Kritik von alten Genossen – Juso-Funiciello wehrt sich
«Ich kenne Armut nicht nur vom Hörensagen»

Die junge SP-Generation spreche die Sprache der Büezer nicht mehr, bemängelten ältere Genossen im BLICK. Nun wehrt sich Juso-Chefin Tamara Funiciello – und kontert ihre Kritiker.
Publiziert: 24.02.2019 um 16:35 Uhr
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Aktualisiert: 01.03.2019 um 16:35 Uhr
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Tamara Funiciello wehrt sich gegen die Kritik, sie und andere junge SP-Exponenten seien mit ihrer Biografie nicht mehr bei den SP-Stammwählern. «Ich kenne Armut nicht nur vom Hörensagen», kontert die Juso-Chefin.
Foto: Keystone
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Sermîn FakiPolitikchefin

Die SP hadert mit ihrem schlechten Abschneiden im jüngsten SRG-Wahlbarometer. Woran nur liegt es, dass die Partei auf magere 17,4 Prozent Wähleranteil herabzusacken droht?

Ist es, weil sie aktuelle Entwicklungen wie die Klimastreiks verschlafen hat? Oder liegt es am Konfrontationskurs beim Rahmenabkommen, das sie ebenso fest ablehnt wie die SVP? Das dürfte bei EU-freundlichen linken Wählern nicht gut ankommen.

Vom Hörsaal in den Plenarsaal

Im BLICK brachten Genossen hinter vorgehaltener Hand personelle Gründe ins Spiel: Die Pragmatiker in der Partei wie Präsident Christian Levrat (48) und Fraktionschef Roger Nordmann (45) seien vor allem in der Deutschschweiz zu wenig präsent.

Dort sei der linke Flügel mit Juso-Chefin Tamara Funiciello (28) und ihrem Vorgänger Cédric Wermuth (33) viel zu dominant. «Sie kamen direkt vom Hörsaal in den Plenarsaal», zitierte ein altgedientes Mitglied den früheren Parteipräsidenten Helmut Hubacher (92). Die Sprache der Büezer und mittleren Kader, die einst die Sozialdemokraten wählten, sprächen sie nicht.

«Eine Frechheit!»

«Ich komme aus einer Arbeiterfamilie und kenne Armut nicht nur vom Hörensagen», sagt Funiciello, Tochter eines Polymechanikers und einer Kassiererin, zu BLICK. «Ich weiss, was es heisst, wenn man Ende Monat die Rechnungen nicht bezahlen kann.» Wer ihr vorwerfe, keine Ahnung von den Sorgen der Büezer zu haben, habe «selbst keine Ahnung». Sie habe seit dem 16. Lebensjahr in mehr Branchen gearbeitet, als einige Genossen kennen würden.

Ihren Kritikern wirft sie vor, elitär zu sein: Wer meine, dass Akademiker nicht die «Sprache der Büezer» sprechen, glaube offenbar, «dass die Arbeiter zu dumm sind, Studierte zu verstehen – eine Frechheit».

Zu viel «FDP mit sozialem Gewissen»

Funiciello selbst glaubt, dass die SP derzeit verliert, weil sie zu sehr in der Mitte politisiert. Der rechte Parteiflügel wolle die SP zu einer «FDP mit sozialem Gewissen» machen. Grundfalsch, so Funiciello: Nur eine linke SP sei eine wirkliche Alternative zu den Bürgerlichen – und würde gewählt. «Das zeigt uns auch die Radikalität der Klimastreik-Bewegung. Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen.»

National- und Ständeratsratswahlen 2019

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