Nächstes Jahr jährt sich ein wichtiges Jubiläum zum 70. Mal. Am 14. August 1948 unterzeichneten das eben unabhängig gewordene Indien und die Schweiz einen Freundschaftsvertrag. Der neutrale Kleinstaat war eines der ersten Länder, die mit der früheren Kronkolonie Grossbritanniens diplomatische Beziehungen aufnahmen. In diesem Zusammenhang sind im kommenden Jahr Festaktivitäten geplant.
Und just passiert im indisch-schweizerischen Verhältnis auch im Parlament Historisches: Mit Nik Gugger (47) wird morgen Montag zu Beginn der Wintersession erstmals ein Nationalrat vereidigt, der indische Wur zeln hat.
Dieses Ereignis hat sogar im Riesenland die Runde gemacht. Für die Vereidigung hat sich der indische Botschafter im Bundeshaus angemeldet. Sibi George (49) zu SonntagsBlick: «Es ist mir ein grosses Anliegen, der Vereidigung von Herrn Gugger im Nationalrat beizuwohnen.» Seine Wahl freue die Inder sehr und werde die Freundschaft der beiden Länder noch vertiefen. «Indien ist die grösste Demokratie der Welt, die Schweiz eine der ältesten», so der Diplomat.
Gugger will vermitteln
Auch Gugger, der in Winterthur ZH ein indisch-schweizerisches Restaurant betreibt und ein ayurvedisches Getränk vertreibt, glaubt, dass seine Wahl einen positiven Effekt hat. «Als Native Indian, in der Schweiz sozialisiert, kann ich in der interkulturellen Schweiz zwischen den Kulturen und Generationen vermitteln», so der EVP-Politiker und Leiter der reformierten Fabrikkirche. Er betont aber: «Die Inder und Inderinnen, die ich in der Schweiz kenne und die hier wohnhaft sind, sind kulturell, beruflich und sozial gut integriert.»
Gugger selber hat bis heute Kontakte in sein ursprüngliches Heimatland. Aufgewachsen ist er im südindischen Ilikunu, dort verbrachte er die ersten Lebensjahre im Bungalow des Grossvaters von Hermann Hesse (1877–1962). Hermann Gundert (1814–1893) war als Forscher und Missionar im Vielvölkerstaat unterwegs.