Politische Krise in der Slowakei nach Journalistenmord
Der Mafia-Mann verplappert sich

Antonino Vadala hat enge Verbindung zur italienischen Mafia – und zu Beratern des slowakischen Regierungschefs. Nun verteidigt er sich in einem Interview. Und verplappert sich.
Publiziert: 07.03.2018 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:35 Uhr
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Maria Troskova war Miss-Universe-Teilnehmerin und Assistentin des Abgeordneten Viliam Jasan (hier links im Bild). Später amtete das Ex-Model offiziell als Regierungsberaterin.
Foto: Archiv
Vinzenz Greiner

Jetzt spricht der Mafia-Mann! Antonino Vadala (43), der enge Verbindungen zur italienischen 'Ndrangheta hat und zum engsten Kreis um Regierungschef Robert Fico (53) gehört, sagte in einem Interview am Dienstag: Er sei weder in Italien noch in der Slowakei bisher als Mafioso bezeichnet worden. «Reiner Schwindel» sei das alles, sagte Vadala der slowenischen Zeitung «Korzar».

«Schwester Troskova»

Die Polizei hatte Vadala und sechs weitere Personen festgenommen. In Zusammenhang mit dem Mord an Jan Kuciak (†27) und dessen Recherchen. Diese beziehen sich auch auf Vadala.

Der gebürtige Italiener bestätigt im Interview aber Kontakte zur Fico-Assistentin Maria Troskova (30) und zum Chef des Sicherheitsrats der Regierung, Viliam Jasan (65). Er bezeichnet sie im Interview als «Schwester», Jasan als «Freund».

Vadala spricht wie der Regierungschef

Vadala erklärt, die Opposition spinne eine «politische Intrige». Sie versuche, den Premierminister Fico zu kriminalisieren, indem man ihm, Vadala, eine Mafia-Zugehörigkeit andichte. Es sind fast die gleichen Worte, mit denen der Premier die Opposition angreift.

Überhaupt, sagt Vadala, verwechsle man ihn mit einem anderen Antonino Vadala. Mit dem 1952 geborenen Mann habe er nichts zu tun. «Ich wurde am 20.4.1975 geboren», sagt Vadala. Doch so weiss ist seine Weste nicht. Überhaupt nicht.

«Vadala hat einen Clan gegründet»

Laut der Recherchen des getöteten Jan Kuciak wurde in Italien ein Verfahren gegen Vadala wegen Mangels an Beweisen eingestellt. Vor einem anderen floh er in die Slowakei. Und: BLICK liegen Dokumente vor, die beweisen, dass genau jener 1975 geborene Vadala den Behörden schon lange bekannt ist.

Am 18. März 2013 fragte die slowakische Botschaft in Rom erstmals bei der Antimafia-Behörde Direzione Investigativa Antimafia (DIA) bezüglich Vadala an. Er stand schon damals im Verdacht, illegal EU-Gelder abzuschöpfen. In einem weiteren Schreiben an die DIA erklärt die slowakische Polizei ihre Annahme, «dass Vadala auf slowakischem Boden einen Clan gegründet hat».

Der italienische Ex-Staatsanwalt Franco Roberti hatte im italienischen Rundfunk bestätigt, dass man die Behörden in Bratislava gewarnt hatte. «Leider haben sie uns nicht zur Kenntnis genommen.»

Pikant: Weder Polizeipräsident Tibor Gaspar noch Innenminister Robert Kalinak wollen von den Warnungen aus Italien gewusst haben.

Konkurrenten an einem Tisch

Stellen Sie sich das vor: Ein BLICK-Journalist, ein Reporter des «Tages-Anzeigers», der deutsche Radio-Korrespondent in der Schweiz, jemand von der «Handelszeitung» und von Sat.1 Schweiz setzen sich an einen Tisch. Um zusammenzuarbeiten. Etwas Vergleichbares passiert gerade hier in der Slowakei. In dem Gebäude, in dem ich arbeite.

