Daniel Leupi (52) kämpft im Zürcher Stadtrat für günstigen Wohnraum. Die Mieter seiner Wohnung sollen jedoch rund 5000 Franken für eine 5½-Zimmer-Wohnung hinblättern. Dieser Widerspruch, den der «SonntagsBlick» aufdeckte, sorgt landesweit für Kopfschütteln.
Die Parteispitze der Grünen wäre am Montag wohl am liebsten im Boden versunken. Leupis Erklärung, er vermiete sein Eigentum so teuer, um seine Altersvorsorge zu sichern, machte alles nur noch schlimmer. Heute nun platzte der Grünen-Nationalrätin Irène Kälin (31) der Kragen. «Das ist eine sehr unbefriedigende Begründung», findet sie.
Kälin glaubt der Begründung Leupis nicht
«Ich werde nicht grün mit Leupis Tun und noch weniger mit seiner Begründung», sagt Kälin gegenüber BLICK. Beides entspreche nicht ihrem grünen Gewissen.
Kälin nimmt ihrem Zürcher Parteikollegen die Begründung nicht ab, dass er wegen seiner Altersvorsorge auf diesen horrenden Mietzins angewiesen ist. «Exekutivpolitiker werden im Kanton Zürich sicher nicht sehr viel schlechter auf ihre alten Tage vorbereitet als im Kanton Aargau.» Dort nage jedenfalls keiner im Alter am Hungertuch.
Einschreiten und bei der Parteileitung auf eine Massnahme drängen will Kälin jedoch nicht. «Ich bin weder Zürcherin noch liegt es an mir zu entscheiden, was andere Grüne tun oder lassen sollen. Letztlich ist jeder sich selber Rechenschaft schuldig, nicht mir.» Sie würde allerdings bis über beide Ohren rot werden, wenn sie einen solchen Mietzins verlangen würde.
Mieterverbands-Präsident vermisst linke Verantwortung
Nichts ausrichten gegen den Grünen-Stadtrat kann auch SP-Nationalrat Carlo Sommaruga (58). Aber der Präsident des Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverbands appelliert an das soziale Gewissen der Immobilienbesitzer. «Ich bin schon schockiert über das Verhalten von Vermietern wie Leupi», sagt Sommaruga gegenüber BLICK.
Das Ziel des Mieterverbands sei der Wechsel von Marktmieten zu sogenannten Kostenmieten. «Diese bringen immer noch eine schöne Rendite für die Altersvorsorge und ermöglichen zugleich auch Mittelklasse-Familien eine grössere Wohnung», so Sommaruga weiter. Dies sei seines Erachtens gelebte linke Verantwortung.