Die FDP rutscht ins Verliererlager. Das zeigt das neuste Wahlbarometer, das die Forschungsstelle Sotomo im Auftrag der SRG erhoben hat. Im September-Barometer zählten die Freisinnigen mit +0,3 Prozentpunkten noch zu den Gewinnern. Aktuell weist das Barometer für die FDP aber einen Wähleranteil von 15,2 Prozent aus. Damit würde Petra Gössis (43) Partei im Vergleich zu den Wahlen im Oktober 2015 beachtliche 1,2 Prozentpunkte verlieren. Damit liegt sie aber noch immer im Bereich der Fehlertoleranz von +/–1,4 Prozentpunkten.
Gewinner sind die Ökoparteien. Mit einem Wähleranteil von 10,7 Prozent und einem Plus von 3,6 Prozentpunkten etablieren sich die Grünen auf dem Niveau der CVP (zum Abschneiden der anderen Parteien siehe Box). Die GLP kommt im neusten Wahlbarometer auf einen Anteil von 7,3 Prozent (+2,7 Punkte).
Was hat die FDP falsch gemacht?
Unweigerlich kommt jetzt die Diskussion auf, ob der von Gössi angestossene Kurswechsel hin zu einer grüneren FDP falsch war. Hier liefert das Wahlbarometer keine eindeutige Antwort. Denn eine relative Mehrheit von 37 Prozent der FDP-Wähler steht hinter dem Öko-Kurs. Und 35 Prozent finden gar, die Freisinnigen müssten noch mehr tun für die Umwelt. Auch der frühere Parteichef Philipp Müller (67) bezeichnete den Ökokurs im BLICK-Interview jüngst als «goldrichtig». Als Volkspartei müsse die FDP wichtige Anliegen der Bevölkerung aufnehmen.
Jedoch stellen sich 28 Prozent der FDP-Wählerschaft im Wahlbarometer gegen kostspielige Klimamassnahmen. Und natürlich waren die finanziellen Folgen des CO2-Gesetzes gerade in der Diskussion, als Sotomo die Umfrage durchführte.
Für und wider den Klimakurs
Dass die FDP zwischen den Fronten zerrieben wird, zeigt denn auch das Wahlbarometer: 69 Prozent der möglichen FDP-Wähler, die sich nun der SVP zuwenden, tun dies wegen des freisinnigen Klimakurses. Gleichzeitig sollen sich aber auch 81 Prozent der FDP-Anhänger, die sich letztlich für die GLP entscheiden, das tun, weil ihnen die Klimamassnahmen der FDP zu wenig weit gehen.
Die Vermutung liegt nahe, dass sich noch mehr FDP-Sympathisanten von den Freisinnigen abgewendet hätten, hätte die Gössi-Partei nicht eine Öko-Kurskorrektur vorgenommen. Das «FDP – Fuck de Planet»-Image hing nach der völligen Verwässerung des CO2-Gesetzes Ende 2018 bleischwer an der Partei. Und die Notwendigkeit, gegen die Klimaerwärmung vorzugehen, ist in breiten Teilen der Bevölkerung Konsens. Dem kann sich die FDP nicht entziehen.
Für die anderen grossen Parteien bringt das Wahlbarometer keine schlechten Neuigkeiten. Mit einem Verlust von einem Prozentpunkt und einem Wähleranteil von 10,6 Prozent rangieren die Christdemokraten einen Wimpernschlag hinter den Grünen. Wäre dies das tatsächliche Endergebnis vom Wahlsonntag, käme unweigerlich die Diskussion um einen Sitz der Grünen im Bundesrat auf.
Sorgen um ihren Bundesrat machen müsste sich aber nicht die CVP. Es wäre die FDP, die mit zwei Bundesratssitzen als übervertreten kritisiert werden dürfte. Hier wackelte der Sitz von Ignazio Cassis (58), da Karin Keller-Sutter (55) erst gerade in die Landesregierung gewählt wurde und die Zufriedenheit mit ihrer Arbeit gross ist. CVP-Chef Gerhard Pfister (57) könnte sich bei diesem Ergebnis somit zurücklehnen.
SP-Boss Christian Levrat (49) könnte mit 18,2 Prozent Wähleranteil (–0,6 Punkte) kommenden Frühling entspannt als Parteichef zurücktreten. Er hätte sein Hauptziel erreicht, die bürgerliche Mehrheit im Nationalrat zu brechen. Das rot-grüne Lager kommt im letzten Wahlbarometer vor dem Wahltermin auf fast 29 Prozent Wähleranteil. Der Mitteblock auf 22,5 Prozent. FDP und SVP zusammen auf 42,5 Prozent.
Keine gute Ausgangslage für spätere Wahlen
Auch Albert Rösti (52) dürfte bei einem solchen Abschneiden zufrieden sein. Denn die SVP bleibt mit 27,3 Prozent Wähleranteil (–2,1 Punkte) nicht nur klar die stärkste Partei der Schweiz. Angesichts früherer Umfragen mit gegen drei Prozentpunkten Wählerverlust ist er im Klimawahljahr mit einem blauen Auge davongekommen. Mit diesem relativen Erfolg im Rücken könnte auch er mit dem Gedanken spielen, den Posten des Parteipräsidenten für jemand anderen frei zu machen. Dies zumal das Wahlbarometer bei der SVP das Problem sieht, dass die Partei kaum mehr Junge für sich gewinnen könne, während die älteren Wähler wegsterben. Keine gute Ausgangslage für spätere Wahlen.
