Kult-Komiker Peach Weber kämpft für Atomausstiegs-Initiative
«Manche Atom-Lobbyisten gehörten hinter Schloss und Riegel!»

Beim nächsten Urnengang entscheidet die Schweiz über die Atomausstiegs-Initiative. Mit Komiker Peach Weber haben die Initianten einen prominenten Supporter. Im BLICK-Interview spricht der Aargauer über AKW, die Masseneinwanderungs-Initiative und Gölä.
Publiziert: 04.10.2016 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:55 Uhr
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«Manche Atom-Lobbyisten gehörten hinter Schloss und Riegel!»: Der Komiker greift in die Abstimmungsschlacht um den Ausstieg ein.
Foto: Stefano Schröter
Interview: Christof Vuille

BLICK: Peach Weber, am 27. November stimmen wir über die Atomausstiegs-Initiative ab. Sie engagieren sich für ein Ja, geben Ihr Gesicht für den Flyer der Initianten her. Warum?
Peach Weber: Weil ich es als ­einen meiner grössten Fehler sehe, dass ich mich in den 70er-Jahren nicht der Anti-AKW-Bewegung angeschlossen habe. Ich war zwar volljährig, aber hatte primär Musik, Freundinnen und andere Sachen im Kopf.

In Ihrem Heimatkanton stehen mehrere AKW. Was stört Sie denn heute daran?
Gerade als Aargauer sollte man sich dagegen wehren, schliesslich sind wir mit Leibstadt und Beznau gesegnet. Wenn man nur schon daran denkt, was geschehen könnte, dreht man doch durch. Manchmal frage ich mich, in welcher Nähe ein Unfall passieren muss, bis das jedem klar wird. Dazu kommen die ungeklärte Frage der Endlagerung und die absurd tiefen Versicherungssummen. Dem Volk wurde über Jahrzehnte eine verlogene Rechnung präsentiert. Manche Lobbyisten, die dafür verantwortlich sind, gehörten hinter Schloss und Riegel.

Erst letzte Woche hat der Nationalrat die Energiestrategie verabschiedet. Neue AKW werden wohl so oder so nicht mehr gebaut. Die Initiative ist überflüssig.
In der Schweiz wurde schon sehr vieles beschlossen, von dem ein paar Jahre später nichts mehr übrig blieb. Hinzu kommt, dass es nicht schnell genug gehen kann, alle bestehenden Kernkraftwerke abzuschalten. Unser zu schneller Einstieg in den vermeintlich billigen Atomstrom hat die Entwicklung im Bereich von sauberen, erneuerbaren Energien um 30 Jahre zurückgeworfen. Da protestieren Menschen gegen Windräder, die man im Zweifelsfall auch problemlos wieder verschwinden lassen könnte. Die AKW beschäftigen aber noch die nächsten hundert Generationen.

Wollen Sie sich künftig vermehrt politisch engagieren oder gar einer Partei beitreten?
Nein, ich bin zwar ein politischer Mensch, aber absolut parteilos. In meinen Programmen kommt Politik nicht vor, ich mache 100 Prozent Unterhaltung. Aber wenn ich zu ernsteren Themen befragt werde, sage ich meine Meinung. Ideologische Diskussionen finde ich lächerlich. Und das Parolen-Gejohle vor Abstimmungen ist für mich Kindergarten. Ich bilde mir meine eigene Meinung.

Die vielleicht umstrittenste Frage im Land ist die Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative. Was meinen Sie dazu?
Das ist ein Dilemma. Indem die Linken jahrelang gesagt haben, es gebe kein Problem mit der hohen Zuwanderung in die Schweiz, haben sie ihre Wähler in die Arme der SVP getrieben. Man sollte Probleme diskutieren, wenn sie aufkeimen – und nicht, wenn sie schon kaum mehr lösbar sind.

Vor kurzem hat sich Mundart-­Rocker Gölä sehr prägnant zur Schweizer Politik geäussert. Was halten Sie davon?
Viele Künstler haben Angst vor negativen Folgen, wenn sie sich zu ernsthaften Themen äussern. Gölä ist ein cooler Typ, aber solche Rundumschläge sind nicht mein Ding. Wahrscheinlich wusste er eine Stunde nach dem Interview auch nicht mehr so recht, was er alles gesagt hat.

Darum gehts

Bern – Hinter der Volksinitiative Für den geordneten Ausstieg aus der Atom­energie stehen die Grünen, auch SPler sitzen ­im Komitee. Die Initianten verlangen die rasche Abschaltung aller Schweizer AKW und ein Betriebsverbot. Das Volk stimmt am 27. November über die Initiative ab.

Bern – Hinter der Volksinitiative Für den geordneten Ausstieg aus der Atom­energie stehen die Grünen, auch SPler sitzen ­im Komitee. Die Initianten verlangen die rasche Abschaltung aller Schweizer AKW und ein Betriebsverbot. Das Volk stimmt am 27. November über die Initiative ab.

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