Foto: Sabine Wunderlin

Mädchen (13) in Chat belästigt
St. Galler Pädo-Politiker tritt aus CVP aus

Michael Hugentobler ist nach Bekanntwerden seiner Verurteilung wegen Pornografie aus der CVP ausgetreten. Das Lehrerpatent gab er bereits im vergangenen Jahr freiwillig ab.
Publiziert: 15.01.2019 um 15:22 Uhr
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Aktualisiert: 16.01.2019 um 11:05 Uhr
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Flair für Computer: 2013 zeigte Michael Hugentobler SonntagsBlick, wie er iPads im Unterricht einsetzt.
Foto: Sabine Wunderlin
Lea Hartmann, Pascal Tischhauser

Der wegen Pornografie und versuchter sexueller Handlungen mit Kindern verurteilte St. Galler CVP-Kantonsrat Michael Hugentobler (37) ist nicht nur sein Amt los, sondern auch seine Partei. Wie Patrick Dürr (45), CVP-Präsident des Kantons St. Gallen, gegenüber BLICK sagt, ist Hugentobler aus der CVP ausgetreten. 

«Der Rückzug aus der Politik ist auch für uns die einzige mögliche Konsequenz», sagt Dürr. Wäre Hugentobler nicht von selbst ausgetreten, hätte die kantonale Parteispitze seinen Ausschluss beantragt. Als Amtsträger habe man eine Vorbildfunktion. «Wir sind schockiert und enttäuscht», so Dürr.

CVP-Präsident Pfister kritisiert Hugentobler

Gestern war der Fall durch einen inzwischen rechtskräftigen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft ans Licht gekommen. Hugentobler, Familienvater und ehemaliger Lehrer, war einem verdeckten Ermittler ins Netz gegangen, der sich in einem Chat als ein 13-jähriges Mädchen namens Sara ausgegeben hatte. Hugentobler stellte intime Fragen, bat sie, ihm Fotos von ihr zu schicken und entblösste sich vor der Webcam. Zudem hatte er mit zwei weiteren Mädchen Kontakt und schickte auch ihnen intime Fotos. Die Staatsanwaltschaft bestrafte ihn mit einer bedingten Geldstrafe in der Höhe von insgesamt 18'000 und einer Busse von 3600 Franken.

Hugentobler gab sich in einer ersten Reaktion reuig und teilte mit, er werde per sofort von allen politischen Gremien zurücktreten. Allerdings tat er dies erst, als die Medien auf den Strafbefehl aufmerksam wurden. Die Partei wusste bis gestern nichts von dem Strafverfahren gegen ihr Mitglied. CVP-Präsident Gerhard Pfister kritisiert dies. «Es wäre richtig gewesen von Herrn Hugentobler, sofort von allen Ämtern zurückzutreten und nicht erst die Verurteilung abzuwarten», sagt Pfister zu BLICK.

Er gab Lehrerpatent ab

Auch die Schule, an der Hugentobler zuletzt arbeitete, war ahnungslos. Die «Flade», die katholische Sekundarschule in St. Gallen, teilt heute mit, sie sei «zutiefst betroffen» und bedaure «die unentschuldbaren Übergriffe». Hugentobler war bis vor drei Jahren Lehrer an der Schule, danach habe er auf eigenen Wunsch in die IT-Branche gewechselt. Er arbeitete fortan als IT-Supporter und Berater an der «Flade». Seit gestern habe Hugentobler keine Mandate mehr für die Schule und keinen Zutritt mehr zu deren Räumlichkeiten, so die Schulratspräsidentin.

Bereits 2013 zeigte er sein Flair für Computer: Dem SonntagsBlick erklärte er, wie er iPads in der Flade im Unterricht einsetzt.

Als Lehrer tätig sein wird Hugentobler aber so oder so nicht mehr. Er habe sein Lehrerpatent im vergangenen Jahr unwiderruflich abgegeben, sagt Roman Dobler, Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Gallen, zu «nau.ch». Ein Tätigkeitsverbot wurde nicht ausgesprochen, weil dafür die damals geltenden gesetzlichen Voraussetzungen nicht erfüllt waren.

Anders hätte das ausgesehen, hätte Hugentobler die Taten heute begangen. Ab dem 1. Januar gilt ein Berufsverbot für pädophile Sexualstraftäter. Dieses geht auf die Pädophilen-Initiative zurück, die das Stimmvolk 2014 annahm.

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