum mehr angemessen im Sinne des Preisüberwachungsgesetzes. Denn die Preise wären dann zu hoch.

Das dürfte für 2018 aber der Fall sein. Im ersten Halbjahr 2018 haben die SBB im Personenverkehr einen Gewinn von 115 Millionen Franken erwirtschaftet, im ganzen Jahr dürften es also um die 200 Millionen sein. Was heisst das für Sie?
Preiserhöhungen sind weder für uns noch für die SBB ein Thema. Es braucht greifbare Rückerstattungsaktionen.

Letztes Jahr haben Sie 80 Millionen Franken ausgehandelt. Mit welchem Umfang rechnen Sie für dieses Jahr?
Die Summe dürfte auch dieses Jahr in einem ähnlichen Rahmen liegen.

Und wenn die SBB bocken – verfügen Sie dann Preissenkungen?
Ich schliesse nicht aus, dass ich Preissenkungen verfüge. Laut Gesetz muss ich aber zuerst eine einvernehmliche Regelung zu finden versuchen. Scheitert das, kann ich ein Verfahren eröffnen. Doch noch laufen die Verhandlungen und ein langwieriges Verfahren bis vor Bundesgericht liegt weder im Interesse der Kundinnen und Kunden noch aller anderen.

Wann fällt ein Entscheid?
Es kommt auf den Verhandlungsverlauf an. Nötigenfalls setzen wir den SBB eine Frist.

Reiten Sie nicht zu stark auf der Gewinnfrage herum? Die SBB reinvestieren ihren Gewinn doch!
Der Gewinn ist einfach ein Hinweis auf überhöhte Preise. Und: Natürlich braucht es Investitionen. Aber die Kunden brauchen auch keine vergoldeten Bahnwaggons, sondern eine gute und effiziente Leistung zu vernünftigen Preisen. Und vergessen Sie nicht: Die SBB müssen keine Aktionäre mit Dividenden bedienen, der gesamte Gewinn bleibt für Investitionen bei ihnen.

Herr der Preise

Über zehn Jahre ist Stefan Meierhans (50)  Monsieur Prix. Und seit gestern ist er in dieser Funktion nun auch offiziell auf Twitter aktiv: Als @MisterPrezzi will er sich zu «Preisen und preisrelevanten Themen» äussern. Der St. Galler Jurist schrieb seine Doktorarbeit über nordisches Kaufrecht – weshalb er auch ziemlich gut Schwedisch spricht. Vor seiner Zeit als Preisüberwacher arbeitete Meierhans im Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement und bei Microsoft Schweiz. Er ist Mitglied der CVP und mit deren Ex-Generalsekretärin Béatrice Wertli (43) verheiratet. Das Paar hat zwei Töchter und lebt in Bern.

Über zehn Jahre ist Stefan Meierhans (50)  Monsieur Prix. Und seit gestern ist er in dieser Funktion nun auch offiziell auf Twitter aktiv: Als @MisterPrezzi will er sich zu «Preisen und preisrelevanten Themen» äussern. Der St. Galler Jurist schrieb seine Doktorarbeit über nordisches Kaufrecht – weshalb er auch ziemlich gut Schwedisch spricht. Vor seiner Zeit als Preisüberwacher arbeitete Meierhans im Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement und bei Microsoft Schweiz. Er ist Mitglied der CVP und mit deren Ex-Generalsekretärin Béatrice Wertli (43) verheiratet. Das Paar hat zwei Töchter und lebt in Bern.

Herr der Preise

Über zehn Jahre ist Stefan Meierhans (50)  Monsieur Prix. Und seit gestern ist er in dieser Funktion nun auch offiziell auf Twitter aktiv: Als @MisterPrezzi will er sich zu «Preisen und preisrelevanten Themen» äussern. Der St. Galler Jurist schrieb seine Doktorarbeit über nordisches Kaufrecht – weshalb er auch ziemlich gut Schwedisch spricht. Vor seiner Zeit als Preisüberwacher arbeitete Meierhans im Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement und bei Microsoft Schweiz. Er ist Mitglied der CVP und mit deren Ex-Generalsekretärin Béatrice Wertli (43) verheiratet. Das Paar hat zwei Töchter und lebt in Bern.

Über zehn Jahre ist Stefan Meierhans (50)  Monsieur Prix. Und seit gestern ist er in dieser Funktion nun auch offiziell auf Twitter aktiv: Als @MisterPrezzi will er sich zu «Preisen und preisrelevanten Themen» äussern. Der St. Galler Jurist schrieb seine Doktorarbeit über nordisches Kaufrecht – weshalb er auch ziemlich gut Schwedisch spricht. Vor seiner Zeit als Preisüberwacher arbeitete Meierhans im Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement und bei Microsoft Schweiz. Er ist Mitglied der CVP und mit deren Ex-Generalsekretärin Béatrice Wertli (43) verheiratet. Das Paar hat zwei Töchter und lebt in Bern.

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