Er sei der tödlichste Kampfjet der Welt: Mit dieser Kampfansage wirbt der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin für seinen Tarnkappenjet F-35. Das Flugzeug ist das modernste unter den vier Kampfjet-Typen, die die Schweizer Armee in den letzten Monaten getestet hat. 30 bis 40 Maschinen will Verteidigungsministerin Viola Amherd (57) für sechs Milliarden Franken kaufen.
Lockheed Martin gibt alles, um den Schweizern den Hightech-Jet schmackhaft zu machen. Sogar auf Twitter wurden Anzeigen geschaltet – obwohl das Stimmvolk beim Kampfjet-Typ gar nicht mitreden kann.
Doch was jüngst über den F-35 bekannt geworden ist, ist alles andere als gute Werbung für den US-Flugzeugbauer. Die Rede ist von schwerwiegenden Mängeln. So soll beispielsweise die eingebaute Bordkanone nicht zielgenau schiessen, wie der «Tages-Anzeiger» mit Verweis auf Berichte des Branchenportals «Defense News» schreibt. Das Problem ist seit Jahren bekannt, wurde aber offenbar noch immer nicht behoben. Zudem soll es Probleme mit dem Luftdruck im Cockpit des Einsitzer-Jets geben. Piloten würden über quälende Ohrenschmerzen klagen.
Und das ist bei weitem nicht alles. Die Rede ist auch von Blasenbildung in der Beschichtung des Jets, wenn er mit Überschalltempo unterwegs ist. Oder von Fehlalarmen wegen Batterieausfalls bei sehr kalten Temperaturen.
Die Leistungsfähigkeit des F-35 soll zudem nur 30 Prozent der versprochenen Kampfkraft betragen – was Lockheed Martin allerdings abstreitet. Das Unternehmen betont, dass die Rückmeldungen der Piloten aussergewöhnlich positiv seien.
Sauerstoffmangel und Probleme beim Raketenabwurf
Der F-35 ist nicht der einzige Jet auf der Shortlist der Schweiz, der im Ausland schon für Ärger gesorgt hat. Auch die anderen drei Modelle, die für Amherd infrage kommen, sind in anderen Staaten negativ aufgefallen:
- Als Sorgenkind gilt der Eurofighter des deutschen Konzerns Airbus. Vergangenes Jahr wurden Probleme der deutschen Bundeswehr mit dem Jet publik. Von den knapp 130 Kampfjets dieses Typs waren zeitweise nur wenige einsatzbereit, weil die anderen undicht waren und das Ersatzteil nicht beschafft werden konnte. Heute dann eine weitere Hiobsbotschaft: Im Norden Deutschlands stürzten zwei Eurofighter ab. Wie es zur Kollision kommen konnte, war zunächst unklar.
- Über den F/A-18 Super Hornet des US-Flugzeugbauers Boeing gab es in den vergangenen Jahren Berichte wegen Sauerstoffmangel und Druckverlust im Cockpit. Laut US-Marine handelt es sich um ein gravierendes Sicherheitsproblem, von dem damals alle F/A-18-Typen betroffen waren. In den USA wurde eine Taskforce gebildet, um es zu lösen. Auch der Schweizer Armee, die F/A-18 im Einsatz hat, waren die Probleme bekannt, entsprechende Massnahmen wurden getroffen.
- Bleibt die Rafale des französischen Rüstungskonzerns Dassault. Hier machten französische Medien vergangenes Jahr einen Defekt publik. So funktionierte beim Einsatz eines Jets in Syrien angeblich der Raketenabwurf nicht. Schuld soll ein Fehler im Computersystem gewesen sein. Die französische Armee nahm dazu nicht Stellung. Vergangenen März kam es zudem bei einem Trainingsflug zu einem Zwischenfall. Kurz nach dem Start wurde ein Passagier mit dem Schleudersitz aus der Maschine katapultiert. Wahrscheinlich ist allerdings, dass es nicht wegen einer technischen Fehlfunktion zum Unfall kam, sondern weil der Passagier aus Versehen den Schleuderknopf gedrückt hatte.