Er wackelt und schwankt, die Türen lassen sich oft nicht schliessen, die Klimaanlage fällt aus – der neue Doppelstockzug von Bombardier hat viele Probleme. Wenn er denn überhaupt fährt. Denn häufig bleibt der Pannenzug einfach stehen – wegen Softwareausfällen. Noch immer kommt es jeden Tag zu Störungen bei einem der zwölf Züge, die derzeit auf dem Schweizer Netz unterwegs sind.
Das bestätigte Toni Häne, Chef Personenverkehr der SBB, heute an einer eigens einberufenen Medienkonferenz. Zuvor hatten die Spitzen von SBB und Bombardier bei der Verkehrskommission des Nationalrats antraben müssen (BLICK berichtete).
SBB-Meyer: Bombardier muss jetzt liefern
Bei der Kommission wie auch anschliessend vor den Medien gaben sich SBB-Chef Andreas Meyer (57) und Bombardier-Chef Stéphane Wettstein (59) sehr einvernehmlich. «Wir wollen, dass dieser Zug ein Erfolg wird. Es wird aber noch eine Weile dauern, bis er in allen Punkten den schweizerischen Kundenanforderungen gerecht wird.» Man setze alles daran, dass dies möglichst schnell gehe, und man habe die besten Leute im Einsatz, so das Statement der beiden Unternehmen.
Und doch: Für Meyer ist klar, wer die Schuld am Schlamassel trägt: «Der Hersteller», sagt er gegenüber BLICK. Die Firma Bombardier habe in ihrer Offerte viel versprochen und mit Garantien unterlegt – «jetzt müssen sie liefern».
Nicht nur damit machte der SBB-Chef klar, dass die Eintracht wohl nur von vorübergehender Dauer sein wird. Denn er machte deutlich, dass am Ende abgerechnet werde. Die SBB hat offenbar nicht vor, die zuvor vereinbarten 1,9 Milliarden Franken, die Bombardier für die 62 Züge erhalten soll, komplett zu bezahlen. Stattdessen will sie ihren Schaden durch die Pannen und Lieferschwierigkeiten des Herstellers vom Gesamtpreis abzuziehen.
Vor dem Sommer auf der Paradestrecke
Doch mit diesen schwierigen Gesprächen warten die beiden Unternehmen noch zu. Jetzt gehe es darum, die Züge fit zu bekommen. «Wir wollen nicht, dass sich unsere Leute, die daran arbeiten, wegen der Zahlungen die Köpfe einschlagen», so Meyer wörtlich.
Und tatsächlich soll es vorwärtsgehen. Meyer kündigte an, dass der erste FV Dosto noch vor den Sommerferien auf der Paradestrecke St. Gallen–Genf eingesetzt werde. Das ist auch Wettsteins Wille, wie er klarmachte. Derzeit verkehrt der Pannenzug nur im Regionalverkehr. Für die geplagten Passagiere – vor allem im Rheintal – denken sich die SBB derzeit eine Goodwill-Aktion aus.