Sie tat nichts anderes, als die Schulverordnung umzusetzen: Eine Stadtzürcher Lehrerin, die Eltern per Brief darauf aufmerksam machte, dass für muslimische Kinder am Tag des Fastenbrechens schulfrei ist und dafür keine Jokertage eingesetzt werden müssen.
Dennoch stellte SVP-Nationalrat Andreas Glarner das Schreiben am Dienstag samt Namen und Handynummer auf Facebook, dazu den Aufruf: «Vielleicht möchte jemand der Lehrerin mitteilen, was man davon hält.»
Lehrerin musste Klasse abgeben
Glarners Anhänger taten es. In Massen. «Die Lehrerin erhielt wüste Drohungen und Beschimpfungen per E-Mail und Telefon», sagt Schulpräsident Roberto Rodriguez. Für die Seconda, die noch keine 30 Jahre alt ist, sei dies «extrem schwierig». Der Schulpräsident: «Sie hat Angst und ist noch immer fassungslos.» Ihre Klasse musste die Lehrerin, die erst im März das Diplom erhielt, vorübergehend abgeben.
Rodriguez: «An einen geregelten Unterricht ist zurzeit leider nicht mehr zu denken.»
Ein Nationalrat, der mutwillig gegen eine Lehrerin hetzt - das geht selbst Glarners Parteikollegen zu weit. In der Bundeshausfraktion brodle es, sagt ein Parlamentarier, der nicht namentlich genannt werden will.
SVP-Spitze will sich nicht äussern
Deutlicher wird SVP-Nationalrat Alfred Heer: «Kein Politiker sollte öffentlich eine Lehrerin an den Pranger stellen, die einfach ihren Job macht.» Wenn schon, müsste man auf politischem Wege die Verordnung der Schule ändern.
Die SVP-Spitze indes versucht, Glarners Ausbruch totzuschweigen. Weder Parteichef Albert Rösti noch Thomas Burgherr, Präsident der Aargauer SVP, wollen sich dazu äussern.
Glarner selbst ist sich weiterhin keiner Schuld bewusst. Im Gegenteil, er legt noch einen drauf. Zu Tele M1 sagte der Aargauer, er frage sich, ob die Lehrerin den richtigen Beruf gewählt habe, wenn sie im ersten Berufsjahr bereits ausfalle.
Glarner redet sich heraus
Auch auf Anfrage von SonntagsBlick redet er sich heraus: «Ich lege grossen Wert auf die Tatsache, dass es sich bei der Handynummer nicht um die private Nummer der Lehrerin handelt, sondern um diejenige eines Schulhandys.»
Dass die Lehrerin Drohungen erhält oder gar ihre Klasse abgeben muss, sei nie seine Absicht gewesen.
Ausgestanden ist der Fall für Glarner damit nicht. Parteikollegen wollen die Causa an der Fraktionssitzung vom kommenden Dienstag thematisieren. Und: Die Lehrerin kündigte an, juristisch gegen Glarner vorgehen zu wollen.
Diese Woche thematisierte die parlamentarische Frauengruppe an ihrem Treffen in Bern auch den Umgang mit Provokationen, Hass und Drohungen. Diese gehören zu den Schattenseiten der Digitalisierung der Schweizer Demokratie und betreffen besonders Frauen, Migranten sowie Menschen, die durch ihre sexuelle Orientierung exponiert sind. Manchmal genügt aber schon die Äusserung zu politisch heiklen Sachthemen wie Migration, Integration, Religion oder Sicherheitspolitik, um attackiert zu werden.
Nina Hüsser (24) vom SP-Generalsekretariat hat an diesem Treffen die druckfrische Broschüre ihrer Partei vorgestellt. Das Dokument enthält Vorsichtsmassnahmen für den Umgang mit Hassern (englisch: Haters) sowie Adressen für weitere Hilfeleistungen.
Die wichtigsten Tipps
- Mails, Kommentare in den sozialen Medien oder andere Mitteilungen erst von einer anderen Person lesen und filtern lassen. «Man muss sich nicht alles selber ansehen», sagt Nina Hüsser. Überhaupt sei ein gutes soziales Umfeld die allerbeste Unterstützung.
- Für jeden Account ein eigenes Passwort verwenden. Persönliche Log-ins können sehr schnell verbreitet und missbraucht werden.
- Keine telefonischen Kontakte ins Internet stellen. Schlimmstenfalls Nummern wechseln.
- Haters auf dem E-Mail, Telefon, Whatsapp oder sozialen Medien blockieren.
- Von Hasskommentaren auf Webseiten, die man nicht selber beeinflussen kann, Screenshots sichern. Solche Beiträge Online- oder Social-Media-Plattformen melden und sie darum bitten, diese zu löschen oder die Kommentar-Funktion auszuschalten.
- Bei Bedrohungen: Ruhig bleiben, sich nicht provozieren lassen. Polizei informieren.
Andrea Willimann
Diese Woche thematisierte die parlamentarische Frauengruppe an ihrem Treffen in Bern auch den Umgang mit Provokationen, Hass und Drohungen. Diese gehören zu den Schattenseiten der Digitalisierung der Schweizer Demokratie und betreffen besonders Frauen, Migranten sowie Menschen, die durch ihre sexuelle Orientierung exponiert sind. Manchmal genügt aber schon die Äusserung zu politisch heiklen Sachthemen wie Migration, Integration, Religion oder Sicherheitspolitik, um attackiert zu werden.
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- Für jeden Account ein eigenes Passwort verwenden. Persönliche Log-ins können sehr schnell verbreitet und missbraucht werden.
- Keine telefonischen Kontakte ins Internet stellen. Schlimmstenfalls Nummern wechseln.
- Haters auf dem E-Mail, Telefon, Whatsapp oder sozialen Medien blockieren.
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- Bei Bedrohungen: Ruhig bleiben, sich nicht provozieren lassen. Polizei informieren.
Andrea Willimann