Die Kindes- und Erwachsenenbehörden (Kesb) stehen in starker Kritik in der Schweiz. Seit einem Jahr gibt es daher die Anlaufstelle Kescha für alle, die von einer Massnahme betroffen und irgendwie nicht zufrieden sind. Rund 1100 Fälle bearbeitete sie im ersten Jahr.
Die Universität Freiburg hat alle diese Fälle wissenschaftlich untersucht und dabei drei Empfehlungen zuhanden der Kesb und Beistände, Kantone und Gemeinden formuliert.
Unter anderem rät die Uni-Studie:
- Mehr Ressourcen bereitzustellen
- Im Verfahren mehr Mediationen einzusetzen.
- Für besonders heikle und emotionale Fälle externe Kriseninterventionsstellen aufzubauen.
So könnten Eskalationen im Kindes- und Erwachsenenschutz verhindert werden.
Häufig sind Eltern zerstritten
«Die enorme Nachfrage zeigt, dass es die Kescha braucht und das Beratungsangebot eine bestehende Lücke schliesst», bilanziert Guido Fluri, Präsident der Anlaufstelle. Gemäss der Auswertung der Uni Freiburg betraf eine deutliche Mehrheit der Fälle (rund 59 Prozent) den Kindesschutz, die restlichen 41 Prozent den Erwachsenenschutz.
Den Problemen bei Kindesschutzfällen liegen sehr häufig Konflikte zwischen den Elternteilen zugrunde. Die Anrufer haben oft wenig bis kein Vertrauen in die involvierten Behörden und fühlen sich nicht ausreichend ernstgenommen.
Mehr Erklärungen nötig
Die Freiburger Studie zeigt, dass die Betroffenen oftmals das Verfahren im Kindes- und Erwachsenenschutz nicht verstehen. In gewissen Fällen – so die Empfehlung der Universität – müssen daher die Kesb mehr Ressourcen für die Kommunikation mit den Betroffenen bereitstellen. Nur dies führe zu mehr Fairness und Vertrauen.
Weiter empfehlen die Studienautoren den Behörden, die Fälle stärker zu priorisieren und unter anderem auf Angebote in den Gemeinden zurückzugreifen. (awi)