Nationalratssaal soll zum Ruheraum werden
De Buman will Ex-Kollegen aus Wandelhalle verbannen

Parlamentarier schütteln den Kopf: Der amtierende Präsident der grossen Kammer, der Freiburger CVP-ler Dominique de Buman, braucht Ruhe im Nationalratssaal. Dazu möchte er den Zugang zur angrenzenden Wandelhalle beschränken. Über diese ganz eigene Logik staunen nicht nur Parlamentarier.
Publiziert: 08.06.2018 um 20:02 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 22:02 Uhr
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Nationalratspräsident Dominique de Buman während der laufenden Sommersession.
Foto: KARL-HEINZ HUG
Pascal Tischhauser

Der höchste Schweizer, Nationalratspräsident Dominique de Buman (62), hat ein persönliches Lärmproblem. Dem CVP-ler ist es im Saal zu laut. Um auch die anderen 199 Nationalrätinnen und -räte vom Mais im Bundeshaus zu überzeugen, misst der Freiburger ihn sogar – und entwickelt seltsame Ideen.

Kein Fuss mehr in die Wandelhalle

In der Logik de Bumans ist nämlich das Kommen und Gehen in der angrenzenden Wandelhalle der Grund, weshalb es in seinem Ratssaal zu laut sei. In der Wandelhalle stehen Besucher, plaudern Lobbyisten und warten Journalisten. Folglich würden die Politiker wichtige Gespräche im Nationalratssaal führen, wo man unter sich sei.

Also will der Romand den Zugang zur Wandelhalle einschränken – und als drastischste Massnahme ausgerechnet seine früheren Kollegen aus der Wandelhalle ausschliessen: Für alt-National- und alt-Ständeräte soll die Halle künftig tabu sein. Nur noch in die beiden Vorzimmer sollen sie ihre Füsse setzen dürfen.

Einschränkungen für Journalisten

Auch Besucher und Lobbyisten müssen nach dem Willen de Bumans draussen bleiben, zeigen Unterlagen, die BLICK vorliegen. Entgegen früherer Vorstellungen sollen Journalisten aber weiterhin in die Wandelhalle dürfen. Während die aktuellen Pläne für akkreditierte Fotografen keine Einschränkungen vorsehen, sollen Journalisten nur für Interviews Zutritt haben. Und es dürfe «keine feste Installationen» geben. Was genau damit gemeint ist, ist unklar.

BLICK hat bei de Buman nachgefragt. Konfrontiert mit den Plänen meldete er sich nicht zurück. In der Nationalratsleitung, dem sogenannten Büro, sind de Bumans Pläne erst kurz vorgestellt worden. Beschliessen lassen will der Nationalratspräsident das neue Wandelhallen-Regime in der zweitägigen Sitzung im August.

Ausgerechnet der höchste Schweizer schadet der Demokratie

«Als Romand müsste de Buman wissen, dass Parlament von parler kommt, also vom französischen Wort für reden», sagt ein Nationalrat. Damit mache er sich nur Feinde. Wer den Zugang zur Demokratie verbaue und das direktdemokratische System hinter «Panzerglas» stecke, schade der Schweiz und ihrem System – «und das macht ausgerechnet der Nationalratspräsident». Und: Er müsse sich überlegen, ob er im richtigen Amt sei, meint eine Parteifreundin von de Buman bloss noch.

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