Was will die Hornkuh-Initiative?
Die Volksinitiative «Für die Würde der landwirtschaftlichen Nutztiere (Hornkuh-Initiative)» will, dass es in der Schweiz wieder mehr Kühe und Ziegen mit Hörnern gibt. Da die Haltung von Tieren mit Hörnern mehr Platz braucht und deshalb teurer ist, sollen die Bauern mit einem zusätzlichen Beitrag unterstützt werden. Dazu soll in der Verfassung festgehalten werden, dass der Bund naturnahe sowie umwelt- und tierfreundliche Produktionsweien unterstützt und dass «Halter von Kühen, Zuchtstieren, Ziegen und Zuchtziegenböcken finanziell unterstützt werden, solange die ausgewachsenen Tiere Hörner tragen.» Die Initiative setzt auf Freiwilligkeit: Das Enthornen von Jungtieren mit lokaler Betäubung wäre weiterhin erlaubt.
Wer steht hinter der Initiative?
Die Hornkuh-Initiative wurde im September 2014 von der IG Hornkuh um Armin Capaul (66) lanciert. Der Bergbauer und frühere Grünen-Nationalratskandidat übertraf die Hürde von 100'000 Unterschriften um fast einen Fünftel und reichte die Initiative im März 2016 ein. Am 25. November 2018 kommt sie zur Abstimmung.
Wie viele Kühe mit Hörnern gibt es denn noch?
Es gibt zwei Möglichkeiten, hornlose Kühe zu bekommen: Entweder man züchtet sie, oder man enthornt die Jungtiere kurz nach der Geburt. Dazu werden die Hornanlagen, wo die Hörner später wachsen würden, unter lokaler Betäubung ausgebrannt. Heute haben rund drei Viertel der Schweizer Kühe keine Hörner. Grund: So brauchen die Tiere weniger Platz im Stall, und die Verletzungsgefahr sinkt. Allerdings: Weil immer mehr Bauern ihre Tiere in Freilaufställen halten, hat der Anteil hornloser Kühe in den letzten 20 Jahren abgenommen.
Was würde die Förderung von Hornkühen kosten?
Laut den Initianten würden sich die zusätzlichen Beiträge für die Landwirte auf 15 Millionen Franken im Jahr belaufen. Zum Vergleich: Das gesamte Landwirtschaftsbudget beträgt mehr als drei Milliarden pro Jahr. Dieses müsse bei der Annahme der Initiative nicht erhöht werden, so die Initianten. Wie hoch die Beiträge an die einzelnen Bauern sein sollen, lassen sie offen.
Was sind die Argumente der Befürworter?
Die Initianten argumentieren mit der Würde der Tiere: Kühe bräuchten ihre Hörner für die Kommunikation – ohne sie gerate ihr Sozialverhalten durcheinander. Ausserdem sei das Horn durchblutet und von Nerven durchzogen, weshalb das Enthornen den Tieren nachhaltig Schmerzen zufüge. Für die Initianten ist es unverständlich, dass das Enthornen bei Nutztieren erlaubt ist, während es bei Haustieren nicht toleriert wird. Das Hauptargument der Gegner, wonach hornlose Kühe weniger Unfälle verursachen, lassen die Initianten nicht gelten: Unfälle durch Tritte oder dadurch, dass Menschen von Tieren an die Wand gedrückt würden, kämen deutlich häufiger vor.
Wer unterstützt das Anliegen?
Von den im Parlament vertretenen Parteien haben SP und EVP die Ja-Parole gefasst. Ausserdem unterstützen verschiedene Naturschutzorganisationen das Anliegen. So beispielsweise Pro Natura, Greenpeace oder Bio Suisse. Auch der Schweizer Tierschutz und andere Tierschutzorganisationen sprechen sich für die Hornkuh-Initiative aus. Der Bauernverband hat Stimmfreigabe beschlossen.
Wer ist dagegen – und weshalb?
Bundesrat und Parlament lehnen die Initiative ab, weil diese dem Tierwohl mehr schade als nütze. Mit einer finanziellen Unterstützung für behornte bestehe die Gefahr, dass wieder mehr Ställe gebaut werden, in denen die Tiere angebunden sind. Ein weiteres Argument ist die unternehmerische Freiheit der Landwirte: Diese sollen selbst entscheiden, ob sie ihre Tiere mit oder ohne Hörner halten möchten – ohne finanziellen Anreiz des Bundes. Auch die den Bauern nahestehende SVP lehnt die Initiative ab, da die Ausgaben anderswo im Landwirtschaftsbudget eingespart werden müssten.
Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.
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