Erfolg für die Klimajugend: Bei ihrem Anliegen, einen landesweiten Grossstreik am 15. Mai 2020 auszurichten, kann sie auf das Wohlwollen des Gewerkschaftsbundes hoffen. «Der Vorstand wird an der Delegiertenversammlung eine Resolution vorlegen, in der die gewerkschaftspolitischen Forderungen für den Klimaschutz definiert sind», sagt Dore Heim (60) vom Gewerkschaftsbund SGB dem BLICK.
Vorbild für den 15. Mai ist der diesjährige Frauenstreik. Am Grossstreik sollen nicht nur Jugendliche, sondern die ganze Schweiz mitmachen.
Für die Gewerkschaft ist die Unterstützung heikel. Bei der Bevölkerung sind Streiks nicht sonderlich beliebt – in Branchen, die einen Gesamtarbeitsvertrag unterschrieben haben gar verboten. Deshalb nimmt Heim das Wort «Streik» nicht in den Mund, sondern spricht von einem «Aktionstag». Ganz anders die Klimajugend: Sie nennen den Anlass explizit «Strike for Future».
«Wir werden unsere Mitglieder nicht zum Streik aufrufen. Das haben wir aber auch beim Frauenstreik nicht getan», sagt Heim. Lahmlegen will man die Schweiz nicht. «Denkbar sind verschiedene Formen, wie Klimaschutzforderungen in die Betriebe getragen werden können: zum Beispiel durch Diskussionen mit der Leitung oder indem Buttons an der Kleidung getragen werden.»
Unterschiedliche Vorstellungen
Wie der Streik genau aussehen wird, ist noch unklar. «Selbst innerhalb der Klimajugend gehen die Vorstellungen auseinander, was man am Aktionstag machen kann», sagt Heim. Klar ist bislang nur, dass der «Strike for Future» wie beim Frauenstreik dezentral, an unterschiedlichen Orten, stattfinden soll.
Für den Frauenstreik hatte der Gewerkschaftsbund zusätzlich eine 60-Prozent-Stelle geschaffen. «Aber es sind ja nicht die Gewerkschaften, die diesen Aktionstag organisieren, es ist die Klimajugend.»
Gewerkschaft legt Klimaresolution vor
Am 15. November muss die Delegiertenversammlung des SGB definitiv über die Unterstützung entscheiden. Gleichzeitig wird der Vorstand dort eine Klimaresolution vorlegen: «Viele Arbeiter sind vom Klimawandel direkt betroffen: Nicht nur jene auf dem Bau, sondern zum Beispiel auch Grenzwächter oder das Pflegepersonal. Ihre Arbeitsbedingungen müssen geschützt werden!»
Die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften ist auch für die Klimajugend Neuland. Bislang gaben sie sich immer parteipolitisch ungebunden und erreichten so viele unterschiedliche Unterstützer. Angst um die politische Unabhängigkeit hat Mitorganisatorin Jelena Filipovic (27) nicht. «Gewerkschaften gehören zu keinem politischen Spektrum.»