Der TV-Journalist schnauft laut, als er auf die Leinwand schaut. Die Striche, die dort Firmen und Personen verbinden, ergeben Formen, die an ein Ufo erinnern. «Das ist reines Star Wars», sagt Aktuality.sk-Chefredaktor Peter Bardy. Er hat am  verschneiten Dienstag Journalisten der grossen slowakischen Medien zusammentrommelt – darunter konkurrierende Tageszeitungen, eine Wirtschafts- und die Boulevardzeitung Novy Cas, der tschechische Rundfunk, private Fernsehsender. Warum? «Keine Redaktion in der Slowakei hat die Kapazitäten, das alleine zu stemmen», sagt Bardy. «Das», das ist der Fall, den der ermordete Journalist Jan Kuciak (†27) an-, aber nicht fertigrecherchieren konnte.

Auch wir sollen helfen. Ein Kollege aus Polen sitzt neben mir. Er war schon im Irak, im ukrainischen Donbass. Sicherheitsvorkehrungen wie hier habe er nicht einmal im syrischen Aleppo erlebt, sagt der Reporter. Wir sitzen mit Pizza und Automatengetränken, die Kaffee sein sollen, vor unseren Bildschirmen. Es wirkt wie eine Lan-Party, die ich als Jugendlicher besucht habe. Nur zocken wir hier keine gewalttätigen Ego-Shooter-Games. Wir schreiben über die gewalttätige Realität in der Slowakei.

Ich bekomme Einsichten in den Mailverkehr zwischen der slowakischen Botschaft in Rom und der italienischen Direzione Investigativa Antimafia. Die Warnungen italienischer Behörden an die slowakischen werden hier zum Zankapfel. Das «politische Theater» wie es der slowakische Präsident Andrej Kiska nennt, wird täglich komischer.

Ein Slowake erzählt mir einen neuen Witz über dieses Polit-Drama: «Zum Glück kommt die nächste Staffel von ‹Game of Thrones› erst 2019. Ich kann nicht zwei Serien gleichzeitig verfolgen.»

Stellen Sie sich das vor: Ein BLICK-Journalist, ein Reporter des «Tages-Anzeigers», der deutsche Radio-Korrespondent in der Schweiz, jemand von der «Handelszeitung» und von Sat.1 Schweiz setzen sich an einen Tisch. Um zusammenzuarbeiten. Etwas Vergleichbares passiert gerade hier in der Slowakei. In dem Gebäude, in dem ich arbeite.

Der TV-Journalist schnauft laut, als er auf die Leinwand schaut. Die Striche, die dort Firmen und Personen verbinden, ergeben Formen, die an ein Ufo erinnern. «Das ist reines Star Wars», sagt Aktuality.sk-Chefredaktor Peter Bardy. Er hat am  verschneiten Dienstag Journalisten der grossen slowakischen Medien zusammentrommelt – darunter konkurrierende Tageszeitungen, eine Wirtschafts- und die Boulevardzeitung Novy Cas, der tschechische Rundfunk, private Fernsehsender. Warum? «Keine Redaktion in der Slowakei hat die Kapazitäten, das alleine zu stemmen», sagt Bardy. «Das», das ist der Fall, den der ermordete Journalist Jan Kuciak (†27) an-, aber nicht fertigrecherchieren konnte.

Auch wir sollen helfen. Ein Kollege aus Polen sitzt neben mir. Er war schon im Irak, im ukrainischen Donbass. Sicherheitsvorkehrungen wie hier habe er nicht einmal im syrischen Aleppo erlebt, sagt der Reporter. Wir sitzen mit Pizza und Automatengetränken, die Kaffee sein sollen, vor unseren Bildschirmen. Es wirkt wie eine Lan-Party, die ich als Jugendlicher besucht habe. Nur zocken wir hier keine gewalttätigen Ego-Shooter-Games. Wir schreiben über die gewalttätige Realität in der Slowakei.

Ich bekomme Einsichten in den Mailverkehr zwischen der slowakischen Botschaft in Rom und der italienischen Direzione Investigativa Antimafia. Die Warnungen italienischer Behörden an die slowakischen werden hier zum Zankapfel. Das «politische Theater» wie es der slowakische Präsident Andrej Kiska nennt, wird täglich komischer.

Ein Slowake erzählt mir einen neuen Witz über dieses Polit-Drama: «Zum Glück kommt die nächste Staffel von ‹Game of Thrones› erst 2019. Ich kann nicht zwei Serien gleichzeitig verfolgen.»

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