Ernüchternd dürften die Umfrageergebnisse für die BDP sein. Sie verliert 1,3 Punkte und kommt noch auf einen Anteil von 2,8 Prozent. Bei der BDP stellt sich die Frage, ob sie die Fraktionsstärke halten kann oder ob sie sich einer anderen Fraktion anschliessen muss.
Wem schliesst sich die BDP an?
Da die Mitte-Allianz mit der CVP vor Jahren scheiterte und sich das Verhältnis zu den Christdemokraten abgekühlt hat, dürfte man gespannt sein, ob sie bei der GLP-Fraktion oder bei den Freisinnigen anklopft. Erstere könnte für die bodenständige BDP bei vielen Themen zu progressiv sein.
Die FDP-Fraktion könnte ihr Unterschlupf gewähren. Denn die freisinnige Fraktion dürfte dankbar sein für die Stärkung durch die BDPler in der Diskussion um ihren zweiten Bundesratssitz.
Für die anderen grossen Parteien bringt das Wahlbarometer keine schlechten Neuigkeiten. Mit einem Verlust von einem Prozentpunkt und einem Wähleranteil von 10,6 Prozent rangieren die Christdemokraten einen Wimpernschlag hinter den Grünen. Wäre dies das tatsächliche Endergebnis vom Wahlsonntag, käme unweigerlich die Diskussion um einen Sitz der Grünen im Bundesrat auf.
Sorgen um ihren Bundesrat machen müsste sich aber nicht die CVP. Es wäre die FDP, die mit zwei Bundesratssitzen als übervertreten kritisiert werden dürfte. Hier wackelte der Sitz von Ignazio Cassis (58), da Karin Keller-Sutter (55) erst gerade in die Landesregierung gewählt wurde und die Zufriedenheit mit ihrer Arbeit gross ist. CVP-Chef Gerhard Pfister (57) könnte sich bei diesem Ergebnis somit zurücklehnen.
SP-Boss Christian Levrat (49) könnte mit 18,2 Prozent Wähleranteil (–0,6 Punkte) kommenden Frühling entspannt als Parteichef zurücktreten. Er hätte sein Hauptziel erreicht, die bürgerliche Mehrheit im Nationalrat zu brechen. Das rot-grüne Lager kommt im letzten Wahlbarometer vor dem Wahltermin auf fast 29 Prozent Wähleranteil. Der Mitteblock auf 22,5 Prozent. FDP und SVP zusammen auf 42,5 Prozent.
Keine gute Ausgangslage für spätere Wahlen
Auch Albert Rösti (52) dürfte bei einem solchen Abschneiden zufrieden sein. Denn die SVP bleibt mit 27,3 Prozent Wähleranteil (–2,1 Punkte) nicht nur klar die stärkste Partei der Schweiz. Angesichts früherer Umfragen mit gegen drei Prozentpunkten Wählerverlust ist er im Klimawahljahr mit einem blauen Auge davongekommen. Mit diesem relativen Erfolg im Rücken könnte auch er mit dem Gedanken spielen, den Posten des Parteipräsidenten für jemand anderen frei zu machen. Dies zumal das Wahlbarometer bei der SVP das Problem sieht, dass die Partei kaum mehr Junge für sich gewinnen könne, während die älteren Wähler wegsterben. Keine gute Ausgangslage für spätere Wahlen.
Ernüchternd dürften die Umfrageergebnisse für die BDP sein. Sie verliert 1,3 Punkte und kommt noch auf einen Anteil von 2,8 Prozent. Bei der BDP stellt sich die Frage, ob sie die Fraktionsstärke halten kann oder ob sie sich einer anderen Fraktion anschliessen muss.
Wem schliesst sich die BDP an?
Da die Mitte-Allianz mit der CVP vor Jahren scheiterte und sich das Verhältnis zu den Christdemokraten abgekühlt hat, dürfte man gespannt sein, ob sie bei der GLP-Fraktion oder bei den Freisinnigen anklopft. Erstere könnte für die bodenständige BDP bei vielen Themen zu progressiv sein.
Die FDP-Fraktion könnte ihr Unterschlupf gewähren. Denn die freisinnige Fraktion dürfte dankbar sein für die Stärkung durch die BDPler in der Diskussion um ihren zweiten Bundesratssitz.
Umfrage ist nur ein Fingerzeig für die Wahl
Die Online-Umfrage fürs letzte Wahlbarometer vor den Parlamentswahlen am 20. Oktober fand vom 26. September bis 2. Oktober 2019 statt. Die Rekrutierung der Teilnehmer geschah über die SRG-Webportale und via Online-Panel der Forschungsstelle Sotomo von Politgeograf Michael Herrmann (48). Allerdings ging die Anzahl Teilnehmer mit 12'107 Stimmberechtigten gegenüber dem SRG-Wahlbarometer vom September mit 17'128 Teilnehmern klar zurück, und der Stichprobenfehler ist mit +/–1,4 Prozentpunkten im Vergleich zur letzten Online-Umfrage wieder angewachsen. Wünschenswert wäre es, dass der Stichprobenfehler kleiner wird, je näher das Barometer dem Wahltermin kommt.
Am 20. Oktober finden die eidgenössischen Parlamentswahlen in der Schweiz statt. Die insgesamt 200 Sitz im Nationalrat werden nach Anzahl Bevölkerung auf die Kantone verteilt und müssen neu gewählt werden. Auch die 46 Sitze des Ständerats werden neu vergeben.
BLICK bietet rund um die Uhr die aktuellsten Informationen zum Wahlkampf, der politischen Themenagenda der Parteien und Kandidaten, der Sitzverteilung im Parlament und den Wahlergebnissen.
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