Tausende Seiten kryptischer Vernehmlassungen lesen sie das Jahr über. Und reden tun sie sowieso immer. Doch unsere Politiker verschlingen auch Literatur! BLICK schaut den Volksvertretern genau in die Bücher: Die Parteipräsidenten Petra Gössi (FDP/SZ) und Gerhard Pfister (CVP/ZG) sowie ihre Ratskollegen Martin Candinas (CVP/GR), Maya Graf (Grüne/BL) und Lukas Reimann (SVP/SG) verraten ihre perfekte Sommerlektüren. Lesefaule aufgepasst: Auch für euch hat es viel dabei!
Für Daheimgebliebene
Tim Krohn: «Herr Brechbühl sucht eine Katze»
Gerhard Pfister: «Für Daheimgebliebene das richtige Buch. Es geht um Menschen in einem Mehrfamilienhaus, um ihren Alltag, der so wunderbar beschrieben alles andere als alltäglich ist. Der Leser leidet mit, freut sich mit den Figuren, taucht in ihr Leben ein. 65 Kapitel hat das Buch, jedes ist einem bestimmten Gefühl, einer Empfindung gewidmet. Krohn hat ein auf zehn Bücher angelegtes Projekt mit einem beeindruckenden ersten Band gestartet. Elf Menschen will er durch ihr Leben begleiten. Eine Art literarische ‹Lindenstrasse›, deren erster Teil auf die weiteren Teile gespannt macht.»
Für die Kleinsten
Die Bündner Klassiker von Selina Chönz: «Schellenursli» (1945), «Flurina» (1952), «Der grosse Schnee» (1957)
Martin Candinas: «Meine Mutter leitet mit viel Herzblut das Museum Cuort Ligia Grischa in Trun. Dort werden die Originalbilder von Alois Carigiet alternierend ausgestellt. So haben wir eine ganz besondere Beziehung zu diesen noch heute topaktuellen Kinderbilderbüchern. Meine Kleinen besitzen sie auf Deutsch und Rätoromanisch – und ich lese sie nicht nur zum Einschlafen vor.»
Die Bündner Newcomer: «Gian und Giachen – und der furchtlose Schneehase Vincenz»
Martin Candinas: «Eine weisse Bergwelt, die beiden frechen Steinböcke Gian und Giachen und der furchtlose Schneehase Vincenz: Seit Graubünden Ferien dieses Kinderbuch herausgegeben hat, haben meine Kinder neue Helden. Und ich eine Bündner Alternative zu ‹Schellenursli›.»
Für schweizverliebte Krimifans
Mitra Devi und Petra Ivanov: «Mord in Switzerland»
Lukas Reimann: «Es wird gemordet: Von Lausanne über Gais, Stans, Schaffhausen, Rodels, Glarus, Wollerau bis nach Kreuzlingen. Die Krimiautorinnen Mitra Deva und Petra Ivanov baten bekannte Schweizer Schriftsteller wie Milena Moser um helvetische Mordszenarien. Herausgekommen ist ein Buch voller fesselnder, brutaler, melancholischer, aberwitziger Geschichten. Der perfekte Begleiter für einen heissen Sommertag im Garten.
Für romantische Historienfans
Asta Scheib: «Sturm in den Himmel»
Maya Graf: «Passend zum Reformationsjahr empfehle ich den lebendig geschriebenen Roman über die Liebe und Ehe von Martin Luther und Katharina von Bora. Als im Jahre 1525 der Mönch und die Nonne heirateten, schockierte dies Kirche, Land und Leute. Katharina konnte den Verleumdungen standhalten, weil sie eine gebildete, starke Persönlichkeit war, die auch hitzig mit ihrem Mann über seine Lehren disputierte.»
Für Wanderratten
Blanca Imboden: «Gipfeltreffen»
Petra Gössi: «Nach dem Bestseller «Wandern ist doof» ist der Schwyzer Schriftstellerin eine kurzweilige Fortsetzung gelungen. Mit Wortwitz erzählt sie die Geschichte der deutschen Conny, die es zum feschen Urschweizer Toni verschlägt. Conny hat ihren Job gekündigt, um mit ihrer neuen Liebe das Bergrestaurant auf dem Urmiberg über dem Vierwaldstättersee zu führen. Als die beiden die Wandergruppe einladen, der sie ihre Liebe zu verdanken haben, wird es turbulent. Und so kommt es, dass sich auf dem Urmiberg die Tücken des Lebens mit Überraschungen, Sehnsüchten und Missverständnissen ein amüsantes Stelldichein geben. Ein witziges Sommerbuch, das garantiert Lust auf den Urmiberg macht!»
Für lange Strandtage
Eleanor Catton: «Die Gestirne»
Gerhard Pfister: «Bücher mit mehr als 1000 Seiten sind ideal für lange Strandtage in den Ferien. Und diese brillant erzählte Geschichte aus Neuseeland zurzeit des Goldrauschs 1866 hat es in sich: Catton wurde damit zur jüngsten Autorin, die den Booker Prize erhielt. Wer mit dem Lesen anfängt, wird kaum aufhören können bis zum Ende. Mysteriöse Geschehnisse, Verwicklungen, Liebesdramen und Tragik. Alles, was ein Leserherz begehren kann, ist in diesem Roman drin. Eines der besten Bücher, das ich in letzter Zeit gelesen habe!»
Für Lesefaule
Nick Cave: «The Sick Bag Song»
Gerhard Pfister: «Das Spucktütenlied. Der Musiker Nick Cave benutzte auf seinen langen Konzertreisen die Spucktüten oder sick bags in den Flugzeugen für Notizen, Gedanken, Gedichte. Herausgekommen ist ein poetisches, zweisprachiges Büchlein voller Ironie, Melancholie und Witz, wie es für diesen düsteren – und poetischen – Sänger typisch ist. Ideal für Lesefaule, denen Literatur aber doch noch so wichtig ist, dass sie nicht darauf verzichten wollen. Sie werden belohnt mit wunderbaren kleinen Textperlen.»