Ende September 2017 lancierte die Helsana-Krankenkasse die App Helsana+. Damit belohnt sie Versicherte, die auf einen gesunden Lebensstil achten: Wer regelmässig Fitness betreibt, joggt, in einem Verein ist, der sammelt Punkte, für die die Krankenkasse Rabatte gewährt: Zusatzversicherte erhalten für 30'000 Punkte 300 Franken zurück. Doch selbst Grundversicherte können pro Jahr bis zu 7500 Punkte sammeln, was laut Helsana rund 75 Franken ausmacht – in bar, als Bonus oder nachträglichen Prämien-Rabatten – je nach Sichtweise.
Politiker kritisieren die Bonus-Masche
Dieser Bonus in der obligatorischen Grundversicherung ist neu in der Kassenwelt. Politiker stört das. Denn in der Grundversicherung gelten «Kopfprämien». Bei gleicher Kasse und gleicher Franchise zahlt jeder Versicherte gleich viel. Mit Bonus-Zahlungen à la Helsana+ werde am Solidaritätsgedanken der Grundversicherung gerüttelt, kritisiert der Obwaldner CVP-Nationalrat Karl Vogler (61): «Wenn sich andere Krankenkassen daran ein Beispiel nehmen, höhlen wir das System aus.»
Vogler wie auch seine Ratskolleginnen Marianne Streiff-Feller (60, EVP) und Prisca Birrer-Heimo (59, SP) haben daher zum Ende der Frühlingssession Vorstösse eingereicht, die die Bonus-Masche kritisieren.
Bund hatte Jagd auf «gute Risiken» gerade erst erschwert
«Die Grundversicherung muss für alle gleich sein», hält Streiff-Feller fest. Dass junge Gesunde belohnt, respektive körperlich Beeinträchtigte und Betagte diskriminiert würden, geht ihrer Meinung nach nicht an. «Damit führen die Kassen einfach wieder eine Risikoselektion durch, die man mit dem verfeinerten Risikoausgleich eindämmen wollte», so die Bernerin. Tatsächlich hatte der Bund letztes Jahr Hürden für die «Jagd» der Kassen auf junge und gesunde Versicherte eingeführt.
Für Vogler steht das Helsana-Bonus-Programm auch sonst quer in der politischen Landschaft, denn es widerspreche der gesundheitspolitischen Strategie von Bundespräsident und Gesundheitsminister Alain Berset (45, SP), welche die Chancengleichheit verbessern will. «Solche Programme machen das Gegenteil: Kranke, Behinderte, Betagte und all jene, die technisch nicht so versiert sind, werden diskriminiert.»
BAG hat grünes Licht gegeben
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat die Rechtmässigkeit der App geprüft – und entschieden, dass die Helsana die Boni auszahlen darf. BAG-Sprecherin Katrin Holenstein erklärt: «Zum einen steht das Programm allen offen. Es können nicht nur mit sportlichen Aktivitäten Punkte gesammelt werden. Und zum anderen werden keine Gelder aus der Grundversicherung verwendet.»
Das heisst: Die Zusatzversicherten finanzieren mit ihren Prämien die Rabatte für die Grundversicherten. Aber auch das widerspricht Bersets Plänen, der die Grund- und Zusatzversicherung stärker trennen will.
Datenschützer prüft noch
Bis auf weiteres kann Helsana+ weiterlaufen. Eine Hürde hingegen muss die App noch nehmen: Der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte Adrian Lobsiger (57) untersucht das Helsana-Bonusprogramm. Er will wissen, was die Kasse mit den Daten der Grundversicherten aus der App macht. Sein Entscheid soll in den nächsten Tagen fallen.
Über 50'000 Personen haben gemäss Helsana die Bonus-App Helsana+ heruntergeladen. Und hoffen damit, einen kleinen Teil ihrer Krankenkassen-Prämie zurückzuerhalten.
Das Ganze funktioniert so: Wer sportlich aktiv ist, Mitglied in einem «sozialen oder sportlichen» Verein, regelmässige Vorsorgeuntersuchungen macht und der Krankenkasse treu ist, sammelt Punkte. Ein Vorsorgeuntersuch und auch eine Vereinsmitgliedschaft schenkt mit 1500 Punkten ein. Die Nachweise können einfach per Foto-Upload direkt in der App übermittelt werden.
Für sportliche Aktivitäten kann man auch die Daten aus anderen Gesundheits-Apps wie Apple Health und Google Fit anbinden. Dann werden die Pluspunkte automatisch gutgeschrieben. Für eine Sporteinheit wie Joggen oder Schwimmen erhalten Versicherte 100 Punkte gutgeschrieben.
Die Punkte können ganz einfach in Geld umgemünzt werden: Mit einem Klick wird die Summe – bis zu 100 Franken für Grundversicherte, bis zu 300 Franken für Zusatzversicherte – aufs Konto überwiesen. Zudem gibt es auch Rabatte bei Helsana-Partnern.
Über 50'000 Personen haben gemäss Helsana die Bonus-App Helsana+ heruntergeladen. Und hoffen damit, einen kleinen Teil ihrer Krankenkassen-Prämie zurückzuerhalten.
Das Ganze funktioniert so: Wer sportlich aktiv ist, Mitglied in einem «sozialen oder sportlichen» Verein, regelmässige Vorsorgeuntersuchungen macht und der Krankenkasse treu ist, sammelt Punkte. Ein Vorsorgeuntersuch und auch eine Vereinsmitgliedschaft schenkt mit 1500 Punkten ein. Die Nachweise können einfach per Foto-Upload direkt in der App übermittelt werden.
Für sportliche Aktivitäten kann man auch die Daten aus anderen Gesundheits-Apps wie Apple Health und Google Fit anbinden. Dann werden die Pluspunkte automatisch gutgeschrieben. Für eine Sporteinheit wie Joggen oder Schwimmen erhalten Versicherte 100 Punkte gutgeschrieben.
Die Punkte können ganz einfach in Geld umgemünzt werden: Mit einem Klick wird die Summe – bis zu 100 Franken für Grundversicherte, bis zu 300 Franken für Zusatzversicherte – aufs Konto überwiesen. Zudem gibt es auch Rabatte bei Helsana-Partnern.