Seit vergangenem Donnerstag dringen Wasser und Schlamm in den Lötschberg-Tunnel. Zeitweise waren es regelrechte Bäche. Die Gleise waren überschwemmten, der Tunnel musste gesperrt werden.
Die gute Nachricht: Seit Ende letzter Woche ist zumindest eine Röhre der wichtigen Zugverbindung ins Wallis wieder befahrbar – allerdings nur eingeschränkt. Zur Sicherheit können die Züge im betroffenen Abschnitt nur langsam fahren, was zu Verspätungen führt. Die Eurocity-Züge Mailand-Brig-Basel dagegen müssen weiter den Umweg über die Bergstrecke fahren. Die Fahrtzeit verlängert sich dadurch um rund 30 Minuten.
Verantwortliche tappen im Dunkeln
Die schlechte Nachricht: Die zweite Röhre auf dem Doppelspurabschnitt bleibt noch mehrere Tage gesperrt. «Wir sind mit Hochdruck daran, die Röhre von Schlamm und Wasser zu befreien», sagt BLS-Sprecherin Tamara Traxler. Erste Erkenntnisse hätten gezeigt, «dass es in den letzten Tagen mehr Bergwasser hatte als üblich». Dieses wird derzeit über ein zusätzliches Entwässerungssystem gefasst und kontrolliert abgeleitet.
«Wir können nicht sagen, wie gross das Problem ist»
Sorge aber bereitet vor allem eines: Auch wenn die Tunnelröhre von Schlamm und Wasser befreit ist, muss das Problem noch lange nicht behoben sein. Denn nach wie vor ist völlig unklar, warum das Wasser in den Tunnel dringt. Und: «Wir wissen nicht, wie sich die Menge des Wassers weiterentwickelt», sagt Traxler. Noch kann die BLS nicht einmal sagen, wie gross das Problem eigentlich ist. Noch nie seit der Eröffnung des Tunnels im Jahr 2007 sei so viel Wasser eingedrungen.
Fachleute überprüfen den Tunnel laufend. Auch das Bundesamt für Verkehr (BAV) blickt derzeit dauernd in Richtung Wallis. «Wir stehen wegen des aktuellen Wassereinbruchs mit der BLS in regelmässigem Kontakt», sagt BAV-Sprecher Michael Müller. Doch auch die Bundesbehörden haben derzeit keine Ahnung, wie schlimm es um den Tunnel steht.
Unklar, wann der Tunnel wieder normal befahrbar ist
Auch die Walliser Behörden warten auf weitere Informationen. «Natürlich hoffen wir, dass die Züge so schnell wie möglich wieder fahrplanmässig verkehren», sagt Kantonsingenieur Vincent Pellissier. «Für das Wallis ist bereits diese Teilschliessung ein harter Schlag. Pendler wie Touristen sind verunsichert. Es droht ein finanzieller Schaden», sagt der Walliser CVP-Nationalrat Philipp Matthias Bregy (41).
Wäre der Vorfall nicht im Bereich mit zwei Röhren geschehen, dann müssten die Zugreisenden Umwege von ein bis zwei Stunden in Kauf nehmen. «Das ist schlicht inakzeptabel für Wirtschaft und Tourismus», betont Bregy. Für Kantonsingenieur Pellissier ist denn auch klar: Das Ereignis zeige eindrücklich, dass der Ausbau der zweiten Lötschberg-Röhre rasch voranzutreiben sei.
Bis dahin aber ist es noch ein weiter Weg. Erst muss die BLS aktuelle Probleme lösen. «Es ist noch zu früh, um die definitiven Massnahmen abzuschätzen», räumt Traxler ein. Das Wichtigste sei, dass die Sicherheit von Arbeitern und Passagieren gewährleistet ist. «Wir können deshalb noch nicht abschliessend sagen, wann der Tunnel wieder ganz normal befahren werden kann.»