Das Rennen um das SP-Präsidium wird doch noch spannend! Ein Tandem mit den SP-Nationalräten Priska Seiler Graf (51, ZH) und Mathias Reynard (32, VS) will die Nachfolge von SP-Chef Christian Levrat (49) antreten. Das berichtet die «NZZ am Sonntag». Damit bekommt das Duo mit Mattea Meyer (32) und Cédric Wermuth (33) Konkurrenz.
Der Kandidatur des neuen Duos gingen intensive Gespräche unter vier SP-Nationalräten voraus, die alle Interesse an der Führungsposition signalisierten. Die Frauen Priska Seiler Graf (51, ZH) und Franziska Roth (53, SO) sowie die Männer Mathias Reynard (32, VS) und Angelo Barrile (43, ZH). Letztere machten aber von Beginn weg klar, dass für sie jeweils nur eine Kandidatur gemeinsam mit einer Frau in Frage kommt.
Nun sind es also Seiler Graf und Reynard. Seiler Graf hat sich als Sicherheitspolitikerin einen Namen gemacht. Zudem ist sie derzeit Co-Präsidentin der Kantonalzürcher SP. Sie gehört zu den Pragmatikern in der Partei. Reynard wiederum hat seine Wurzeln in der Juso und kann auf den Support aus der Romandie zählen. Im Wallis luchste er der CVP beinahe einen Ständeratssitz ab.
Breite der Partei widerspiegeln
«Wenn schon ein Co-Präsidium, dann sollte auch die Romandie vertreten sein», sagt Seiler Graf. Sie und Reynard präsentieren sich als Kandidatur, die alle Genossen anspreche: «Das Wichtigste ist für mich, dass das Präsidium die Breite der Partei widerspiegelt», sagt Reynard. Er sei gewerkschaftlich geprägt, Seiler Graf moderater. Sie sei aus der Stadt, er vom Land. «Ich bin sicher, dass wir mit dieser Kombination viele Leute abholen werden.»
Auch Roth und Barille wollen künftig in der Partei eine wichtigere Rolle spielen: Roth will nun für das Co-Präsidium der SP Frauen kandidieren. Und Barille will Vizepräsident der SP werden.
Besonders der Realo-Flügel dürfte sich über die neue Kandidatur von Seiler Graf und Reynard freuen. Denn das Duo Meyer/Wermuth ist den Pragmatikern zu links. Zu den Kritikerinnen gehörte etwa die Aargauer Nationalrätin Yvonne Feri (53): «Von der Ausrichtung her hätten wir uns etwas Milderes gewünscht», sagte sie letzten Dezember gegenüber Radio SRF. «Mattea Meyer und Cédric Wermuth sind sehr links, sehr fundamentalistisch unterwegs.»
Duo Meyer/Wermuth startet in der Pole
Meyer und Wermuth starten allerdings in der Poleposition ins Rennen. Die beiden harmonieren bestens, arbeiteten sie doch bereits in Juso-Zeiten eng zusammen. Sie haben ihre Kandidatur bereits vor Weihnachten angekündigt und seither das Feld beackert: Meyer markierte bereits deutlich Position mit ihrer Forderung nach einer Sondersteuer für Superreiche.
Mit seiner frühen Kandidatur hat das Duo zudem klar gemacht, dass es die SP unbedingt in die Zukunft führen will. Und vor allem haben die beiden die Zeit genutzt, bereits eine breite Supporterfront hinter sich zu scharen. «Die grosse Unterstützung, die wir seither spüren, berührt uns sehr. 500 von euch haben sich bereits als Unterstützer eingetragen», schreiben sie in ihrem Newsletter vom Samstag.
Zu den prominentesten Supportern gehört SP-Nationalrätin Jacqueline Badran (58, ZH). Sollten Meyer und Wermuth den SP-Chefposten übernehmen, will Badran sogar als Vizepräsidentin kandidieren. «Ich will Teil einer Mission sein! Und die beiden haben eine, die ich teile», machte sie im «SonntagsBlick» klar.
Zahlreiche Absagen
Mit der neuen Kandidatur dürfte sich die Ausgangslage weitgehend geklärt haben. Denn bereits im Vorfeld haben potenzielle Anwärterinnen gleich reihenweise ihren Verzicht erklärt. Darunter auch politische Schwergewichte wie die Bernerinnen Flavia Wasserfallen (40) und Nadine Masshardt (35) oder die Zürcherinnen Jacqueline Badran (58) und Min Li Marti (45), ebenso SP-Vizepräsidentin Barbara Gysi (55, SG).
Allerdings ist gut möglich, dass auch irgendein Vertreter einer Kantonalpartei seinen Hut noch in den Ring wirft – allerdings ohne grosse Erfolgsaussichten. Die SP-Basis wählt das neue Präsidium Anfang April an ihrem Parteitag in Basel.
Doch unabhängig davon, wer am Ende das Präsidium übernimmt: Die grosse Herausforderung für die neue Parteispitze wird es sein, jene Wähler zurückzugewinnen, welche die Partei an die Grünen verloren hat – und gleichzeitig für Neuwähler attraktiver zu werden.