Im Bundeshaus in Bern gibt es nach dem überraschenden Rücktritt von Aussenminister Didier Burkhalter (FDP) nur ein Thema: Wer tritt seine Nachfolge an. Heiss diskutiert wird auch die Frage: Aus welcher Region soll die neue Bundesrätin oder der neue Bundesrat herkommen?
Als Erstes denkt man natürlich ans Tessin. Denn seit der Ära von CVP-Innen- und Aussenminister Flavio Cotti – er trat 1999 zurück – hat der Südkanton keinen eigenen Bundesrat mehr. Dazu kommt: Mit einem Tessiner Sitz wäre auch die italienischsprachige Schweiz wieder in der Regierung vertreten.
Das sehen auch die Tessiner im Bundeshaus so: FDP-Ständerat Fabio Abate sagt klar: «Das Tessin hat Anspruch auf den Sitz.» Auf die FDP-Kantonalpartei komme daher eine grosse Aufgabe zu. «Denn das Tessin darf nicht wieder einfach antreten, um Präsenz zu markieren!» Die Kandidatur müsse vielmehr eine echte Chance haben. Abate gibt sich optimistisch: «Doch ich glaube, dieses Mal stehen die Chancen für einen Tessiner gut.»
«Sonst kann man Italienisch als Landessprache streichen»
Auch bei CVP-Nationalrat Marco Romano ist die Losung klar: «Wenn nicht jetzt, wann dann?!?» Eine derart ideale Konstellation werde es vielleicht für Jahrzehnte nicht mehr geben. Er gibt sich kämpferisch: «Wird im September kein Tessiner gewählt, ist das ein Affront gegenüber der italienischsprechenden Schweiz. Dann können wir das Gerede von Solidarität gleich lassen und Italienisch als Landessprache streichen.» Dazu kommt für Romano: «Die FDP Tessin hat fähiges Personal. Ich bin ein Fan von Ignazio Cassis.» Doch es gebe auch andere Kandidaten, etwa in der Tessiner Regierung. Dies ist ein Hinweis auf Christian Vitta, den einzigen FDP-Staatsrat.
Bei der rechtspopulistischen Lega hat man die Niederlage des eigenen Staatsrats Norman Gobbi gegen Guy Parmelin noch nicht verdaut. Nationalrat Lorenzo Quadri sagt darum: «Es könnte nun der richtige Moment gekommen sein, unseren Anspruch geltend zu machen.» Bei Gobbi sei die Tessiner Politik «leider nicht geschlossen hinter dem Kandidaten» gestanden. Er sei gespannt, ob es diesmal anders sein werde.
Die Parteikollegin von Quadri, Nationalrätin Roberta Pantani, geht aber schon ein wenig auf Distanz: «Über den Namen Cassis zu diskutieren, finde ich verfrüht.» Natürlich wünsche sie sich einen Tessiner: «Aber nicht irgendeinen: Es braucht im Bundesrat einen Tessiner, der auch eine klare Politik fürs Tessin macht.»
Genau das sieht Kubilay Türkyilmaz anders: «Cassis ist ein guter Mann, man hört nur Gutes über ihn.» Der Ex-Nati-Stürmer und BLICK-Kolumnist sagt zur Frage, ob das Tessin Anspruch auf einen eigenen Bundesrat habe: «Unbedingt, jetzt sind wir an der Reihe.» Mit drei Romands im Bundesrat sei die Westschweiz überproportional vertreten.
Wer länger als eine Legislatur im Bundesrat sitzt oder das Rentenalter erreicht, muss sich regelmässig Fragen zu einem allfälligen Rücktritt gefallen lassen. Antworten tun die meisten Regierungsmitglieder darauf mit einem freundlichen Pokerface.
Auch im Bundesrat selbst lässt sich niemand in die Karten blicken und spricht mit den Kollegen nur selten über Rücktrittsgedanken. Das gilt selbst für Parteikollegen untereinander. Wenn dann mehrere Mitglieder des Gremiums Rücktrittsgedanken hegen, spielen sie Mikado: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.
Didier Burkhalter (57) hat darum auch die Regierung überrascht. Vor seinem Rücktritt galten Doris Leuthard (die Amtsälteste, CVP, 54), Ueli Maurer (der Älteste, SVP, 66) und Johann Schneider-Ammann (ein wenig amtsmüde, FDP, 65) als mögliche Abgänger. Burkhalter ist immerhin viel jünger als Schneider-Ammann und kam nur ein knappes Jahr später in den Bundesrat als Maurer.
Mit Burkhalters Abgang und dem Hinweis im Rücktrittsschreiben, dass sich ein Gremium wie der Bundesrat erneuern müsse, stehen Maurer wie Schneider-Ammann jetzt als Sesselkleber da. Schneider-Ammanns Departement stellte aber sogleich klar, dass der Berner die Legislatur bis 2019 beenden wolle.
Ein wenig angegriffen fühlen könnte sich auch Doris Leuthard, die zwei Jahre länger im Bundesrat sitzt als Burkhalter.
Noch dümmer ist die Lage für diejenigen, die wirklich zurücktreten wollten. Nach der Ankündigung von Burkhalter sieht jeder Entscheid nicht mehr ganz so freiwillig aus.
Wer länger als eine Legislatur im Bundesrat sitzt oder das Rentenalter erreicht, muss sich regelmässig Fragen zu einem allfälligen Rücktritt gefallen lassen. Antworten tun die meisten Regierungsmitglieder darauf mit einem freundlichen Pokerface.
Auch im Bundesrat selbst lässt sich niemand in die Karten blicken und spricht mit den Kollegen nur selten über Rücktrittsgedanken. Das gilt selbst für Parteikollegen untereinander. Wenn dann mehrere Mitglieder des Gremiums Rücktrittsgedanken hegen, spielen sie Mikado: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.
Didier Burkhalter (57) hat darum auch die Regierung überrascht. Vor seinem Rücktritt galten Doris Leuthard (die Amtsälteste, CVP, 54), Ueli Maurer (der Älteste, SVP, 66) und Johann Schneider-Ammann (ein wenig amtsmüde, FDP, 65) als mögliche Abgänger. Burkhalter ist immerhin viel jünger als Schneider-Ammann und kam nur ein knappes Jahr später in den Bundesrat als Maurer.
Mit Burkhalters Abgang und dem Hinweis im Rücktrittsschreiben, dass sich ein Gremium wie der Bundesrat erneuern müsse, stehen Maurer wie Schneider-Ammann jetzt als Sesselkleber da. Schneider-Ammanns Departement stellte aber sogleich klar, dass der Berner die Legislatur bis 2019 beenden wolle.
Ein wenig angegriffen fühlen könnte sich auch Doris Leuthard, die zwei Jahre länger im Bundesrat sitzt als Burkhalter.
Noch dümmer ist die Lage für diejenigen, die wirklich zurücktreten wollten. Nach der Ankündigung von Burkhalter sieht jeder Entscheid nicht mehr ganz so freiwillig aus.