Am liebsten hätte unsere Armee ja neue bodengestützte Raketensysteme für alle Reichweiten. Doch dafür – und für viele neue Kampfjets – reichen die 8 Milliarden Franken nicht, die der Bundesrat bis ins Jahr 2030 für den Schutz des Luftraums ausgeben will. Deshalb setzt Verteidigungsminister Guy Parmelin (58) auf Langstrecken-Lenkwaffen.
Mittlere Flugabwehr kann weiter benutzt werden
«Wir haben in der Boden-Luftverteidigung nicht nur eine, sondern mehrere Lücken. Wir wollen jetzt die grosse schliessen», erklärte Christian Catrina (62), der für das Geschäft verantwortliche Delegierte, vor den Medien. Die vorhandenen Flugabwehr-Systeme für die Kurzdistanz seien sicher bis 2025 einsetzbar. Und sogar über diese Zeit hinaus bestünde die Möglichkeit zur Verlängerung. Langstrecken-Raketen hingegen, die dem Schutz der Bevölkerung und nicht nur von Objekten dienten, besitze die Schweiz seit dem Ende der Bloodhound-Lenkwaffen 1999 nicht mehr.
Das Argument, dass mit den Kampfjets bereits die weite Distanz verteidigt werde, also Angriffsziele wie Flughäfen oder das WEF in Davos nicht geschützt werden könnten, entkräftete Catrina: «Auf die kurze Distanz haben wir nicht nichts!»
Aufteilung des 8-Milliarden-Budgets bleibt offen
Konkret werden nach dem Anforderungskatalog «Air 2030», den Parmelin am Donnerstag unterzeichnet hat, Raketensysteme ausgesucht, die mindestens 12'000 Meter in die Höhe sowie 50 Kilometer in die Weite reichen und 15'000 Quadratkilometer abdecken.
In Frage kommen:
- Patriot-Raketen aus den USA
- David's Slings aus Israel
- SAMP/T-Lenkwaffen aus Frankreich
Eines der drei Systeme soll mit einem Kampfjet-Typ aus der bisher bekannten Auswahl kombiniert werden: Eurofighter, Rafale, Gripen, F/A-18 Super Hornet oder F-35.
Wie die Verteilung der Ausgaben – auf Jets und Raketen – aussieht, bleibt offen. Wie Catrina aber durchblicken liess, ist es gut möglich, dass im vorgesehenen Planungsbeschluss genauere Kostenangaben genannt werden (BLICK berichtete).
Die Offertenaufträge für die Jets gehen im Juni raus. Und ab dann kommt richtig Wind in die Flügel des Beschaffungsprogramms «Air 2030».