Post will Kahlschlag bei Filialen stoppen
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Neue Strategie
Post will Kahlschlag bei Filialen stoppen

Die Schliessung von Poststellen hat im Land zu viel Unmut geführt. Nun kommt auch der Postkonzern davon ab. Mehr als die bereits angekündigten Schliessungen soll es nicht geben. 800 Filialen sollen bleiben.
Publiziert: 14.05.2020 um 09:14 Uhr
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Aktualisiert: 14.05.2020 um 12:04 Uhr
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Schluss mit dem Kahlschlag: Postchef Roberto Cirillo will keine weiteren Poststellen schliessen.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser und Daniel Ballmer

Postchef Roberto Cirillo (48) hat sich grosse Ziele gesetzt: «Wir wollen die beste Post der Welt bleiben.» Der gelbe Riese soll aus den Köpfen der Menschen nicht mehr wegzudenken sein. «Die Post ist der Motor einer modernen Schweiz», verkündet Cirillo selbstbewusst.

Am Donnerstagmorgen hat die Konzernspitze ihre Strategie für die kommenden Jahre vorgestellt – und besinnt sich dabei auf ihre Wurzeln. «Wir fokussieren uns auf jene Kompetenzen und Märkte, die aus unserer Sicht den grössten Nutzen für die Schweiz stiften», so Postchef Cirillo.

In einem Bereich kündigt der gelbe Riese gar eine Kehrtwende an: Die Post verspricht, den Kahlschlag bei den Poststellen zu stoppen! 2016 hatte der Konzern angekündigt, die Zahl der Filialen von 1400 auf etwa 800 zu senken – weil das Postnetz Jahr für Jahr rote Zahlen schrieb. Nun verkündet Cirillo: Einen weiteren Abbau wird es nicht geben.

Post sucht Partner für Filialen

Die verbleibenden 800 Filialen will die Post auch in Zukunft eigenständig betreiben. Und sie sollen Geld einbringen, indem sie zu Dienstleistungszentren werden, die auch Behörden und Unternehmen offenstehen. «Die Partner, für die das Netz geöffnet wird, profitieren damit von der Serviceleistung der Post und der Möglichkeit, über das Post-Filialnetz ihren Kunden im digitalen Zeitalter einen physischen Kontakt zu bieten», so die Post.

Dafür soll der Geschäftsbereich PostNetz in eine rechtlich eigenständige AG überführt werden – was bereits Kritik der Gewerkschaft Syndicom hervorruft. Diese fürchtet, dass der gerade ausgehandelte Gesamtarbeitsvertrag schon bald wieder Makulatur sein könnte.

Druck aus Politik und Bevölkerung

Der Kurswechsel dürfte zwei Gründe haben: Die Schliessung von Poststellen war in der Bevölkerung höchst umstritten. Kaum eine Filiale, bei der es nicht zu Protesten kam. Und letztlich dürfte Postministerin Simonetta Sommaruga (60) auch ein Wort mitgeredet haben – die SP-Bundesrätin legt den Schwerpunkt ihrer Politik eher auf eine ausgebaute Grundversorgung als ihre Vorgängerin Doris Leuthard (57, CVP).

Klar aber bleibt für die Post-Spitze: Es muss etwas passieren. Der Druck auf den Ertrag nehme weiter zu. «Die Post muss reagieren», betonte Finanzchef Alex Glanzmann. Die Umstrukturierungen seien entscheiden und dringend. Durch die positiven Ergebnisse der vergangenen Jahre habe man dazu eine stabile Grundlage. «Diese schmilzt aber», so Glanzmann. Das Betriebsergebnis sei bis 2024 bei rund 400 Millionen Franken zu stabilisieren.

Briefe und Päckli aus einer Hand

Eine Kurskorrektur nimmt Cirillo auch bei der Zustellung vor. Die Post will die Volumenverschiebung von der serbelnden Brief- zur boomenden Paketpost nutzen, um ihre Ressourcen produktübergreifend einzusetzen, wie sie schreibt: Brief- und Paketpost sollen wieder in einem Geschäftsbereich gebündelt werden – ob künftig der Briefträger also wieder Pakete bringt?

Im Logistikbereich und der digitalen Kommunikation will Cirillo in den nächsten vier Jahren über drei Milliarden Franken investieren – unter anderem mit Zukäufen. Die neue Strategie soll am 1. Januar 2021 in Kraft treten und für die Periode 2021 bis 2024 gelten. Ihr Horizont sei aber längerfristig ausgelegt und erstrecke sich über die nächsten zehn Jahre.

«Ungleich lange Spiesse»

Ein ganz wichtiges Standbein des Konzerns ist zudem die Postfinance. Schon seit Jahren will die Unternehmensspitze damit ins Kredit- und Hypothekengeschäft einsteigen. «Wir kämpfen hier mit ungleich langen Spiessen mit der Konkurrenz», meinte Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller (67) fast beschwörend.

Bisher aber hatte die Politik diesen Schritt jeweils abgelehnt. «Wir haben natürlich Alternativszenarien», versicherte Schwaller. Darauf wollte das Unternehmen vorerst aber nicht näher eingehen. Man solle doch jetzt erstmal diese Diskussion eröffnen. Postfinance mache dem Konzern viele Sorgen weil sie als systemrelevante Bank weiteres Kapital aufbauen müsse. «Eine gesunde Postfinance ist wichtig für eine gesunde Post», ergänzte Finanzchef Glanzmann.

Verwaltungsratspräsident Schwaller sprach unter dem Strich von der grössten Umstrukturierung der Post seit Jahrzehnten. «Das ist eine Herkules-Aufgabe», sagte er.

Medienkonferenz Post 14.05.2020
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